My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei
nicht auch noch zumuten.«
»Ich hätte sogar Marta verloren.« Das wäre ein echter Hammer gewesen! Eine fremde Stadt, eine fremde Schule, eine fremde Klasse - und das alles ohne meine beste Freundin! »Bleibt die Frage, weshalb ihr mir das nicht gesagt habt«, erinnerte ich meine Ma.
»Du musstest bei deinem Vater bleiben. Aber hättest du von den Umständen gewusst, hättest du ihn vielleicht nicht mehr so geliebt wie â¦Â«
»Ich hätte ihn gehasst!«
»Siehst du.«
Endlich kapierte ich so ziemlich alles. »Deshalb haben alle dichtgehalten! Martas Vater und Mutter, Oma Sevde und sogar Casâ Eltern!«
Es dauerte lange, bis ich über das Gesamtpaket nachgedacht hatte. Darüber sank die Sonne hinter die Berge, die Dämmerung kroch aus dem Tal herauf und die Rehe kamen aus dem Wald. Es war genau so, wie ich es mir immer gewünscht, erträumt und ersehnt hatte. Bis auf die Tatsache, dass meine Tränendrüsen eingerostet waren.
Mit der Dunkelheit kam auch die Kälte, aber bevor wir die Leiter hinunterstiegen, fragte ich meine Ma, ob sie einen Freund hätte.
»Nein.«
Sie sagte dieses NEIN so entschieden, dass ich sicher bin, es ist die Wahrheit.
Plötzlich hatte ich eine Idee. Leute, ich hatte plötzlich die tollste Idee aller Zeiten! Ich dachte, da mein Pa irgendwann mal so viel Mut zusammengekratzt hatte, dass er seiner Freundin
sagen konnte, er hätte sich entliebt ⦠Hmhmhm. Ja ⦠dann! Dann gabâs Möglichkeiten!
Aber so wie ich die Erwachsenen kannte, waren die nicht in der Lage, die Möglichkeiten wahrzunehmen. Ich seufzte. Ich, Zippi, musste wohl mal wieder mein Leben und das meiner Familie in die Hand nehmen, um uns allen zum Glück zu verhelfen.
Aber wie sagen Oma Sevde und Zenza immer? Nur nichts überstürzen. Manchmal kommt man mit einem kleinen Umweg schneller ans Ziel als auf dem direkten Weg.
Bereinigte Verhältnisse
M eine Ma verabschiedete sich am Weg, der ins Dorf führt; sie hatte sich für ein paar Nächte ein Zimmer in der »Pension Edelweië genommen, versprach aber, am nächsten Tag wiederzukommen.
Ich sah ihr nach und wäre am liebsten noch einmal auf den Hochsitz geklettert, unterlieà es aber, weil ich an die Wildschweine dachte.
Da wo Nele ihren Liegestuhl zwischen den Bäumen geparkt hatte, stand jemand. In der Dunkelheit sieht eine schwarze Gestalt ziemlich gruselig aus, ich beeilte mich, ins Haus zu kommen, aber die Gestalt trat mir in den Weg.
Es war Emir.
»Zippi, ich hab auf dich gewartet.«
»Emir, wenn du wüsstest, was ich erfahren habe!«
»Sagâs mir.«
Wir setzten uns auf den Liegestuhl, und gerade als ich mit meiner Geschichte beginnen wollte, kamen Marta und Franzl. Emir und ich machten: »Huhu!«, die beiden erschraken zuerst, dann lachten sie und wollten wissen, ob sie uns beim Knutschen gestört hätten.
»Wir werden später knutschen«, beruhigte ich sie. »Jetzt haben wir Wichtigeres vor.«
Jeder weiÃ, dass ich vor Marta keine Geheimnisse habe. Ich
nahm an, dass Marta keine Geheimnisse vor Franzl hat, und da meine Ma morgen zur Jägeralpe heraufsteigen und meine Freunde die Entwicklung meiner Mutterbeziehung sowieso mitbekommen würden, sagte ich, sie sollten sich zu uns setzen.
»Meine Ma war hier.«
»Zippi! Du spinnst.«
»Ich hab sie gesehen«, bestätigte Emir. »Sie war hier.«
»Und? Was hat sie gesagt?«
»Alles. Jetzt weià ich alles.«
»Schieà los, Zippi!«
Die Geschichte von meinem Vater Stefan und meiner Ma hatte ich rasch berichtet. Natürlich passte ich auf, dass sich Emir nicht als Büschelchen von einem Heuhaufen vorkam, aber da der Junge nicht dumm ist, durchschaute er mich trotzdem und sagte: »Gut, dass du fixer und klüger warst als dein Pa.«
Meine Freunde verstanden, weshalb meine Eltern mir nicht die Wahrheit gesagt hatten. Emir meinte, seine Oma Sevde hätte nichts Genaues gewusst, aber die Gründe geahnt. Marta sagte, sie hätte mal ihre Eltern belauscht, als die über meine Eltern gesprochen hätten, aber so richtig kapiert hätte sie es nicht.
»Erwachsene!«, sagte Franzl und spuckte ins Gras. »Habt ihr euch eigentlich schon mal gefragt, weshalb mein Pa immer allein unterwegs ist?«
Ne, wir hatten uns das tatsächlich nicht gefragt.
»In meiner Familie istâs anders. Meine Mutter
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