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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore
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nicht, warum er solche Eile hatte. Er kann doch nicht vorhaben, sich Anne in die Arme zu werfen!“ Louisa hatte den Brief zu Ende gelesen und erwiderte kopfschüttelnd: „Im Gegenteil! Sie scheint sich zu ihm nach Cassondon geflüchtet zu haben.“
    „Will sie in aller Öffentlichkeit mit ihm leben? Das kann ich mir nicht vorstellen.
    Nun, Catherine müßte es eigentlich wissen. Schließlich steht sie mit Annes engsten Angehörigen in enger Verbindung. Lies vor, was sie geschrieben hat.“ Olivia hatte Mühe, die Zusammenhänge zu begreifen. Vor allem war ihr nicht klar, wer all die Leute waren, von denen die Cousine und deren Schwägerin sprachen.
    „Ich glaube, es ist besser, wenn du selbst den Brief liest“, erwiderte Louisa nach einem flüchtigen Blick auf Miss Fenimore.
    „Meine Liebe, du weißt, daß mir beim Lesen in einer schaukelnden Kutsche immer schwindlig wird“, entgegnete Elizabeth unwirsch. „Laß also endlich hören, was Catherine dir mitgeteilt hat!“
    Louisa war nicht willens, der Bitte zu entsprechen. „Die Sache ist ziemlich vertraulich“, wandte sie ein.
    „Na und? Wir sind doch unter uns. Olivia ist kein dummes Schulmädchen mehr, nicht wahr, meine Liebe?“
    „Nein, aus diesem Alter bin ich längst heraus“, antwortete Olivia trocken. Sie war neugierig geworden, um was es sich handeln mochte, befürchtete jedoch, daß die Neuigkeit ihr nicht behagen würde. Aber sie wollte wissen, um was es ging.
    Sie fand es viel schlimmer, keine Ahnung zu haben, warum Tom so eilig abgereist war.
    Louisa fühlte sich äußerst unbehaglich, als sie laut vorlas: „Es tut mir leid, daß ich dir etwas sehr Unangenehmes mitteilen muß. Es betrifft die arme Anne. Nach all den Jahren der Geduld und Rücksichtnahme ist die neugewonnene Freiheit ihr offenbar zu Kopf gestiegen. Sie scheint den Verstand verloren zu haben. Sie hat alle Brücken hinter sich abgebrochen, Welworth Abbey verlassen und sich unter Brookes Schutz gestellt. Zumindest hält sie sich unter seinem Dach auf, denn ich weiß nicht genau, ob er zu diesem Zeitpunkt daheim war.“
    „Nein“, warf Elizabeth ein. „Er war in Vale Manor. Kein Wunder, daß er so überstürzt abgereist ist.“
    „Wie du dir denken kannst“, fuhr Louisa fort, „sind die Gerards über Annes Verhalten zutiefst betroffen. Es war unüberlegt und unnötig. Anne und Tom hätten doch das Trauerjahr abwarten können. Dann wäre alles in Ordnung gewesen. Hätten sie geheiratet, wäre ihr früheres indiskretes Benehmen schnell vergessen gewesen. So jedoch, wenn sie in offener Sünde mit Tom lebt, und sei es auch nur für kurze Zeit, und dann gleich nach dem Begräbnis ihres Gatten wieder vor den Traualtar tritt, ist sie selbst daran schuld, daß niemals der Mantel des Schweigens über ihre Treulosigkeit gebreitet wird.“
    „Ich bin sehr überrascht, daß sie sich so hemmungslos aufführt“, bemerkte Elizabeth. „Sie muß sich Toms sehr sicher sein.“
    „Und sehr in ihn verliebt“, stimmte Louisa zu.
    „Das versteht sich von selbst. Ich werde dir sagen, was ich denke. Ich nehme an, sie wußte vom bevorstehenden Ableben ihres Gatten, ohne natürlich den Tag zu kennen, und hat rechtzeitig mit Tom Pläne geschmiedet.“ Olivia kam es vor, als drängen die Stimmen der beiden Damen wie aus weiter Ferne zu ihr. Ihr schwirrte der Kopf. Dem Text des Briefes und den Äußerungen ihrer Begleiterinnen entnahm sie, daß Mr. Brooke die ganze Zeit, in der er ihr den Hof gemacht hatte, einer anderen Frau verpflichtet war. Die Verbindung mußte so stark sein, daß jeder es für selbstverständlich hielt, er würde diese Anne nach dem Tod ihres Gemahles heiraten. Offensichtlich hatten die beiden nur darauf gewartet, daß er starb. Der Schock über diese Neuigkeit und die Erkenntnis, daß sie sich vergebens Hoffnungen auf Tom gemacht hatte, lähmten Olivia. Nie im Leben war sie in Ohnmacht gefallen, doch nun befürchtete sie, die Sinne könnten ihr schwinden. Sie wünschte es sich sogar, denn dann wäre sie ein Weilchen von den quälenden Gedanken befreit gewesen.
    Natürlich bewahrte sie Haltung und merkte nach einiger Zeit, daß sie durch sanft gewellte grüne Hügel fuhren. Ein an einem kleinen Fluß gelegenes Dörfchen war zu sehen und dahinter, auf einer Anhöhe, der Turm und die geborstenen Mauern einer verfallenen Burg, die von einem Feuer zerstört worden zu sein schien. Das hübsche Torhaus war der einzige unversehrte Teil der Anlage.
    Die Kutsche hielt, und die Damen

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