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Mutti geht's gut: Wahre Geschichten aus dem Leben einer Tochter (German Edition)

Mutti geht's gut: Wahre Geschichten aus dem Leben einer Tochter (German Edition)

Titel: Mutti geht's gut: Wahre Geschichten aus dem Leben einer Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Windmann
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besänftigen. »Aber wie wäre es mit einem wahrheitsgetreuen Text? Zum Beispiel: ›Hübsches kleines Haus mit eigenem Garten …‹«
    Meine Mutter schüttelt energisch den Kopf. »Ich will, dass sich anständige Leute bei mir melden, Laura.«
    »Aber was ist denn an dem, was ich vorgeschlagen habe, unanständig?«, frage ich erstaunt.
    »Wenn dort ›mit Garten‹ steht, dann melden sich bestimmt Mieter, die Gartenpartys feiern wollen. Das weiß ich genau!«
    Ich atme tief durch. Kaum wage ich meine Vermutung zu äußern, weil ich befürchte, dass sich Muddi dann noch mehr aufregt. » Willst du das Haus überhaupt vermieten?«
    »Laura!« Sie sieht mich scharf an. »Wieso fragst du das? Ich versteh dich nicht … selbstverständlich will ich das!« Kopfschüttelnd weist sie auf den Schreibblock. »Wenn dir mein Text nicht gefällt, dann schreib du ihn doch. Und dann kannst du die Anzeige auch gleich selbst beim Wochenblatt aufgeben. Ich werde mir in den nächsten Tagen dort schon mal die Mietgesuche ansehen. Da kann ich gewisse Leute wenigstens ausschließen!«
    »Warum fragst du nicht Margot, ob sie einziehen möchte? Immerhin ist sie ja sowieso nie zu Hause, weil sie sich ständig bei Mohrbek herumtreibt«, sage ich schnippisch und bereue es sogleich.
    Während wir den Frühstückstisch abräumen, herrscht eisiges Schweigen, weil ich mich über ihren wunden Punkt lustig gemacht habe. Ich beschließe, noch am selben Tag die Wohnungsanzeige aufzugeben, um meiner Mutter einen ihrer vielen letzten Wünsche zu erfüllen. Dieses Schweigen halte ich einfach nicht aus!
    Als wir ins Auto steigen, um einkaufen zu fahren, bricht es aus ihr heraus. Immerhin sitzt Muddi nun auf dem Beifahrersitz – ich bin ihr und ihren Klagen also hoffnungslos ausgeliefert. Jeder Versuch zu fliehen würde unser beider Ende bedeuten.
    »Margot war am Dienstag schon wieder mit Herrn Michels bei Mohrbek«, sagt sie mit Grabesstimme.
    Ich verfluche mich innerlich dafür, dass ich das Thema angeschnitten habe.
    Herr Michels hat früher das zehn Hektar große Grundstück von Muddis Freundin Margot instand gehalten. Sie trifft sich auch heute noch ab und zu auf einen Kaffee mit ihm. Mohrbek wiederum ist ein alteingesessenes Möbel- und Bekleidungshaus, das noch älter und traditioneller wirkt als die bekannten Möbelhausketten der Republik.
    »Wieso fragt sie mich nicht ein Mal , ob ich mitkommen möchte?«, fährt Muddi fort. »Ich sitze zu Hause allein und gelangweilt herum, und anstatt sich um mich zu kümmern, erzählt sie mir, dass sie sich bei Mohrbek zwei neue Kleider gekauft hat!«
    Jetzt beschwert sie sich gleich darüber, dass sie sich schon ewig keine Kleider mehr gekauft hat, denke ich noch, als sie schon fortfährt.
    » Ich würde mir auch gerne mal ein neues Kleid kaufen! Ich glaube, ich hab mir zuletzt vor drei Jahren eins gekauft. Und neue Schuhe müsste ich auch mal wieder haben. Ich lauf immer noch in den alten Latschen von vor fünf Jahren rum. Sie kann ja meinetwegen gern mit dem Michels in der Gegend rumfahren … aber sie könnte mich wenigstens fragen!«
    Ich stehe an der ersten Kreuzung unserer Fahrtstrecke und überlege. Das letzte Kleid für meine Mutter haben wir zusammen vor genau zwei Wochen gekauft. Schuhe für sie haben wir uns exakt vor einer Woche angesehen, doch sämtliche Modelle waren ihr entweder zu teuer oder zu »unschick«. Außerdem hätte sie in ihrem Alter mittlerweile keine Lust mehr, überhaupt noch Schuhwerk zu kaufen, denn die Komfortschuhe, die ihre kaputten Knie und Füße schonen sollten, sähen ausnahmslos so aus, als kämen sie aus der Reha-Abteilung eines Sanitätshauses.
    Meine Gedanken schweifen ab, weil mein Blick auf das eingeschweißte Duftbäumchen fällt, das auf der Ablage liegt, weil es nach dem letzten Transport von meinem Sohn und einer Horde verschwitzter Fußballkumpels nach dem Training im Auto muffelig riecht. Richtig, das wollte ich ja noch aufhängen.
    Muddi stört es nur selten, dass ich zum Gespräch nichts beitrage. Seit einiger Zeit habe ich mir angewöhnt, auf ihre Tiraden kaum etwas zu erwidern, um meine Ruhe zu haben. Manchmal versuche ich auch, in einer solchen Situation das Gespräch auf erfreulichere Dinge zu lenken. Allerdings muss ich flink sein, damit sie nicht aufs nächste Reizthema umschwenkt. Manchmal gelingt mir das, meist jedoch nicht …
    Als ich nun versuche, im Fahren das grüne Duftbäumchen aus der Verpackung zu schieben, um es an den Rückspiegel zu

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