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Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Titel: Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Milsch
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und den Lehrer umgewendet und begrüßt nun voller Freude die unerwartete Zuwendung ihrer Peinigerin.
    Falls Sie das Beispiel zu extrem finden: In der Welt der Muttis sind solche Spielchen an der Tagesordnung, ich habe im Rahmen meiner Arbeit schon viel zu viele solcher Geschichten gehört. Sie erinnern mich dann immer an eine Begebenheit aus dem August 1973. Damals wurde eine Bank im Zentrum der schwedischen Hauptstadt Stockholm überfallen. Der Bankräuber nahm vier Bankangestellte als Geiseln und hielt sie zusammen mit einem Komplizen fünf Tage lang gefangen. Nach ihrer Befreiung zeigten die Geiseln keine Wut auf die Geiselnehmer, sondern eher auf die Polizei, deren Agieren sie als bedrohlich wahrgenommen hatten. Eine der Geiseln verliebte sich sogar in den Bankräuber und blieb auch später mit ihm befreundet.
    Dieser erstaunliche Vorfall war der Namenspate für das bekannte Stockholm-Syndrom. Es ist seither wiederholt bei Opfern von Geiselnahmen identifiziert worden, und verschiedene psychologische Ansätze versuchen zu erklären, was da in den Geiseln vorgeht: Sie fühlen sich von der Welt alleingelassen und beginnen, sich mit den Geiselnehmern, die ja ihr einziger Kontakt sind, zu identifizieren. Um nicht unter ihrem Ausgeliefertsein zu leiden, reden sie sich ein, die Geiselnehmer seien ihnen im Grunde wohlgesinnt. Jedes geringe Entgegenkommen, wie etwas zu trinken, wird als Beweis dafür gewertet. So werden die Gefühle von Angst und Hilflosigkeit relativiert.
    Zwar sind Muttis keine brutalen Gangster. Aber eine deutliche Parallele zum Stockholm-Syndrom gibt es bei Mutti-Kindern doch: Ihre Kontakte zur Außenwelt werden über eine Person kanalisiert, und sie sind dieser Person hilflos ausgeliefert. Um nicht das Wohlwollen des einzigen Menschen zu verlieren, der ihre Situation erleichtern kann, tun sie alles, was dieser von ihnen will. Und damit sie sich dabei nicht so fremdbestimmt vorkommen müssen, fangen sie an, sich mit dem »Geiselnehmer«, also der Mutti, zu identifizieren und jede ihrer Aktionen gut zu finden. So kann das Kind so tun, als wäre es seine eigene Entscheidung. Und es ist natürlich schöner zu glauben, dass Muttis Handlungsweise der Liebe zum Kind entspringt als selbstsüchtigen Motiven.

8
    Sex, Gewalt und Macht
    Es ist ein Trauerspiel – weder Männer noch Frauen reden über Sex so, wie er ist. Immer wird ein verfälschtes, einseitiges Bild abgegeben. Männer präsentieren sich gerne als erfolgreiche Jäger. Sie sprechen über ihre Eroberung, mit der sie neulich einen One-Night-Stand hatten. Wenn es in der festen Beziehung gut läuft, interessiert das niemanden – und wenn es schlecht läuft, geben Männer es nicht zu. Kaum ein Mann würde vor seinen Freunden klagen: »Meine Frau will nicht mehr mit mir ins Bett«, denn da würde er gleich als Versager dastehen oder mit seinen Kumpels über Gefühle reden müssen.
    Das Schweigen über die schönen Seiten des Sex ist psychologisch nachvollziehbar: Es hat auch damit zu tun, dass vor allem Frauen vermeiden wollen, Neid oder Begehrlichkeiten zu erzeugen. Sie wollen ihren tollen Mann schließlich für sich behalten und keine Nebenbuhlerin auf den Plan rufen. Sexuelle Großtaten ihres Mannes behält sie darum lieber für sich. Außerdem könnte das nur Feindseligkeiten wecken und womöglich Freundschaften ruinieren.
    Unterm Strich bleiben Männer wie Frauen sprachlos, nicht nur ihrem engen Freundeskreis gegenüber, sondern vor allem auch untereinander – doch wie sollen sie dann jemals partnerschaftlich und freudvoll zusammenkommen? Das allgemeine Schweigen eröffnet manchen Frauen aber die Chance, Sex für andere Zwecke als die Lust gezielt zu benutzen. Sex ist das perfekte Partner-Controlling-Instrument für Muttis.
    Der Kondomhersteller Durex führte 2001 in 27 Ländern eine Umfrage durch: Männer gaben an, dass sie im Jahr 103-mal Sex hatten. Frauen kamen dagegen auf 88-mal Sex. Da es ungefähr gleich viele Männer wie Frauen gibt und auch der höhere Anteil an Männern unter den homosexuellen Paaren diesen Unterschied nicht erklären kann, ist das schon rein rechnerisch ein Problem.
    Eine Erklärung, was hinter dieser Diskrepanz liegt, lieferte beispielsweise die repräsentative Umfrage des Gewis -Instituts unter 1049 Frauen und Männern im Alter von 25 bis 39 Jahren mit dem Ergebnis, dass 75 Prozent der Männer mehr Sex wollten als ihre Partnerin, während von den Frauen lediglich 16 Prozent Lust auf mehr als er hatten. Der Wunsch

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