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Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Titel: Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Milsch
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ist also der Vater der vermutlich übertriebenen Einschätzung der Männer.
    Abgerundet wird dieses Bild von zwei 2011 auf der Website der Zeitschrift Woman’s Day veröffentlichten Zahlen: 84 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass sie Sex unter anderem deswegen haben, um ihren Mann zu mehr Hausarbeit zu bewegen.
    Vereinfacht gesagt: Männer wollen immer, Frauen können immer. Das hat Auswirkungen auf die Partnerschaft: Der sexuell weniger Interessierte dominiert die Beziehung. Wer über eine Ressource verfügt, die jemand anders dringend haben will, ist im Vorteil. Umso mehr, wenn ihm selbst die Ressource nicht so wichtig ist. Oder anders gesagt: Wer mehr will, ist unter Druck; wer weniger will, hat die Macht, sagt der Paarforscher David Schnarch. Denn er kann dem Partner Sex vorenthalten, ohne selbst allzu deutlich darunter zu leiden – oder auch großzügig gewähren, »obwohl ich selber gerade gar keine Lust habe«.
    Das heißt nicht, dass sie es auch tut. Ich will zunächst nur auf Folgendes hinaus: Frauen haben durch die ganz natürliche Konstellation im Bett grundsätzlich ein Instrument der Machtausübung zur Verfügung, gegen das sich Männer nicht wehren können. Wenn Frauen nicht wollen, dann gibt es keinen Sex. Solange Frauen diese Macht einsetzen, um sicherzustellen, dass sie nur dann Sex haben, wenn sie Lust dazu haben, ist das großartig. Ein Problem wird daraus erst dann, wenn Frauen die für sie günstige Machtkonstellation dazu nutzen, Sex in der Paarbeziehung als Belohnung oder dessen Entzug als Strafe einzusetzen, um das Wohlverhalten des Mannes zu steuern.
    Die Frage ist nun, welche Frauen diese Macht tatsächlich auch so gebrauchen und was sie damit erreichen wollen.
    Liebesboykott
    »Lass Mama in Ruhe!«, ruft die achtjährige Ina und drängt sich zwischen ihre Eltern.
    Ihr Vater weicht verlegen zurück. »Ich tu Mama doch nichts Böses, ich wollte sie bloß küssen, weil ich sie gernhab«, verteidigt er sich schwach.
    »Ach, Peter!«, flüstert Monika. »Das endet doch immer damit, dass du mehr willst. Du siehst doch, dass ich müde bin. Und außerdem: doch nicht vor dem Kind!«
    Peter seufzt. Jetzt wird Ina sich wieder verpflichtet fühlen, auf ihre Mama aufzupassen, damit Papa sie nicht bedrängt, wenn die wachsame Tochter nicht hinschaut. Wahrscheinlich wird sie heute Nacht wieder ins Ehebett schlüpfen. Und seine Frau wird sie willkommen heißen.
    Als Peter mir diese Szene erzählte, wirkte er zutiefst niedergeschlagen. »Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin keiner von diesen Machomännern, die ihre Beziehung nur über Sex definieren. Aber auch sonst ist nicht mehr viel Gemeinsames übrig bei uns.«
    Er hatte das Gefühl, dass seine Ehe eingeschlafen war, weil es ihm nicht mehr gelang, das Interesse seiner Frau zu wecken. Sie hatte auch genug anderes: neben ihrem Halbtagsjob die Tochter, den Hund Chico und das Pferd Marella. Die brauchten Monikas Liebe und Zuwendung restlos auf, schien es ihm.
    »Wenigstens das Pferd schläft nicht bei uns im Bett.« Peter hatte seinen Galgenhumor nicht verloren. Für ihn selbst blieb nichts mehr übrig. Nur wenn er etwas Besonderes leistete, gewährte ihm seine Frau noch ab und zu als Belohnung eine Liebesnacht. »Aber wann leiste ich schon mal was Besonderes?«, fragte er. »Bisher war ich beruflich sehr erfolgreich, aber jetzt droht meine Firma in der Finanzkrise abzurutschen. Ich kämpfe jeden Tag darum, sie über Wasser zu halten. Wenn ich das nicht schaffe, welchen Wert habe ich dann noch für meine Familie?«
    Im Gespräch fand Peter zu dem Entschluss, mehr für sich selber zu sorgen. In der Familie fehlte ihm zusehmend die Unterstützung, deshalb musste er versuchen, sich aus eigener Kraft wiederaufzurichten. Als ersten Schritt nahm er sich vor: Wenn ich abends von der Arbeit komme, nehme ich mir erst mal 20 Minuten für mich. Eine Auszeit, in der ich mich ausruhe, mental vom Berufsstress abkopple und zu mir selber finde. Ohne mich gleich ins Familienleben zu stürzen.
    Monika war von diesem neuen Verhalten zunächst irritiert, dann neugierig und neidisch. Was, Peter achtete auf seine eigenen Bedürfnisse? In den therapeutischen Sitzungen war er darauf gekommen? Also kam auch sie zu mir, und bald stellte sich heraus: Auch Monika hatte den Wunsch nach mehr Nähe zu sich selbst und zu Peter, sie ließ diesen Wunsch aber nicht zu. Weil sie von ihrer eigenen Mutter gelernt hatte, als Ehefrau sei ihre Rolle eine andere. Als die beiden

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