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Mutti packt aus

Mutti packt aus

Titel: Mutti packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kühn
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überhaupt. Wie das Aquarium schon wieder aussieht! Merkt eigentlich irgendjemand außer mir, dass die Spinnweben aus den Ecken allmählich die Lufthoheit in unseren vier Wänden erobern? Auch im Bad könnte man mal wieder Hand anlegen! »Leute!«, habe ich abschließend gebrüllt. »Auf der Fußmatte vor der Tür steht zwar Hotel Mama, aber das ist ein Witz!«
    »Wissen wir«, winkt der Große ab. »Im Hotel kann man sich nämlich über schlechten Service beschweren!«
    Für einen Moment ist es mucksmäuschenstill. Dann schlägt das Imperium zurück: Erstens würde ich doch immer sagen, dass ich gern arbeiten würde. Zweitens, nun ja, was sie denn eigentlich noch alles machen sollten, nur damit ich meinen Spaß mit der Arbeit hätte? Der Erste rühmt sich, immer die Wäsche aufzuhängen, die Zweite behauptet, immer die Küche zu putzen, die Dritte macht geltend, immer den Müll herunterzubringen, und der Vierte sagt, dass er seit Jahren die Pfandflaschen praktisch alleine zurückbringt. Alles glatt gelogen, denn eigentlich habe ich das alles gemacht.
    Ich schalte geübt auf positive Motivation um: Seht mal, das ist wie in der Dönerbude, wo auch die ganze Familie mithilft. Sonst würde der Laden nicht laufen! Oder auf dem Bauernhof. Da müssen auch alle mitanpacken!
    Achselzucken. Wenn’s denen Spaß macht …
    Beinahe hätte ich mich in einer weiteren Erörterung über Tätigkeiten verloren, über deren lusterzeugende Wirkung man am besten gar nicht nachdenkt, sondern sie einfach in Angriff nimmt, weil’s halt sein muss: Kloputzen. Zähneputzen. Gemüseputzen. Putzen eben. Da fällt mir etwas Besseres ein. »Außerdem müsst ihr das!« Weil ich gerade so schön in Fahrt bin, spreche ich jetzt im Namen des Gesetzes. »Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Geschäft Dienste zu leisten.« Paragraph 1619 BGB. Jawohl!
    »Aber dann müsstest du auch alles, was du verdienst, mit uns teilen«, wendet mein jüngster Schlaumeier ein. »Mach ich doch schon!!!«, schnaube ich. »Na ja«, sagt der älteste, »Wenn du dir heute nicht eine Flasche Wein gekauft hättest, wäre auch wieder ein bisschen mehr Geld für mein neues Fahrrad da.« – »Und wenn du dir nicht dauernd die Fahrräder klauen lassen würdest, könnte ich mir auch mal einen richtig guten Wein kaufen!«, zische ich. »Und jetzt räumt verdammt noch mal den Tisch ab!« – »Was kriegen wir denn dafür?«, fragt mein kleines Mädchen scheinheilig und für meine Begriffe bedenklich charakterlahm. »Letztes Mal hast du mir doch auch fünfzig Cent für die Zwei in Latein gegeben.«
    Okay, das war ein Fehler. Dabei wollte ich einfach mal in bester Managermanier mit Boni locken, um dem Leistungswillen auf die Beine zu helfen. Wo ist jetzt der Unterschied zwischen guten Noten und Abräumen? Hä? Acht Augen bohren sich in meine. »Tun wir doch alles nur für dich!«, ruft der Jüngste und lächelt unschuldig. »Sie gibt mir auch immer fünfzig Cent, wenn ich den schmierigen Schlauch beim Aquarium zum Saubermachen ansauge«, flötet meine kleine Tochter und grinst mokant in Richtung ihrer Schwester, »weil sie das soooo fies findet.« – »Ph!«, kommt es zurück, »wenn die auch so doof ist! Für Geld macht die doch alles!«

Wer war das?
    »Wer hat die Fernbedienung verschlampt?«, brülle ich herum, nervös, weil der Tatort gleich anfängt. Ich suche einen Schuldigen und finde immer ein Kind, das leugnet. »Weiß ich doch nicht!«, rufen die Mädchen hochnäsig im Chor. »Keine Ahnung!«, nuschelt ihr kleiner Bruder und drückt beflissen auf die Miniknöpfchen am Gerät, die ich ohne Brille nicht sehen kann. Immer dasselbe – niemand war’s und keiner hat’s gesehen: Geheimnisvoll zusammengeschmolzene Schokoladenvorräte, deutliche Spuren der Mitbenutzung von Lieblings-T-Shirts durch Unbefugte, durch übereifrige und unsachkundige Benutzung beschädigte oder gleich ganz verschwundene Gerätschaften, unautorisiertes Ausborgen von Rucksäcken, DVDs, Büchern. Wer war das? Der Grund, weshalb niemand diese Frage gelassen, freundlich interessiert oder auch nur halbwegs sachlich stellt, liegt darin, dass jeder die Antwort schon im Voraus kennt. Sie lautet in 99 von 100 Fällen: »Keine Ahnung!« Zwei Wörter, die mich im null Komma nichts auf die Palme bringen. Ich springe

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