Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)
endlich anfingen, miteinander über ihre Bedürfnisse zu sprechen, entwickelten sie nach und nach einen Plan, wie sie zusammen für sich sorgen konnten. Zur Tochter, die in der Vergangenheit gelernt hatte, Zärtlichkeiten zwischen den Eltern als etwas Bedrohliches wahrzunehmen, sagten sie: »Das ist doch was Schönes, sich zu küssen. Das wirst du eines Tages selber erleben.« So konnte das Kind die neue Nähe zwischen den Eltern akzeptieren.
Meist ist solch ein Problem nicht so leicht zu lösen wie bei Monika und Peter. Frauen bestimmen, wo es langgeht, und vor allem: wie weit. Sie dürfen jederzeit abbrechen. Und das ist auch gut so. Um es noch mal deutlich zu sagen: Das Vetorecht der Frau ist eine der wichtigsten Errungenschaften der Zivilisation, es ermöglicht überhaupt erst das Ideal einer gleichberechtigten Partnerschaft.
Nur: Dass die beiden scheinbar gleichberechtigten Partner nicht offen miteinander reden können, erweist sich als Katastrophe. Wenn beide Partner klar sagen würden, was sie sich wünschen und wie viel, könnten sie gemeinsam eine Lösung finden, die für beide gut ist. Von der Josephsehe ohne Sex bis zu mehrmals täglich, 365 Tage im Jahr – alles ist möglich und eine Sache der Absprache. Wenn aber Sex als Instrument gebraucht wird, um den Mann zu lenken, und Sexentzug als Bestrafung dient, werden weder Mann noch Frau glücklich.
Missverstehen Sie mich nicht: Es ist naturgegeben, wenn nach einem Streit erst einmal Ruhe im Bett herrscht. Wer wütend auf einen anderen Menschen ist, hat wenig Lust, ihn zu umarmen. Das ist normalerweise eine Reaktion beider Seiten, die sich wieder gibt, wenn man zu dem Schluss gekommen ist, dass trotz aller Differenzen die Liebe zum Partner überwiegt. Heuchlerisch und erpresserisch wird der Liebesboykott, wenn es beim Streit um Themen geht, die mit dem Verhältnis der beiden zueinander eigentlich wenig zu tun haben. So wie Geld oder das Urlaubsziel. Viele Muttis lassen auch in solchen Fällen den Mann nicht ran – so lange, bis er tut, was sie sagt.
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt
Im August 2009 gestand ein fünffacher Familienvater vor dem Landgericht Bielefeld, eine 13-Jährige mit dem Auto angefahren und dann vergewaltigt zu haben.
2011 wurde ein Mann aus Oberfranken angeklagt, seine Tochter über 34 Jahre hinweg missbraucht zu haben, das erste Mal, als sie zwölf Jahre alt war. Im Lauf der Zeit bekam sie drei Söhne von ihm; alle drei hatten Behinderungen, zwei starben im Kindesalter.
Die dreijährige Karolina wurde vom Lebensgefährten ihrer Mutter über mehrere Tage hinweg verprügelt, mithilfe von glühenden Flaschendeckeln versengt und mit dem Kopf gegen die Wand und gegen Möbel gestoßen. Bewusstlos wurde sie auf der Toilette eines Krankenhauses abgelegt und starb wenige Tage später an ihren Verletzungen.
Derart grausame Fälle von Kindesmisshandlung, Missbrauch und Vergewaltigung gehen immer wieder durch die Medien. Für die Opfer interessiert sich, nach dem Medienhype, kaum jemand. Sie bleiben mit ihren massiven körperlichen und seelischen Schäden zurück und haben oft für den Rest ihres Lebens Schwierigkeiten, eine normale Beziehung aufzubauen.
Solche entsetzlichen Taten sind keineswegs Einzelfälle. Mediziner und Unicef -Studien schätzen, dass jährlich allein in Deutschland zwischen 150 000 und 180 000 Kinder körperlich misshandelt werden. Bei einer Zahl von 13,1 Millionen minderjähriger Kinder und Jugendlicher in Deutschland 2010 entspricht das einem Anteil von 1,1 bis 1,4 Prozent.
Die medizinische Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte 2009 eine Untersuchung, nach der 5 bis 10 Prozent aller Mädchen und 5 Prozent aller Jungen im Laufe ihrer Kindheit penetrierendem sexuellen Missbrauch ausgesetzt sind, andere Formen des sexuellen Missbrauchs betreffen noch wesentlich mehr Kinder; nach Schätzungen des Frauenärzteverbands werden 8 bis 15 Prozent der Frauen im jungen Erwachsenenalter vergewaltigt.
Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen befragte 2011 in einer Repräsentativstichprobe 11 428 Personen der Altersgruppe 16 bis 40, ob sie im Alter bis 16 Jahren sexuell missbraucht oder belästigt worden seien. 683 Personen, also 6 Prozent, bejahten dies. 5 Prozent der weiblichen und 1 Prozent der männlichen Befragten gaben an, im Alter bis 13 Jahre sexuellen Missbrauch mit Körperkontakt erlebt zu haben; nimmt man die 14- und 15-Jährigen mit dazu, waren es 5,4 Prozent der Mädchen und
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