My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei
begleiten. Und Emir natürlich auch. Ignaz? Warum nicht? Nur Nele wollte ich nicht dabeihaben. Nele würde den Ausflug mit ihrem Generve total versauen, das war ja wohl klar.
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Die Tage bis zum Sonntag verliefen ungewöhnlich ruhig. Morgens holten sich Franzl und mein (vielleicht zukünftiger Ex-?) Lover ihre Morgenküsse, nach dem Frühstück half Marta ein bisschen, dann verschwand sie mit Franzl zu Zenza, die ihr Blumen und Kräuter zeigte. Wie wir wissen, arbeitet Martas Mutter als Schwester in einem Krankenhaus, weshalb sich auch Marta für alles, was in diese Richtung geht, interessiert. Weil Franzl Marta in ihrer Funktion als Mutter Theresa kennengelernt hatte, unterstützte er sie und hatte sie inzwischen sogar überredet, Ãrztin zu werden, was sie mir neulich nachts im Bett anvertraute. »Er wartet auf mich, bis ich mit dem Studium fertig bin«, hatte Marta gesagt, und ehrlich, so eng wie die beiden aneinander hängen, glaube ich das sogar!
Was Emir tagsüber unternahm, wusste niemand. Er verschwand
noch vor dem Frühstück, tauchte irgendwann am späten Nachmittag wieder auf, schwieg und machte die Fliege, wenn Marta oder Franzl ihn zu neugierig ausfragten.
Manchmal kam Nele (immer ohne Stock!) zu uns, aber wenn ich sie sah, verdrückte ich mich. Wenn ich sie zufällig mal nicht sah, warnten mich die anderen, wofür ich ihnen echt dankbar war.
Yasmina ging täglich in Sepps Ferienhaus, um sauber zu machen und den beiden etwas zu essen zu bringen. Sie berichtete immer, wie sehr Nele jammerte: »Stimmt das wirklich, dass niemand weiÃ, wo Emir ist?«
Sie ging sogar so weit, täglich um 14 Uhr einen Stuhl an den Weg zu stellen, um ihn abzupassen. Aber darauf fiel er natürlich nicht herein, und ganz ehrlich: Einen Jungen abzupassen, ist ja wohl die sicherste Methode, ihn zu vergraulen. Das wäre Punkt vier meiner Lektion gewesen, aber weil Nele so nervte, kam ich nur bis Punkt drei. Selbst schuld, oder?
Wirklich, niemand von uns wusste, wo Emir sich tagsüber herumtrieb. Mir machte das nichts aus. Ich war mir nämlich sicher, dass er einen Plan verfolgte, einen, der mit mir zu tun hatte. Hundertpro. Er sagte mir zwar auch nicht, was er tat, aber schlieÃlich hatten wir beide ein Handy. Das Witzige dabei war, dass er seines ja nicht in Zenzas stromlosem Stadel aufladen konnte. Ein-, zweimal legte er es mir heimlich ins Bett. Ich ludâs dann ebenso heimlich an der einzigen Steckdose im Gang auf. Sie befindet sich etwa zehn Zentimeter vom FuÃboden entfernt rechts von einem Schrank, ist schwarz, gehört dem Aussehen nach längst ins Heimatmuseum, ist aber trotzdem voll funktionsfähig, was beweist, dass Alter und Aussehen nicht alles sind. Jedenfalls - hätte ich Emirs Handy in unserer Kammer oder im Badezimmer aufgeladen, hätte Marta dumme Fragen gestellt. Martas Fragen muss ich beantworten; wir haben keine
Heimlichkeiten voreinander (auÃer der, dass Cas Gedichte schreibt), weil wir allerbeste Freundinnen sind.
Es gab einen zweiten Grund, der mich frohgemut in die Zukunft blicken lieÃ. In Bezug auf Ignaz hatte ich die perfekte Lösung gefunden:
Bis zum Ende unserer Ferien würden Marta und ich auf der Jägeralpe wohnen. Dann mussten wir wieder nach Stuttgart, weil wir da wohnten und auch in die Schule gingen. Von der Jägeralpe bis Stuttgart istâs kein Katzensprung. Um die Entfernung zu überwinden, ist man locker einige Stunden unterwegs. Das bedeutet, Ignaz und ich müssten eine Fernbeziehung führen.
Jedoch kann kein Mensch von mir verlangen, dass ich eine Fernbeziehung aufrechterhalte. Alles klar?
Das einzig Störende an dieser perfekten Lösung war Martas und Franzls Beziehung. So wie ich die beiden kannte, würden sie sich trotz Fernbeziehung auf immer und ewig lieben.
Aber gut, jeder Mensch ist verschieden. Ich bin nicht Marta, was bedeutet, dass eine Fernbeziehung für mich nicht infrage kommt.
Weil Ignaz seinem Vater in der Schreinerei helfen musste - der einzige Mitarbeiter machte Sommerferien in Rimini -, konnte ich Ignaz sowieso nur morgens und abends treffen. Unter normalen Lover-Umständen hätte mich das tierisch gestört. Jetzt fand ich das aber ganz angenehm. Morgens tauschten wir unsere Küsse, abends beobachteten wir vom Hochsitz aus die Rehe.
Wir kuschelten uns aneinander, wir küssten uns - und in diesen Augenblicken war ich mir sicher, Ignaz zu lieben
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