My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei
würde sie auswendig lernen! Das war unendlich mehr als das, wozu ich in der Lage war. Bei mir schlummerten Casâ Werke nahezu ungelesen in zwei alten Schuhschachteln.
»Bist du mir böse?«, flüsterte Nele.
Hrrrm, machte Emir.
»Du bist mir also böse«, fügte Nele hinzu und seufzte. »Ich kann dich ja so gut verstehen.«
Emir machte nochmals hrrrm und platzte dann heraus: »Sei doch ehrlich, Nele. Du passt besser zu Cas als zu mir. Ich bin froh, dass du das kapiert hast.«
Ich war schockiert. So brutal hätte er ja nun wirklich nicht sein müssen.
»Tut dir meine Entscheidung denn gar nicht leid?«, jammerte Nele.
»Was denn? Dass du dich in Cas verliebt hast? Nö, ich findâs gut.« Damit stand Emir auf.
Nele hielt ihn am Ãrmel fest. »Sag mir noch eines«, bat sie.
»Hm?«
»Wo gehst du jeden Tag hin?«
Sie konnte es nicht lassen! Nele war und blieb eine neugierige, nervige Person.
»Ich ging nicht. Ich fuhr.«
»Ne, echt? Wohin bist du gefahren? Zu wem? Und mit wem?«
»Mit dem Milchmann«, sagte Emir und lachte.
»Das glaube ich dir nicht!«, rief Nele ihm nach.
Finale furioso: Teil 1
E ine Minute nach dem Aufwachen war Marta sauer.
Nachdem wir wie (fast) immer vom Mopedgeknatter aufgewacht waren, stürzte sie aus dem Bett und ans Fenster, um ihren Franzl zu küssen. Als hätte eine Wespe sie ins Auge gestochen, zuckte sie zurück. »Wo kommst du denn her?«
»Ich bin mit Ignaz hochgefahren«, antwortete Ina cool. »Was dagegen?«
»Klar hab ich was dagegen«, fauchte Marta. »Wo ist mein Franzl?«
»Schon auf dem Weg.« Ina griff nach der kleinen Kanne mit Ziegenmilch. »Musst halt noch ein Weilchen auf dein Morgen-Doping warten.«
Marta war so empört, dass sie das Fenster zuwarf.
»Jetzt reg dich ab. Bevor du dich noch angezogen hast, sitzt dein Franzl schon in der Küche«, versuchte ich, sie zu beruhigen, und kuschelte mich genüsslich in die Federn. Plötzlich fiel mir alles wieder ein: Meine Ma! Emir! Blitzschnell sprang ich aus dem Bett und raste ins Bad.
Wir hatten es so eilig, dass wir uns gemeinsam unter die Dusche stellten und nicht mal aufs warme Wasser warteten. »Was ziehe ich heute an?«, fragte Marta mit klappernden Zähnen. »Das schöne oder das nicht ganz so schöne Dirndl?«
»Heute ist Sonntag, das schöne natürlich.«
In Windeseile machten wir uns fein und rannten in die Küche.
Alle saÃen schon am Tisch: der Franzl (Gott sei Dank!) und Emir natürlich, Ignaz und Ina (hoho!), Cas und Nele, Rosi, Gundi und Yasmina. Die Kartoffeln kochten auf dem Herd, die Milch und der Kaffee standen auf dem Tisch, das frische Brot duftete, der Zuckerguss auf dem Kuchen glänzte, die Butter war von Zenza mit einem Muster versehen worden, die Käse waren auch von ihr, aber die Heidelbeermarmelade hatte Gundi gekocht.
Das war ein ganz anderer, viel schönerer Frühstückstisch als der, den Olga mir zu Hause immer zumutet. Abgesehen davon, dass ein Essen in groÃer und lieber Gesellschaft viel besser schmeckt, als wenn man mutterseelenallein in Gesellschaft des Morgenmuffels, der sich Pa nennt, die eklige Haut vom Kakao fischt. Kakao in meinem Alter, also wirklich!
»Stärkt euch«, empfahl Rosi.
»Bin schon dabei«, sagte Ignaz. »Heute wirdâs heroben hergehen wie auf dem Jahrmarkt. Alle, die die Allgäu-Post gelesen haben, werden eure feine Küche testen wollen.«
»Klar.« Marta prüfte, ob die Kartoffeln für den Salat schon weich waren.
Rosi räusperte sich, was, wie wir wissen, eine kultivierte Form der Gesprächseröffnung ist. Als Marta und ich auf die Alpe kamen, war diese Sitte noch unbekannt. Ich war stolz, etwas zum Fortschritt in Bezug aufs menschliche Miteinander beigetragen zu haben. Rosi räusperte sich also dezent und meinte: »Wir rechnen mit einer Menge Gäste.«
»Ich hab vorgesorgt; die Vorräte werden reichen«, warf Gundi ein.
»Aber auf eure Mitarbeit sind wir heute nicht angewiesen«, sagte Rosi cool. »Diesbezüglich hat Hubertus vorgesorgt.«
Wir waren platt. Sprachlos. Fühlten uns total überrumpelt. Sozusagen abgeschoben.
Während wir noch die Info zu verdauen suchten, erschienen drei ältere Frauen in der Küche. Rosi, Gundi und Yasmina begrüÃten sie fröhlich - sie kannten sich.
»Wir sind
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