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Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Titel: Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Milsch
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mache ich das? Und tut es mir gut?«
    Das hört sich einfach an, erfordert aber hohe Aufmerksamkeit und Konzentration. Denn zu seinen eigenen Gefühlen und Wünschen zu stehen kann nur gelingen, wenn man sich ihrer bewusst ist. Das heißt natürlich nicht, sie rücksichtslos gegenüber allen anderen Interessen durchzusetzen. Aber es bedeutet, sich über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse im Klaren zu sein und sie wertzuschätzen. Das ist die Basis dafür, dass im Umgang mit anderen die richtigen Prioritäten gesetzt werden.
    Die zweite Ausfahrt: Offenheit
    Um Kinder zu eigenständigen Erwachsenen zu erziehen, sind beide Eltern notwendig, die in einer für alle Beteiligten gut funktionierenden Partnerschaft leben. Einer Zweierbeziehung mit Liebe und Rückhalt, aber auch Freiraum. Das könnte zwar als eine klar konservative Position missdeutet werden, die der heutigen Lebensrealität mit immer mehr Patchworkfamilien, immer mehr alleinerziehenden Müttern und immer rascheren Paarbeziehungswechseln entgegensteht. Aber meine Einsicht in die ebenfalls bestehende Lebensrealität vieler Kinder, die den Schaden davontragen, wenn sie in verstümmelten Familien aufwachsen müssen, macht für mich dieses Statement zwingend: Ideal sind zwei Personen in der Elternrolle, die akzeptieren und gutheißen, dass der jeweils andere anders ist. So schreibt auch Jesper Juul: »Nach mehr als 40 Jahren Arbeit mit Familien und Paaren erlaube ich mir zu behaupten, dass es für Kinder sehr wichtig ist, zwei verschiedene Elternteile zu haben, die mit ihnen zusammenleben.« (»Mann und Vater sein«, S. 16) Die Voraussetzung hierfür: Die Partner müssen sich in sich selbst und in andere einfühlen und sich darüber auch gemeinsam austauschen können. Das Vorhandensein der Empathie- und Dialogfähigkeit von Eltern, Erziehern und Lehrern gilt heute unter Experten ganz allgemein als Grundvoraussetzung für gute Erziehung, Betreuung und Bildung. Die Bedingung hierfür: Die Partner müssen sich in sich selbst und in andere einfühlen und sich darüber auch gemeinsam austauschen können. Das ist nichts anderes als Offenheit. Und diese Offenheit ist alles andere als eine konservative Forderung. Zu den alten Verhältnissen des Patriarchats will ich nämlich auf gar keinen Fall zurück!
    Amy und Marc Vachon leben diese Offenheit, die ich meine, vor und beschreiben sie in »Wirklich gemeinsam Eltern sein«, ihrem »Handbuch für die neue Eltern-Generation«, sehr eindrucksvoll: »Partnerschaftliches Elternsein bedeutet: Zwei Elternteile arbeiten gezielt daran, sich die vier Bereiche Kindererziehung, Hausarbeit, Erwerbstätigkeit und Zeit für sich selbst fair und gleichberechtigt zu teilen.« Beide Eltern müssen sich in sich selbst und in den anderen einfühlen, auf die Kontrolle über den anderen verzichten und von alten Rollenmustern loslassen können, um dies zu erreichen.
    Wie die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist auch die Fähigkeit zur Offenheit erlernbar. Wenn wir sie in der Partnerschaft jeden Tag leben, kann die Beziehung gelingen, erfüllend und glücklich sein, ohne einzuengen. Um nicht nur nebeneinanderher zu leben, sondern offen kommunizieren zu können, braucht es Zeit und Zuwendung. Gegenseitige Unterstützung ist die Basis, und zwar tätige und mitfühlende Hilfe anstelle von Lippenbekenntnissen.
    Natürlich kann es auch mal zur Kollision kommen. Das ist ganz normal, wenn beide Partner sich ihrer Bedürfnisse bewusst sind und gemeinsam aushandeln müssen, welchem Bedürfnis im Einzelfall der Vorrang gegeben wird. Urlaub in der Toskana oder am Nordkap? Montessorischule oder mehrsprachiges Internat für die Kinder? Allein in der offenen Auseinandersetzung mit dem Partner können in beiderseitigem Einverständnis Prioritäten gesetzt und, wenn nötig, immer wieder neu austariert werden. Das geht nur, wenn die beiden Partner miteinander sprechen und dann aushandeln: Du machst dies, ich mache jenes. So braucht nicht mehr jeden Tag ein stummer Kampf darüber ausgefochten zu werden, wer den Müll runterbringt und wer das Auto zur Reparatur fährt. Die Zuständigkeiten und die Verantwortung in der Partnerschaft offen und klar zu verteilen bringt große Erleichterung, weil jede Menge Konfliktpotenzial, Stress und Druck wegfällt.
    Selbstverständlich können diese Rollen neu verhandelt werden, wenn sich die Umstände ändern, zum Beispiel wenn die Kinder größer werden oder wenn der eine Partner überraschend Aussichten auf seinen Traumjob

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