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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore
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Doch bis zum Konzert hatte die Vernunft die Oberhand gewonnen, und Olivia sagte sich, es sei lächerlich, sich einer angeblichen Mätresse wegen Sorgen zu machen. Sie saß neben dem Onkel und der Tante und lauschte hingebungsvoll der wunderbaren Musik.
    In der Pause gesellte sich Tom zu ihnen und sagte: „Es ist sehr warm hier. Sollen wir einen Moment ins Freie gehen und etwas frische Luft schöpfen?“ Olivia nickte und begleitete ihn auf die Straße. In stillem Einverständnis schlenderten sie ein Stück die Promenade entlang. Unter dem Abendhimmel hatte das Meer eine beinahe violettblaue Farbe.
    „Gehen wir zum Strand?“ schlug Tom vor.
    Olivia schaute nach rechts und links. Niemand war in der Nähe. Sie nickte und schritt mit Mr. Brooke die Treppe hinunter. Am Wasser blieben sie stehen und betrachteten die langsam über den Sand ausrollenden Wellen. „Wir sollten umkehren“, sagte sie nach einer Weile, obgleich sie lieber dageblieben wäre.
    „Warum?“
    „Meine Tante wird sich wundern, wo ich bin.“
    „Vielleicht denkt sie, Sie hätten sich zu Preston und seiner Gattin gesetzt.“ Das war vorstellbar. Olivia hatte nicht den Wunsch, die zauberhafte. Stimmung zu zerstören, die sie und Mr. Brooke umfing. Sie drehte sich zu ihm um, und im selben Moment wandte er sich ihr zu. Es erschien ihr die selbstverständlichste Sache der Welt, ihm die Lippen zum Kuß zu bieten. Die Wonnen, die sein Kuß ihr schenkte, waren köstlich und beinahe unerträglich. Er hielt sie fest umschlungen, und sie spürte den erregten Schlag seines Herzens. Sie wußte nicht, wie lange sie in diesem himmlischen Zustand des Entzückens dastand, doch plötzlich wurde der Bann gebrochen.
    Ein Stückchen entfernt waren lärmende junge Leute an den Strand gekommen, und die wundervolle Stille wurde durch schrilles Gelächter und laute Rufe gestört.
    Rasch ließ Tom Miss Fenimore los und geleitete sie zur Promenade zurück.
    Sie hoffte, daß die Burschen und Mädchen am Strand sie nicht gesehen hatten.
    Bis auf eine sich nähernde Kutsche war die Straße leer. Der Fahrer der Karriole konnte Olivia und Tom natürlich sehen, aber er war noch zu weit fort, um sie hören zu können. Sie legte Tom die Hand auf den Arm und wartete darauf, was er sagen würde.
    Er schaute an ihr vorbei auf den Wagen und äußerte verblüfft: „Du meine Güte!
    Das ist Lionel!“
    „Lionel?“ wiederholte sie verständnislos.
    Tom winkte ihm zu.
    Lionel zügelte das Gespann und hielt vor ihm an. Er war noch sehr jung, schlank und gutaussehend und hatte zerzauste kurzgeschnittene Locken. Erwirkte, als habe er eine lange Reise hinter sich. Ein Reitknecht saß neben ihm, und die Karriole war voller Gepäck.
    „Was, zum Teufel, machst du hier?“ wollte Tom wissen.
    „Ich habe Sie gesucht, Sir“, antwortete Lionel grinsend.
    „Miss Fenimore, gestatten Sie, daß ich Ihnen Lionel Forester vorstelle“, wandte Tom sich an sie. „Er ist mein Patensohn.“
    Lionel verneigte sich und schaute Miss Fenimore prüfend an.
    Sie mochte den aufdringlichen Blick nicht, mit dem er sie musterte.
    „Warum hast du mir deine Ankunft nicht mitgeteilt?“ fragte Tom unwirsch.

    „Mußtest du wieder einmal Hals über Kopf abreisen? Steckst du erneut in Schwierigkeiten?“
    „Nein, nichts dergleichen“, antwortete Lionel. „Ich war zwei Wochen in Cassondon. Ich wußte, Sie hätten nichts dagegen, Sir. Ich bin nur hergekommen, um Ihnen eine Nachricht zu überbringen, die Sie sehr interessieren wird. Aber ich muß Ihnen das unter vier Augen berichten“, fügte er mit einem bedeutungsvollen Blick auf Miss Fenimore hinzu.
    „Ich verstehe. In diesem Fall ist es besser, wenn ich mit dir heimfahre, vorausgesetzt, Miss Fenimore entschuldigt mich.“ Tom lächelte sie so gewinnend und vertraulich an, daß die Enttäuschung über die unwillkommene Unterbrechung des Abends schwand.
    „Ist es Ihnen recht“, fuhr er fort, „wenn ich Sie in den Konzertsaal zu Ihren Freunden bringe? Ich ahne, daß die Sache, die Lionel mir mitzuteilen hat, mich eine Weile in Anspruch nehmen wird.“
    „Hoffentlich handelt es sich nicht um eine sehr ernste Angelegenheit“, erwiderte Olivia in bemüht leichtem Ton. „Natürlich habe ich Verständnis, daß Sie jetzt mit Mr. Forester sprechen wollen. Sie müssen mich nicht begleiten. Ich nehme nicht an, daß mir auf dem kurzen Weg zum Kurhaus ein schreckliches Unheil widerfahren wird.“ Sie rechnete damit, daß Mr. Brooke dennoch darauf bestehen würde,

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