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Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Titel: Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Milsch
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direkt bestimmen, mit wem ihr Kind spielen, bei wem es übernachten darf. In als unpassend abgeurteilte Kreise wird es gar nicht erst hineingelassen, sei es der falsche Klassenkamerad, der falsche Sportverein oder der unliebsame Auslandsaufenthalt. Denn die größte Gefahr für die Mutti-Herrschaft droht, wenn das Kind andere Familien, andere Lebensentwürfe oder gar Möglichkeiten zur Persönlichkeitsentwicklung kennenlernt. Mit selbstbestimmten Vätern und Kindern oder Müttern, die noch ein anderes Leben haben als die Familie, als Vorbild könnte es ja anfangen, das Matriarchat zu Hause infrage zu stellen. Indem der Kontakt zu Personen, die der Mutti gefährlich werden könnten, verhindert wird, kommt das Kind erst gar nicht auf die Idee, dass etwas nicht stimmt. Und Verbündete findet es in diesem abgeschotteten System ganz bestimmt nicht. So entfernen sich Kinder und Partner nie aus dem Orbit des Planeten Mutti und hören nie auf zu denken, es müsse so sein.
    Noch einen weiteren Vorteil gewinnt Muttis Machtposition durch die Beziehungskontrolle: Sie ist ein enormes Druckmittel. Wer die Mutti verärgert, verliert ganz schnell auch seine sozialen Kontakte. Freunde dürfen nicht mehr besucht werden. Verwandte und Freunde der Familie werden entmutigt, selbst Kontakt mit dem Delinquenten aufzunehmen. Auf diese Weise kann die Mutti jeden, der aus ihrem System auszubrechen droht, isolieren. Diesen sozialen Tod will keiner riskieren.
    Selbst die Partnerwahl ihrer erwachsenen Kinder beeinflussen die Muttis. Erst einmal indirekt: indem sie schon früh bei den Söhnen das Bild von der idealen Frau prägen. Aber auch direkten Einfluss auf die Partnerwahl üben Muttis ganz selbstverständlich aus: indem sie ihren Kindern von Partnern abraten, die sie für unpassend halten. Indem sie unliebsame Partner der Kinder vergraulen. Und indem sie aus ihrer Sicht passende Partner vorschlagen, zuführen und für sie werben. So wurde zum Beispiel der britische Prinz Charles nicht zuletzt von Königin Elisabeth II. zur Ehe mit Diana gedrängt, weil sie als passendere Partnerin galt als die verheiratete Camilla. Die Gefühle ihres Sohnes spielten für die mächtigste Frau des Commonwealth bei dieser Entscheidung keine Rolle.
    Die absolute Kontrolle des privaten Lebensraums, der Emotionen und der Beziehungen der ganzen Familie bedeutet eine enorme Machtfülle für die Muttis. Das Perfide daran: Muttis werden immer behaupten, dass sie ihre Entscheidungen zum Wohl der Familie und zum Besten ihrer Schützlinge treffen. Sie glauben das auch selbst. Aber ist das wirklich so?
    Macht ohne Verantwortung
    Er war Brittas ganzer Stolz: der Strickwarenladen »Woll-Ecke«. Ein Regenbogen von Garnen türmte sich in den Regalen, verschiedenste Stricknadeln und Gläser mit bunten Knöpfen luden zum Stöbern ein, in einer Ecke stand ein Regal mit Strickzeitschriften. Britta ist eine warmherzige, impulsive Frau. Ihre Stammkundinnen kamen gerne, um mit ihr eine halbe Stunde zu plaudern. Dann kauften sie ein oder zwei Knäuel Wolle und verabschiedeten sich herzlich.
    Britta hatte den Laden vor drei Jahren übernommen, teils mit ihrem eigenen Ersparten, teils mit einer Hypothek auf das Haus, das ihr Mann geerbt hatte. Der große Erfolg blieb aber aus. Der Laden lief immer knapp am Rand der Profitabilität. Denn in den Kurzwarenabteilungen der beiden großen Kaufhäuser am Ort gab es die gleiche Wolle ohne Ambiente und ohne Beratung, aber etwas günstiger. Und immer mehr Strickerinnen bestellten ihr Material in Onlineshops. Kurz: Britta verlor viele Kundinnen an die Konkurrenz. Ihr Bankberater warnte sie mehrmals: »So können Sie nicht weitermachen, Sie geraten immer tiefer in die Schulden!« Aber das wischte Britta weg. Der Laden war nun mal ihr Lebenstraum. Dann hatte sie eine großartige Idee, mit der sie mehr Kunden binden wollte: Sie würde den Laden zum Strickcafé umbauen, wo die Kundinnen bei Kaffee und Kuchen über die neuesten Stricktrends plaudern konnten und zum Abschluss die wunderbare, teure Mohairwolle kaufen würden, von der sie geschwärmt hatten. Britta war sicher: Diese Kundenbindungsstrategie würde den Durchbruch bringen.
    Mit großem Aufwand und einer beträchtlichen Investition baute Britta das Ladengeschäft um, installierte eine Küche und eine Kundentoilette im hinteren Bereich, Tische und Stühle im vorderen. Die Fläche für Ware wurde drastisch reduziert. Das neue Strickcafé sah wunderschön gemütlich aus. Und dann?
    Brittas

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