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My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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Damen, allesamt waren sie reichlich betagt, fünfzig Jahre und mehr, schätzte ich, bedankten sich überschwänglich, stiegen
in den an manchen Stellen ziemlich eingedellten grauen Bus und tuckerten los.
    Â»Also ich«, sagte Rosi, als wir ihnen nachschauten, »ich hab noch nie was gesehen, was normalerweise unsichtbar ist.«
    Im Gastraum betrachtete ich lange die Ansichtskarten und wählte eine aus, auf der unsere Jägeralpe schön zu sehen war. Wenn ich wieder mal energisch mein Leben in die Hände nehmen musste, wollte ich keine Zeit vertrödeln.
    Ich setzte mich an einen Tisch. Was könnte ich schreiben? »Liebe Mutter! Deine Briefe habe ich immer vernichtet.« Ne, das ging nicht. »Liebe Mutter! Warum bist du abgehauen?« Das war unpassend. Es nützte nichts, ihr eine Frage zu stellen, auf die sie so garantiert nicht antworten würde. »Liebe Mutter! Du bist wenigstens nicht tot.« Unmöglich.
    Ich zog eine Locke gerade, beguckte mir meine Fingernägel, lutschte am Kugelschreiber. Leute, es ist verdammt schwer, nach einer zweijährigen Nachrichtenpause den Anfang zu finden. Immer wieder schaute ich auf die Uhr - die Zeit drängte! Bald würden die anderen eintrudeln, bis dahin musste meine Botschaft den Weg vom Hirn auf die Karte gefunden haben.
    Plötzlich fiel mir das Richtige ein.
    Ich ließ die Anrede weg und schrieb:
    Â 
    Ich bin hier heroben auf der Jägeralpe. Mir geht es gut. Zippi.
    Â 
    Die Adresse wusste ich auswendig - klar, ich war ja nicht auf den Kopf gefallen, weshalb mein Gedächtnis einwandfrei funktionierte. Höchst zufrieden und sehr erleichtert rannte ich in die Kammer und versteckte die Karte unter der Matratze.
    Dann suchte ich das spannende Buch, das ich am Morgen zu lesen begonnen hatte, und machte es mir im Gastraum gemütlich. Da war das Licht heller als in der Kammer, außerdem war
ich überhaupt nicht müde, was mich nach dem verpennten halben Tag nicht wunderte.
    Rosi setzte sich mit einer Zeitschrift zu mir, wir lasen, tranken Zenzas Kräutertee und warteten auf die anderen.
    Auf einmal hob Rosi den Kopf. »Hörst du was?«
    Ich nickte. »Sind das … das sind aber nicht Trommeln?«
    Rosi lachte laut und auch ein bisschen schadenfroh. »Das sind die Frauen. Mit den Trommeln locken sie das Unsichtbare ans Licht. Das Schöne dabei ist, dass sie sich heute erst mal einstimmen. Morgen geht es dann richtig zur Sache. Das werden für Sepp und deine Freundin Nele zwei ruhige Nächte!«
    Ich blätterte die Seite um. »Sie ist nicht meine Freundin.«
    Â»Stimmt«, erwiderte Rosi ruhig. »Ich vermute, sie wird es auch nie sein. Ihr seid wie Feuer und Wasser. Du sagst alles frei heraus, Nele bohrt.«
    Â»Sie nervt. Sie nervt und hat keine Ahnung, wann’s besser wäre, den Mund zu halten.«
    Â»Ja. Ich möchte nur wissen, was Emir an ihr findet.«
    Ich hob die Schultern. »Er ist hilfsbereit.«
    Plötzlich lachte Rosi laut heraus. »Mein Gott, wenn Gundi, Yasmina und ich gewusst hätten, dass du einen ganzen Harem - einen Zippi-Männer-Harem! - in Zenzas Stadel etablieren würdest, hätten wir dich und Marta niemals ins Haus gelassen. Der Stress und die Aufregungen sind fast zu viel für uns drei!«
    Â 
    Am nächsten Morgen rannte ich nach Burgberg hinunter, suchte und fand einen Briefkasten, stand lange davor, überwand mich endlich, drückte sogar einen zarten Kuss auf die Karte und warf sie ein.
    Danach stärkte ich mich mit einem großen Eis und machte einen Bummel durch Burgberg. Dort gibt es einen kleinen
Marktplatz mit einem Brunnen, einem Feuerwehr- und einem Gasthaus und ein paar kleinen Jungs aus Bronze.
    Bei Burgberg wurde in früheren Zeiten nämlich Erz geschürft. Damit man die Gänge in den Berg, die Stollen genannt werden, so niedrig wie nur möglich halten konnte, schickte man gerne kleine Jungen als Bergarbeiter los, was ein klarer Fall von übler Kinderarbeit war. Allerdings hat man das damals noch total locker genommen; es war nichts Ungewöhnliches, wenn sechs-, siebenjährige Jungs den ganzen Tag in den finsteren Stollen schufteten - Kinderarbeit war nicht strafbar. Ich gratulierte mir, in fortschrittlicheren Zeiten auf die Welt gekommen zu sein, und entnahm einer Infotafel, dass es ein kleines Bergbaumuseum gibt. Das wollte ich mir mal ansehen. Vielleicht konnte ich sogar Marta überreden, mich zu

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