Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
Vom Netzwerk:
nicht leidet. Ich engagiere mich sozial, indem ich Kuchen für den Kirchenbasar backe (für den mich alle sehr loben) und bin ein wertvolles Mitglied dieser Gesellschaft!« Wirklich? Wahrscheinlich ist es so, dass diese Frauen sehr viel wertvollere Mitglieder für unsere Gesellschaft sind als die Single-Managerinnen, die am Wochenende mit ihrem hart verdienten Geld beim Kurztrip nach Paris die französische Wirtschaft stärken.
    In meinem anderen Leben hatte ich jedoch in unregelmäßigen Abständen einen immer gleichen Traum, aus dem ich schweißgebadet und fix und fertig aufwachte: Jemand fesselte mich an einen Stuhl, verpasste mir einen modischen, rot getönten Kurzhaarschnitt und setzte mir eine gewagt gezickzackte Brille auf. Meistens erlösten mich meine lauten Angstschreie von dem bösen Traum. Mein Selbstbild entsprach schon eher dem der Single-Managerin in Paris.
     
    Heute, sechs Jahre und zwei Kinder später, wage ich den prüfenden Blick in den Spiegel. Was ich da sehe, entspricht nicht meiner Vorstellung einer schwäbischen Hausfrau, obwohl ich das nun tatsächlich bin. Also wäre es nicht verwunderlich, dieses Bild auch zu verkörpern. Ich sehe etwas, das in jüngeren Jahren weit jenseits meiner Vorstellungskraft lag, sodass ich kein klares Bild vor Augen hatte. Nun sehe ich es und bin entsetzt: Ich bin ein Muttertier! Der Schock der Selbsterkenntnis sitzt tief. Ein Muttertier ist meiner Definition nach eine Hausfrau ohne eigene Interessen. Eben eine Mutter, Mutter, Mutter und sonst nichts. Die schwäbische Hausfrau aus meinem Albtraum war wenigstens schlank, engagierte sich sozial und kaufte mehr oder weniger modische Kleidung. Die Selbstdiagnose ist niederschmetternd. Die zehn Kilo, die ich nach der Geburt von Jan vor drei Jahren schnell wieder runtertrainieren wollte, sind noch genau so da wie die Jeans, die ich damals für den Übergang bei C&A gekauft hatte. Nur, bis ich wieder in Größe 38 passe. Wie konnte ich mich so gehen lassen, ohne es zu merken? Es sind nicht nur die Kilos, die mich schockieren. Es ist die gesamte Ausstrahlung. Wo ist mein Selbstbewusstsein, das Funkeln in den Augen? Wo bin ich? Wo bin ich verloren gegangen und warum habe ich es nicht gemerkt? Die Antwort liegt auf der Hand: Ich war zu beschäftigt. Beschäftigt mit den Kindern, dem Haushalt, den Fahrten zur Krabbelgruppe, Musikschule, Krankengymnastik, Kieferorthopädin, dass ich mich selbst vergessen habe.
     
    Ich beobachte die Frauen in meinem Umfeld. Worin unterscheiden sie sich und was macht die Ausstrahlung aus. Wie finde ich mein altes Ich wieder? Die Antwort erschließt sich mir schnell: Berufstätige Frauen haben eine andere Ausstrahlung als Hausfrauen. Eine Ausstrahlung, die meinem Selbstbild schon immer mehr entsprochen hat als die einer Hausfrau oder gar eines Muttertiers. Vollständige Selbstaufgabe ist nicht mein Ding. Ich bin auch niemand, der auf die Frage nach dem Beruf stolz antwortet, erfolgreich ein kleines Familienunternehmen zu leiten. Ich will arbeiten. Und zwar nicht, um einfach mal raus zu kommen, wie es oft so schön heißt, sondern um richtig zu arbeiten und richtiges Geld zu verdienen. Und das ist mein Recht. Als Frau und als Mutter.
     
    Von: Hanna
    Gesendet: Montag, 13. Juli 2009, 22:13
    An: Maxi
    Betreff: AW: Das Muttertier
     
    Es ist geil! Es ist super! Es ist perfekt!
     
    Genau so habe ich mir das vorgestellt!
    Es kommt garantiert am besten rüber, wenn du aus deinem Leben erzählst!
    Word-Format ist auch perfekt, weil ich es layouten muss.
    Zum Namen brauchen wir noch ein Foto, Bild, Symbol, das bei allen deinen Kolumnen oben erscheinen wird, so als Wiedererkennungssymbol!
    Was meinst du?
     
    Kuss, bis bald
    Hanna

6
    »Genial«, rief ich so laut, dass Lieschen und Franziska zusammenzuckten, »Maxi hat die erste Kolumne geschrieben. Die ist genauso, wie ich sie mir vorgestellt habe. Fantastisch!« Bereits in der Schule lag ihr die Schreiberei, und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie mit ihrem BWL-Studium genau die falsche Berufswahl getroffen hatte. Sie war für mich die geborene Schriftstellerin.
    »Na dat is ja wunderbar!«, freute sich Lieschen.
    »Zeig mal die Ko…, Ko…, Ko…«, drängte mich Franziska vom Notebook weg.
    Das Feedback meiner Blog-Leser war überwältigend. Maxis Kolumne kam super an. Viele Frauen fühlten sich angesprochen und verstanden. Und immer wieder wurde die Frage gestellt, wann die nächste Kolumne erscheinen würde. Das spornte Maxi natürlich

Weitere Kostenlose Bücher