My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei
ist ⦠Sie arbeitet in München, weil sie das Landleben satt hat.«
»Sie arbeitet in München? Mit ⦠mit allem Drum und Dran? Ich meine â¦Â«
»Ne, sie hat keinen Freund. Sie wohnt in München und kommt jedes Wochenende.«
»Das ist besser als nichts«, sagte ich, um ihn zu trösten.
»Stimmt. Aber es ist blöd. Kaum hat man sich wieder aneinander
gewöhnt, sagt man âºTschüss, man sieht sich!â¹. O. K., es gibt Telefon und Handy, aber wenn ich meine Ma mal brauche, ist sie eben gerade nicht da.«
An den Fingern zählte ich auf:
»Meine Eltern sind nicht geschieden, leben aber getrennt. Deine Eltern, Franzl, leben teilgetrennt. Marta, bei dir ist deine Mutter der Mann im Haus, du bist die Hausfrau und dein Vater legt den Nachbarinnen die Tarotkarten. Der Einzige, der eine Normalfamilie besitzt, bist du, Emir. Du und Ignaz. Ihr seid echte Glückspilze.«
»Stimmt. Ãbrigens hast du Nele vergessen. Die ist Halbwaise.«
Wir schwiegen ein paar Sekunden lang. »Es gibt noch andere Familienmodelle«, sagte Franzl leise.
»Klar«, antwortete Marta sofort. »Wir haben nicht an die Vollwaisen, an die Leute mit komplett geschiedenen und an die mit neuen Stiefeltern gedacht. Das bedeutet, dass es uns noch ziemlich gut geht.«
»Na ja ⦠Mir geht es gut, seitdem ich dich kenne«, sagte Franzl. Marta küsste ihn.
Der Kuss erinnerte mich an Emirs komische Reaktion, als meine Ma von Ignazâ Moped stieg.
»Schade, dass heute nicht Montagabend ist.«
»Was?«, rief Marta entsetzt. »Ich würde am liebsten die Uhr anhalten und du, Zippi, willst zwei Tage überspringen? Du hast sie ja nicht alle!«
»Emir sagte, er würde mit seinem Geheimnis am Montagabend rausrücken. Das ist alles.«
»Warum erst am Montagabend?« Marta war wie immer auch mit ihren Fragen sehr zupackend.
»Der Montagabend ist nicht mehr wichtig«, erklärte Emir. »Der Volltrottel Ignaz hat mir meinen Plan verdorben.«
»Hat er sich gerächt, weil Zippi sich für dich entschieden hat?«, erkundigte sich Franzl. »Könnte ich verstehen. Wenn mir jemand Marta abspenstig machen würde, würde ich mich satt rächen.«
Emir dachte nach. »Ich glaube nicht, dass Ignaz sich so schnell einen Racheplan zurechtgelegt und ihn auch noch ausgeführt hat«, meinte er schlieÃlich. »Immerhin weià er es ja noch nicht sehr lange, dass Zippi keine Fernbeziehung führen will.« Er lachte und drückte mich an sich. »Ich glaube, das Ganze war ein Zufall.«
»Welches Ganze? Nun mach es doch nicht so geheimnisvoll«, beschwerte sich Marta. »Was hattest du vor?«
»Zippi sagte mal, wenn ich mich in ein anderes Mädchen verliebt hätte, würde sie um mich kämpfen. Sie wollte wissen, warum ich nicht um sie kämpfte. Das hat mich mächtig gewurmt.«
»Hast du gekämpft? Ja? Wie denn? Ich an deiner Stelle hätte auf jeden Fall gekämpft, das versichere ich dir!«, sagte Franzl.
Emir nickte. Das sah ich in der Dunkelheit nicht, aber ich spürte die Bewegung. »Ich hab mir also überlegt, wie ich um dich kämpfen könnte, Zippi. Das Blöde ist nur, dass du alles hast. Alles auÃer einer Mutter. Da dachte ich, wenn ich deine Mutter auf die Jägeralpe locken könnte, wäre dasâne Chance für den Anfang von zwei neuen Beziehungen: für die mit deiner Mutter und für unsere.«
»Toll!«, sagte Marta ehrfürchtig. »Supertoll!«
»Ich hab meine Oma Sevde angerufen. Sie hat auch gemeint, das wäre keine schlechte Idee. Nur sagte sie: âºEmir, wie willst du das machen? Fürs Telefon ist die Angelegenheit zu kompliziert. Willst du Zippis Mutter einen langen Brief schreiben? Ojeojeje. Weil du Türke bist, könntest du die richtigen deutschen Worte
nicht finden und würdest alles vermasseln. Du fährst nach München. Aber nicht per Anhalter! Du musst dich anmelden und Blumen besorgen.⹠Zuerst wollte sie mir Geld schicken, dann sagte sie, nein, sie schicke mir kein Geld, ein Mann müsse den Kampf um sein Mädchen selbst bezahlen.«
»Deshalb hast du jongliert?«
»Ja. Auf der Jägeralpe hättet ihr euch gewundert, was ich mit dem Geld mache. In Burgberg wohnen nicht besonders viele Leute; dort hätte ich nicht viel verdient. Aber dann hörte ich mal, wie sich ein paar Gäste über
Weitere Kostenlose Bücher