Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)
Frauen heute genauso möglich ist wie für Männer. Es ist meiner Ansicht nach auch völlig egal, ob der Mann fulltime arbeitet oder die Frau oder beide Teilzeit. Es ist ein Deal unter Partnern.
In Mutti-Familien läuft das aber anders. Da bestimmt Mutti, dass sie die beschwerliche Arbeit zu Hause übernimmt, und verlangt Dankbarkeit dafür. Doch der Haushalt ist vielfach keine tagesfüllende Beschäftigung mehr. Statistiken beweisen das: Eine Studie in Österreich befragte in den Jahren 2008/2009 insgesamt 8200 Personen, womit sie ihre Zeit verbringen – einen Tag lang notierten sie jede Tätigkeit von über einer Viertelstunde Dauer. Und dabei kam heraus: Pro Tag zwei Stunden 52 Minuten genügen im Durchschnitt, um die Wohnung in Schuss und die Mägen gefüllt zu halten und alle, restlos alle Hausarbeit zu erledigen.
Und meist helfen unter Muttis Augen die Kinder und der Ehemann sogar noch mit. Die Kinder decken den Tisch und räumen die Spülmaschine ein und aus, der Mann übernimmt den Wocheneinkauf am Samstag, natürlich mit Einkaufszettel, den die Mutti ihm mitgibt. Für Reparaturen in der Wohnung ist sowieso er zuständig, auch fürs Schleppen der Getränkekisten. Trotzdem lamentiert Mutti immer wieder: »Du hilfst mir zu wenig im Haushalt!« Damit wird das schlechte Gewissen geweckt, das allgegenwärtig lauert. Die Mutti versteht es, den Eindruck zu erwecken, dass sie den ganzen Tag schwer schuftet, während ihr Mann sich abends aufs Sofa sinken lässt und von ihr verwöhnt wird. Dieses Machtspiel ist eine Farce!
Aber wenn die Muttis weder ihre Energie in die Erwerbsarbeit stecken noch wirklich den ganzen Tag im Haushalt schuften, was machen sie dann? Wofür noch mal sollen ihnen die Männer so dankbar sein? Bleibt noch eins: sich um die Kinder kümmern.
Käfighaltung
»Janiiice, geh da weg von der Schaukel!« Die etwa 25-jährige Frau hängt im Fenster, die Arme hat sie auf ein Kissen gestützt, das sie vorsorglich auf die Fensterbank gelegt hat. Unten auf der Grünfläche zwischen den achtstöckigen Wohnbauten ist ein großer Spielplatz, auf dem sich die Kinder der Nachbarschaft tummeln.
Janice ist sechs Jahre alt. Immer wieder schaut sie zu dem Fenster in der dritten Etage, von dem aus ihre Mutter über sie wacht. Um endlich auch mal auf die Schaukel zu dürfen, hat sie vor zehn Minuten hier am Schaukelgestell Posten bezogen. Und zehn Minuten sind für eine Sechsjährige eine Ewigkeit! Wenn Jana endlich absteigt, ist sie dran. Aber gerade ist Bea aufgetaucht. Damit sie sich nicht vordrängeln kann, muss Janice so nahe an der Schaukel stehen, dass Janas Füße sie beim Schwingen fast berühren. Kein gemütlicher Ort, aber so macht ihr wenigstens niemand ihren Platz streitig.
Als sie ihre Mutter hört, will sie es nicht glauben. Sie soll weggehen, jetzt, wo sie fast am Ziel ist? Im ersten Moment kommt ihr in den Sinn, so zu tun, als ob sie nicht gehört hätte. Doch dann überlegt sie, dass ihre Mutter in solchen Dingen kein Pardon kennt: Mama weiß, dass Janice sie hören kann. Genau in dem Moment, als Janice sich laut aufseufzend abwendet, muss sie mit ansehen, wie Jana von der Schaukel springt und die blöde Bea, die Gunst der Stunde nutzend, sich triumphierend auf das Brett setzt.
Oben am Fenster schaut ihre Mutter kurz über die Schulter zu ihrer Freundin, die im Wohnzimmer sitzt und mal wieder von ihrer gemeinen Kollegin erzählt, und schüttelt den Kopf. »Nicht zu fassen, wenn man seine Augen nicht überall hat … Das darf doch nicht wahr sein!«, unterbricht sie den Wortschwall aus dem Hintergrund. »Da geht die Kleine doch glatt rüber zum Leon. Mit dem soll sie doch nicht spielen. Dessen großer Bruder ist zwölf und raucht schon. Ich hab ihr 1000-mal gesagt …«
Die einzige Tätigkeit, in die sich Muttis wirklich mit aller Energie knien, ist die Betreuung der Kinder. Mutti beaufsichtigt die Hausaufgaben, kontrolliert ihren Umgang, fragt sie über ihre Erlebnisse aus. Die Sprösslinge werden zur Schule, zum Sport, zum Musikunterricht, zu verschiedenen Hobbys gebracht oder gar gefahren und natürlich auch wieder abgeholt. Würde es den Kindern nicht guttun, auch mal ohne Mutti unterwegs zu sein? Freizeit im wahrsten Sinne des Wortes zu haben? Natürlich ist das Herumkutschiertwerden für die Kinder bequem. Aber ich glaube, dass es ihnen manchmal auch gehörig auf die Nerven geht. Wann sollen sie lernen, selber verantwortlich dafür zu sein, dass sie den richtigen Bus noch
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