My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei
die Aushilfe«, sagte eine, griff ganz selbstverständlich nach einer Gabel, hob den Deckel vom Topf, stach in die Kartoffeln und sagte: »Die sind weich.« Als wäre sie schon immer eine unserer Mitarbeiterinnen, packte sie mit bloÃen Händen die heiÃen Henkel des Kartoffeltopfs und goss das Wasser ab. Sie benutzte keine Topflappen, was beweist, wie abgehärtet ihre Hände durch langjährige Küchenarbeit waren.
»Gundi! Bist du mit meiner Arbeit nicht zufrieden?« Martas Stimme wackelte.
»Schätzchen! An so was darfst du nicht mal denken!«, rief Gundi. Ich erinnerte mich an die ersten Tage. Damals war Gundi extrem unzufrieden gewesen. Glücklicherweise ist meine Marta ein tolles Mädchen, weshalb sich auch die Zusammenarbeit der beiden sehr gut entwickelte. Die beiden sind längst ein Herz und eine Seele. Kein Wunder, dass Marta an diesem Sonntagmorgen die Welt nicht mehr verstand!
»Irgendwie ist heute früh alles anders«, stellte Franzl fest. »Ina, die sonst nicht aus den Federn kommt, ist sogar in aller Herrgottsfrüh mit Ignaz heraufgefahren. Also wirklich! Wasân los?«
Rosi, Gundi und Yasmina lächelten sich an. »Es ist Sonntag!«
»Na und?«
Sonntag ⦠Hatte Hubertus nicht gefragt, ob wir am Sonntag auf der Jägeralpe wären? Hatte er.
»Ihr tut so geheimnisvoll. Macht Hubertus mit uns wieder einen Ausflug?«
»Wir verraten nichts!«
»Nicht mal mir?«, erkundigte sich Cas.
»Dir auf gar keinen Fall!«
»Ina? WeiÃt du, was dein Vater plant?«
Sie schüttelte den Kopf.
Eine der drei Frauen stemmte die Arme in die Hüften. »Wie lange wollt ihr hier noch herumsitzen? Wir brauchen Platz!«
»Gehen wir eben zu Zenza.«
»Zenza backt«, sagte Ignaz. »Ich musste ihr gestern extra Hefe besorgen. Und Zucker.«
»Gut, dass du mich daran erinnerst, Ignaz.« Emir blickte ihn ziemlich unfreundlich an. »Gestern hast du jemandem eine Mitfahrgelegenheit angeboten.«
»Ich?« Ignaz lachte ihn so richtig aus. »Ich doch nicht! Die Frau stand am Weg und hob den Daumen!«
»Kanntest du sie?«
Ignaz schüttelte den Kopf. »Vorher nie gesehen. Aber Mann, ich fand die Frau cool: per Anhalter aufs Moped!«
»Die Anhalterin war meine Ma.«
Klar, nur Emir und natürlich Marta, die noch am Abend Rosi, Gundi und Yasmina informierte, wussten Bescheid.
Cas blinzelte. »Habe ich das richtig gehört, Zippi? Zwischen dir und deiner Mutter besteht Kontakt? Du sprichst mit ihr?«
»Na ja ⦠Cas, wir haben einen Anfang gemacht. Aber bitte! Behalte es noch für dich.«
»Ich freue mich ja so sehr für dich!« Cas hatte als Freund und Nachbar den Schlamassel vor zwei Jahren hautnah mitbekommen. »Wo habt ihr euch getroffen?«
»Hier. Und«, ich blickte kurz zu Ignaz rüber, »auf dem Hochsitz haben wir uns ausgesprochen.«
Cas runzelte die feine Dichterstirn. »Hochsitz?«
»Ich zeige ihn dir. Das heiÃt, falls Nele nichts dagegen hat.«
Nele war heute ganz in Hellgelb, was perfekt zu Casâ Kaschmirpulli passte, aber weder ihre Haare noch ihren Teint zum Strahlen brachte. Leute, ihr wisst es: Gelb ist eine schwierige Farbe. Es gibt Mädchen, die in Gelb so glamourös wie eine Sonnengöttin aussehen. Die Mehrzahl verwandelt diese Farbe leider in eine Wasserleiche. Nele gehörte zur zweiten Sorte. Vielleicht würde Ina sie auf die für sie unvorteilhafte Farbe hinweisen. Ina hatte Schick. Als ich sie zum ersten Mal traf, trug sie ein Dirndl. Verglichen mit Martas und meinem, sah das aus, als wärâs ein speziell für sie gefertigtes Einzelstück. Heute steckte sie in einer ledernen Kniebundhose mit Trägern, die ich ihr am liebsten sofort abgekauft hätte. Dazu hatte sie ein rot-rosa kariertes Hemd an, an dem jeder herzförmige Knopf eine andere Farbe hatte.
Super.
»Wie weit ist es denn bis zum Hochsitz? Und weshalb betonst du das Wort âºHochsitzâ¹, als wärâs was Besonderes?«
»Aber Nele, gerade du solltest erahnen, dass ein erhöhter Sitz die Freiheit der Gedanken fördert! Oder entnehme ich deiner Frage, dass du noch einiges zu lernen hast? In deiner Funktion als Muse, meine ich.«
Emirs Spott prallte an Nele ab. »Falls der Weg für mein Bein geeignet und er auch nicht zu weit ist, begleite ich euch selbstverständlich«, entgegnete sie so
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