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My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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gefallen mir.« Das sagte meine Mutter.
    Es war der erste Satz nach zwei Jahren Abwesenheit.
    Wie immer wenn jemand meine Haare erwähnt, versuchte ich, sie glatt zu streichen, was aber nicht möglich ist - sie stehen immer ab. Manchmal mehr, manchmal weniger.
    Jetzt standen sie sehr weit ab und sie ließen sich auch nicht die Spur glatt streichen.
    In meinem Hals steckte ein dicker Klumpen, weshalb meine Stimme ganz unzippihaft klang. »Die sind immer gleich.«
    Â»Sie passen zu dir«, sagte meine Ma.

    Ich zuckte die Schultern.
    Â»Ãœber deine Karte habe ich mich sehr gefreut. Nach zwei Jahren war das die erste Nachricht von dir.«
    Â»Ja.« Hätte ich vielleicht sagen sollen, dass ich alle ihre Briefe ins Klo warf und fünf Mal nachspülte?
    Â»Warum hast du nicht eher geschrieben?«
    Â»Ich war sauer.«
    Yasmina und Rosi kamen auf die Terrasse.
    Â»Gibt es einen Platz, an dem wir ungestört sind?« Meine Ma stand auf. »Vielleicht in deinem Zimmer?«
    Â»Geht nicht. Marta und ich schlafen in einer winzigen Kammer.«
    Gundi steckte den Kopf aus dem Küchenfenster. »Zippi! Hast Besuch bekommen? Wollt ihr ein Haferl Kaffee?«
    Seitdem ich mit Ignaz Schluss gemacht hatte, gab es einen Ort, an dem wir ungestört sein würden. »Komm mit«, sagte ich zu meiner Ma und eilte über die Wiese.
    An der Leiter vorm Hochsitz blieb ich stehen. »Bist du schwindelfrei?«
    Â»Absolut.«
    Wäre Ignaz wie früher neben mir auf dem Brettbänkchen gesessen, hätte ich mich an ihn gekuschelt. Meine Ma war nicht Ignaz; ich kuschelte nicht.
    Ich starrte geradeaus auf die grüne Wiese. Jetzt saß ich neben meiner Ma auf dem Hochsitz, ganz wie ich es mir immer gewünscht, erträumt und ersehnt hatte. Es war zwar noch zu früh für die Rehe, aber immerhin saßen wir gemeinsam auf dem Brett.
    Und weiter?
    Was hatte Emir gesagt? Zippi, da musst du durch.
    Stimmt. Da musste ich jetzt durch.
    Meine Ma musste da aber auch durch, überlegte ich. So wenig,
wie sie bis jetzt gesagt hatte, war sie nicht besonders fit im »Da-musst-du-durch«. Vielleicht war sie feiger als ich? Vielleicht war sie mit der Situation überfordert? Ich meine, wenn sich zwei Erwachsene zur Klärung ihrer persönlichen Schwierigkeiten nicht an einen Tisch setzen können, ist das ein klares Zeichen von Überforderung. O. K. Wenn also meine Ma überfordert war, musste ich taffer sein als sie. So taff wie gestern beispielsweise, als ich Ignaz sagen musste, ich hätte mich entliebt.
    Da war ich taff gewesen. Keine Spur von Überforderung hatte ich gezeigt, was der klare Beweis dafür ist, dass ich mein Leben supergut in die Hand nehmen kann.
    Zum ersten Mal schaute ich meine Ma richtig an. »Warum hast du die Fliege gemacht? Und warum hat mir keiner gesagt, weshalb du die Fliege gemacht hast?«
    Â»Damals warst du elf Jahre alt.«
    Â»Na und?«
    Â»Du warst zu jung, um meine Gründe zu verstehen.«
    Â»Quatsch.« Ich erinnerte mich, wie sauer ich war, weil mich jeder für »zu jung!« erklärt hatte. »Du warst zu feige, um sie mir zu erklären.«
    Früher hätte meine Ma wahrscheinlich gesagt: »Zippi, mä ßige dich!« Heute sagte sie: »Vielleicht war ich feige.«
    Â»Ich war elf und du warst feige. Heute«, sagte ich, »heute bin ich mit immerhin fast vierzehn schon ziemlich alt. Die Frage ist: Bist du noch immer feige?«
    Meine Ma schwieg.
    Â»Weil«, sagte ich, »weil, wenn du noch immer feige bist, das Herumsitzen nichts bringt.«
    Â»Wie meinst du das?«
    Ich weiß nicht, weshalb meine Ma so begriffsstutzig ist. Emirs Oma Sevde kapiert wesentliche Zusammenhänge viel schneller. »Ich muss wissen, warum du Pa und mich verlassen hast. Ohne
Erklärung hast du die Fliege gemacht. Seit zwei Jahren weiß ich nicht, warum du das getan hast.«
    Meine Ma schaute auf die grüne Wiese. »Ich wollte niemandem wehtun.«
    Â»Allmächtiger!«, rief ich wie Gundi, wenn sie total entsetzt ist. »Wie ich diesen Satz hasse!«
    Â»Du?«
    Â»Ja! Ich!«
    Â»Erklär mir das bitte«, bat meine Ma.
    Â»Ich? Dir?« Eigentlich wollte ich meine Ma daran erinnern, dass der, der gefragt wird, antworten muss. Ich hatte zuerst gefragt, also musste sie mir antworten.
    Einerseits.
    Andererseits war sie klar überfordert, weshalb ich ihr entgegenkam. »Kennst du die Geschichte

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