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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore
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Brooke in flagranti ertappt. Er ließ sie nicht mehr aus Augen, und man kann sagen, daß er sie wie eine Gefangene behandelte. Die Leute behaupteten, er habe die Krankheit nur erfunden, um das Gesicht wahren zu können, doch in diesem Punkt irrten sie sich. Schließlich ist er jetzt gestorben, wie wir wissen. Mr.
    Brooke und Anne müssen die ganze Zeit in Verbindung geblieben sein, denn sonst wäre sie wohl kaum so Hals über Kopf zu ihm nach Cassondon gereist. Falls Mr. Brooke bekannt war, daß Sir Martin im Sterben lag, würde das erklären, warum er sich neuerdings so selten in Northamptonshire aufhielt. Gewiß wollte er nicht, daß man wieder über ihn und Anne redete und ihr Gatte unter den Gerüchten zu leiden hatte.“
    Olivia fand, daß er sich wenig Gedanken darüber gemacht hatte, welchen Schaden er außerhalb Northamptonshires anrichtete. Die Worte sorgsam abwägend, fragte sie: „Kennen Sie Lady Laybourne sehr gut, Mrs. Woodvile?
    Welche Art Frau ist sie?“
    „Wir sind seit frühester Kindheit miteinander bekannt“, antwortete Louisa. „Sie ist nicht so, wie Sie wahrscheinlich annehmen. Man kann sie als Schönheit bezeichnen. Sie hat ein liebenswertes, anhängliches Wesen und ist trotz allem ein anständiger Mensch. Gerade gutherzigen Menschen gelingt es nicht immer, Fehler zu vermeiden, aber sie zahlen teurer dafür.“ Olivia war verärgert, gekränkt und viel zu verwirrt, um klar denken zu können.
    Der einzige Mann, den sie je geliebt hatte und den sie heiraten wollte, war ihr entglitten. Noch vor dem Beginn des Ausfluges hatte sie in einer Traumwelt gelebt und voller Freude und Zuversicht in die Zukunft gesehen. Doch nun war alles ganz anders gekommen. Indes halfen ihr Zorn und Stolz im weiteren Verlauf des Tages, die Fassung zu wahren.
    Wieder daheim, haderte sie im stillen mit Thomas Brooke, daß er sie so getäuscht hatte, und mit sich selbst, weil sie leichtgläubig gewesen war. Nicht nur ihm durfte sie Vorwürfe machen. Schließlich hatte er ja nicht von Ehe gesprochen, wenn man es recht bedachte. Olivias Hoffnungen hatten auf bedeutungsvollen
    Blicken
    beruht,
    vielsagenden
    Andeutungen
    und
    Vertraulichkeiten, die in einer Stimmung perfekter Harmonie getauscht worden waren.
    Und am letzten Abend, als er Olivia in den Armen gehalten und geküßt hatte, war sie überzeugt gewesen, er hätte ihr einen Heiratsantrag gemacht, wären sie nicht von den lärmenden jungen Leuten am Strand unterbrochen worden. Sie war töricht, naiv und voreilig gewesen, ausgerechnet sie, die sich der armen Hetty so überlegen gefühlt hatte. Nun hatte sie den gleichen Fehler begangen, noch dazu mit demselben Mann, und das war besonders erniedrigend. Aber sie gedachte nicht, sich wie Hetty eine Blöße zu geben. Sie würde sich nicht zum Gespött der Leute machen.
    Sie nahm sich zusammen und verkehrte weiterhin in Gesellschaft. Die Zahl der Sommergäste nahm ständig ab, da die Saison fast zu Ende war. Aber es gab immer etwas, womit Olivia sich beschäftigen konnte.
    Sie hielt sich viel bei den Channings auf und spielte mit den drei Mädchen. Nach einem mit Polly, Cilla und Fanny im Garten verbrachten Vormittag kehrte sie ins Haus zurück, ging zur Bibliothek und öffnete die Tür. Sie hörte, daß Cousine Elizabeth Mrs. Channing einen Besuch abstattete, war jedoch sehr verwundert über den scharfen Ton, in dem die beiden Damen sich unterhielten.
    „Ich finde, Mr. Brooke ist der schlimmste Schurke, der frei auf dieser Erde herumläuft!“ sagte Elizabeth hitzig. „Es ist unglaublich, wie abscheulich er sich den reizendsten und nettesten Frauen gegenüber benommen hat. Ich hoffe, ich sehe ihn nie wieder! Ich kann nicht begreifen, Madam, daß Sie nicht meiner Meinung sind. Erst recht nicht, wenn ich bedenke, welch großen Wert Sie auf Sitte und Anstand legen. Nun, vielleicht glauben Sie, einer Frau, die einmal einen bedauerlichen Fehler begangen hat, geschehe recht, wenn sie gesellschaftlich geschnitten wird, selbst wenn der Mann für ihre Verfehlungen verantwortlich ist.
    Mit anderen Worten, sie darf man verurteilen, während er ungeschoren davonkommt.“
    Martha wurde rot vor Zorn, setzte sich aufrecht hin und entgegnete scharf: „Das habe ich nie geäußert! Ich habe lediglich gesagt, wir hätten nicht das Recht, ihn zu verdammen, ganz gleich, was er getan hat. Zu uns ist er immer sehr großzügig, und ich weiß nicht, was wir ohne ihn angefangen hätten.“ Zu bewegt, um weitersprechen zu können, hielt sie

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