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My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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deine eigene Mutter nicht mehr am Leben ist?«
    Aber klar, das wäre echt ober-ober-oberfies gewesen. So was sagt man nicht; nicht mal wenn die andere den allerwundesten Nerv im Inneren trifft.
    Es dauerte noch eine Weile, bis ich mir klargemacht hatte, dass Nele, ob aus Fiesheit oder einfach weil sie eben eine nervige, neugierige Person ist, meinen allerwundesten Nerv getroffen hatte. Peng - mitten ins Zentrum.
    Sie hatte genau die Frage gestellt, die ich mir seit meinem elften Lebensjahr fast täglich stelle, die ich meinem Vater und allen noch lebenden Anverwandten tausendmal gestellt hatte. Und, das war der springende Punkt, und noch nie von niemandem eine Antwort erhalten hatte.
    Das machte mich rasend, das macht mich immer rasend.
    Warum? Weil man ohne Antwort immer im Gedankennebel rumstochert, weil man sich Sachen ausdenkt, die vielleicht viel schlimmer sind als die Wirklichkeit, weil man nicht weiß, ob man einem anderen mit dem Ausgedachten Unrecht tut, weil … weil … weil man nicht behandelt werden will, als wäre man ein Mensch mit Sägemehl im Kopf und demzufolge unfähig, irgendetwas zu kapieren. Ich bin dreizehn! Nein! Ich bin fast vierzehn und durchaus in der Lage, auch komplizierte Zusammenhänge zu verstehen.

Gefährlicher Funkenflug
    W er wohl jetzt die verdammten Kartoffeln schälte? Nele garantiert nicht, Nele war ungeschickt; sie hatte den Bogen raus, das allen zu demonstrieren. Klasse machte sie das, dachte ich anerkennend. Schade, dass ich das nicht konnte, das Dummund Ungeschicktstellen.
    Aber mich bringen Leute, die sich absichtlich dumm und ungeschickt anstellen, auf die Palme. Und solche, die mir indiskrete Fragen stellen, erst recht.
    Ich fragte mich, wie meine Augen aussahen. So wie mein Nerv getroffen worden war, wahrscheinlich verheult und geschwollen. Also würde ich noch’ne Weile auf dem Hochsitz bleiben.
    Ich legte die Beine aufs Geländer, schloss die Augen und ließ mich von der Sonne küssen. Anstelle der Sonne wäre mir Ignaz natürlich lieber gewesen, aber man kann nicht alles haben. Sonne war immerhin besser als Regen.
    Plötzlich schwankte der Hochsitz, ich schlug die Augen auf und beugte mich übers Geländer.
    Â»Emir! Was willst du hier?«
    Â»Na was wohl?« Er stand unten an der Leiter und traute sich nicht hoch. Natürlich, er war ja noch nicht schwindelfrei, wo er doch erst heute mit dem Training begonnen hatte. »Komm runter, Zippi!«

    Â»Ne, mach ich nicht.«
    Â»Ich kann nicht hoch, also musst du runter. Ist doch logisch, oder?«
    Â»Wenn ich nicht will, komm ich nicht runter.«
    Â»Soll ich den Ignaz holen?«
    Â»Was hat der Ignaz mit dem Runterkommen oder Obenbleiben zu tun?«
    Â»Willst lieber mit ihm als mit mir reden? Sag’s, dann hole ich ihn dir.«
    Â»Du nervst. Kapierst du nicht, dass ich mit niemandem sprechen will? Ich will meine Ruhe, klar?«
    Â»Alles klar. Du willst deine Ruhe.« Emir stellte eine große Plastiktüte ins Gras, in der eine Menge Zeug drin sein musste, so ausgebeult wie sie war, setzte sich daneben und lehnte den Rücken an die Leiter. Damit war uns beiden gedient; er musste sich nicht dem Schwindel aussetzen und ich brauchte keine dummen Fragen beantworten. Klasse war das. Super. Es war genau das, was ich mir wünschte: Ruhe, Frieden, eine grüne Wiese, hohe Tannen, heiße Augustsonne, manchmal ein leises Lüftchen, Kuhglocken und Grillengezirp. Zeit, um meine Augen in den Normalzustand zu versetzen. Perfekt.
    Später legte sich Emir der Länge nach ins Gras; von oben sah es aus, als ob er eingeschlafen war.
    Ich dagegen konnte leider nicht einschlafen. Ich rutschte immer unruhiger auf dem Brettbänkchen herum und wünschte ihn zum Teufel. Nicht weil ich ihn nicht mochte, sondern weil ich mal in die Büsche musste.
    Ich überlegte mir alles Mögliche. Sollte ich runter und in den Wald sausen und anschließend blitzschnell an Emir vorbei leiteraufwärts huschen? Könnte ich natürlich, nur war die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass er mich am Arm festhalten und meine Rotaugen sehen würde - und was dann? Dumm,
dass ich keine Sonnenbrille dabeihatte! Aber wer denkt schon bei einer überstürzten Flucht an eine Sonnenbrille!
    Ich musste echt dringend. Mir blieb keine Wahl. Ohne besonders aufs Schwanken und Wackeln zu achten, kletterte ich die Leiter runter, rannte über das Stückchen Wiese,

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