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My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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kam mir eine Idee. Ich nahm ihr das Messerchen aus der Hand. »Lass mal, ich mach das. Unterhalt mich lieber, das erfordert keine Übung.«
    Â»Ich bin so ungeschickt«, klagte Nele.
    Â»Das stimmt. Du bist ungeschickt und ich langweile mich. Also wirst du mich jetzt unterhalten. Ist doch’ne faire Arbeitsteilung.«
    Â»Was soll ich dir erzählen?«
    Â»Nele, du nervst. Fang einfach an, ja?«
    Wenn ich geahnt hätte, wie sehr mich Nele nerven würde, wären mir hundert schmutzige Kartoffeln schnurzwurst gewesen. Zweihundert. Zweihundertneunundneunzig, wenn wir so viele zu schälen gehabt hätten.
    Fragte das Mädchen doch, während sie unschuldig mit ihren schweinchenhellen Wimpern klimperte: »Zippi, warum ist deine Mutter nicht mehr bei dir und deinem Vater?«
    Â»Wie bitte????«

    Â»Warum ist sie abgehauen?«
    Â»Das geht dich nichts an.«
    Â»Sag schon. Warum hat sie die Fliege gemacht?«
    Ich schwieg.
    Â»Warum?«
    Â»Du sollst mir was erzählen! Du sollst mir keine Fragen stellen.« Ich griff nach ihrem Messerchen und hielt es ihr drohend vor die Nase. »Sonst: Kartoffelschälen.«
    Nele nickte brav und überlegte laut: »Warum haut eine Mutter einfach ab? Also, ich stelle mir das so vor. Entweder hat sie ihren Mann und ihr Kind satt und hat einen tollen Freund, mit dem sie ein neues Leben beginnen will. Oder der Mann hat eine Freundin, was sie nervt. Das nervt sie mehr als die Tatsache, dass sie ihr Kind sitzen lässt.«
    Sch…! Klar, die Gründe, die Nele gerade aufgezählt hatte, waren mir auch schon ab und an durch den Kopf gegangen. Aber zwischen vagen und ausgesprochenen Gedanken ist ein brutaler Unterschied. Er ist so brutal, dass mir ganz kalt wurde, obwohl die Morgensonne auf die Terrasse brannte.
    Ich schwieg verbissen; eigentlich war’s ja so, dass mich die Kälte in meinem Inneren am Sprechen hinderte.
    Â»Aber egal wie’s gelaufen ist«, fuhr Nele seufzend fort, »du hast wenigstens noch deine Mutter, auch wenn sie dich sitzen gelassen hat.«
    Â»Von wem weißt du das überhaupt?«
    Â»Von meinem Vater.«
    Â»So? Und wie kommt’s, dass er meint, Bescheid zu wissen?«
    Â»Hubertus hat’s ihm gesagt.«
    Mit dem würde ich ein Hühnchen rupfen, den würde ich mir aber vornehmen! Ich kochte! Ich platzte fast vor Zorn, meine Hände zitterten, und wenn ich nicht so aufgepasst hätte, wäre mir jede einzelne Kartoffel in den Dreck gefallen.

    Â»Na ja«, sagte Nele langsam, »vermutlich hatte deine Mutter von euch beiden die Nase voll.«
    Â»Jetzt reicht’s mir! Was bist du nur für eine fiese Giftspritze!« Ich sprang so heftig auf, dass die Bierbank nach hinten fiel. Das Messerchen schleuderte ich in hohem Bogen in die Wiese, am liebsten hätte ich die Kartoffeln, die geschälten und die ungeschälten, hinterhergeworfen, und dann rannte ich davon. Ich rannte und rannte, ohne zu wissen, wohin. Als ich so außer Atem war, dass ich einfach stehen bleiben musste, stellte ich fest, wo ich war: ganz in der Nähe vom Hochsitz. Das passte mir, da würde mich so schnell niemand finden. In Windeseile kletterte ich die Leiter hoch und ließ mich aufs Bänkchenbrett fallen. Nele, die absolute, mega-gigantische, genial-fiese Giftspritze! In der heißesten Hölle soll sie schmoren! Ihr eigenes Gift soll sie vergiften, ihr Mund soll vorzeitige Nähkissenfalten bekommen, Emir soll sie verlassen, die Krücke soll ihr ein Bein stellen und all ihre laschen Haare sollen ihr ausfallen, der neugierigen Person!
    Ich merkte gar nicht, wie mir die Tränen übers Gesicht liefen. Mir, Zippi, die ihr Leben im Griff hat, die jede Situation meistert, die schlagfertig, mutig und einfallsreich ist!
    Keine Ahnung, was mit mir los war. Ich heulte und heulte und haute mit den Fäusten auf dem Hochsitz herum, bis ich mir mindestens drei Holzsplitter ins Fleisch getrieben hatte. Der dritte tat richtig weh und brachte mich zur Besinnung. Ich wischte die Tränen mit dem Handrücken ab, und das, was noch so nachtropfte, trocknete der Wind. Die Splitter zupfte und drückte ich mit viel Mühe aus dem Fleisch, dann ging’s mir endlich besser.
    Mensch Zippi, fragte ich mich, weshalb hast denn der Giftspritze nicht’ne Antwort um die Ohren gelöffelt, die sich gewaschen hat? So in der Art von: »Meine Liebe, hast du dich schon
mal gefragt, weshalb

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