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My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ich kuschelte nicht.
    Ich starrte geradeaus auf die grüne Wiese. Jetzt saß ich neben meiner Ma auf dem Hochsitz, ganz wie ich es mir immer gewünscht, erträumt und ersehnt hatte. Es war zwar noch zu früh für die Rehe, aber immerhin saßen wir gemeinsam auf dem Brett.
    Und weiter?
    Was hatte Emir gesagt? Zippi, da musst du durch.
    Stimmt. Da musste ich jetzt durch.
    Meine Ma musste da aber auch durch, überlegte ich. So wenig,
wie sie bis jetzt gesagt hatte, war sie nicht besonders fit im »Da-musst-du-durch«. Vielleicht war sie feiger als ich? Vielleicht war sie mit der Situation überfordert? Ich meine, wenn sich zwei Erwachsene zur Klärung ihrer persönlichen Schwierigkeiten nicht an einen Tisch setzen können, ist das ein klares Zeichen von Überforderung. O. K. Wenn also meine Ma überfordert war, musste ich taffer sein als sie. So taff wie gestern beispielsweise, als ich Ignaz sagen musste, ich hätte mich entliebt.
    Da war ich taff gewesen. Keine Spur von Überforderung hatte ich gezeigt, was der klare Beweis dafür ist, dass ich mein Leben supergut in die Hand nehmen kann.
    Zum ersten Mal schaute ich meine Ma richtig an. »Warum hast du die Fliege gemacht? Und warum hat mir keiner gesagt, weshalb du die Fliege gemacht hast?«
    »Damals warst du elf Jahre alt.«
    »Na und?«
    »Du warst zu jung, um meine Gründe zu verstehen.«
    »Quatsch.« Ich erinnerte mich, wie sauer ich war, weil mich jeder für »zu jung!« erklärt hatte. »Du warst zu feige, um sie mir zu erklären.«
    Früher hätte meine Ma wahrscheinlich gesagt: »Zippi, mä ßige dich!« Heute sagte sie: »Vielleicht war ich feige.«
    »Ich war elf und du warst feige. Heute«, sagte ich, »heute bin ich mit immerhin fast vierzehn schon ziemlich alt. Die Frage ist: Bist du noch immer feige?«
    Meine Ma schwieg.
    »Weil«, sagte ich, »weil, wenn du noch immer feige bist, das Herumsitzen nichts bringt.«
    »Wie meinst du das?«
    Ich weiß nicht, weshalb meine Ma so begriffsstutzig ist. Emirs Oma Sevde kapiert wesentliche Zusammenhänge viel schneller. »Ich muss wissen, warum du Pa und mich verlassen hast. Ohne
Erklärung hast du die Fliege gemacht. Seit zwei Jahren weiß ich nicht, warum du das getan hast.«
    Meine Ma schaute auf die grüne Wiese. »Ich wollte niemandem wehtun.«
    »Allmächtiger!«, rief ich wie Gundi, wenn sie total entsetzt ist. »Wie ich diesen Satz hasse!«
    »Du?«
    »Ja! Ich!«
    »Erklär mir das bitte«, bat meine Ma.
    »Ich? Dir?« Eigentlich wollte ich meine Ma daran erinnern, dass der, der gefragt wird, antworten muss. Ich hatte zuerst gefragt, also musste sie mir antworten.
    Einerseits.
    Andererseits war sie klar überfordert, weshalb ich ihr entgegenkam. »Kennst du die Geschichte vom Esel zwischen den zwei Heuhaufen?«
    Meine Ma zögerte.
    »Der Trottel ist verhungert, weil er sich nicht für den einen oder anderen Haufen entscheiden konnte. Bis gestern ist es mir so gegangen. Ich habe immer mal wieder gedacht: Ach, ich will Ignaz doch nicht wehtun. Bis Zenza, das ist seine Oma, gesagt hat, das Rauszögern tut noch viel mehr weh. Dem, der’s sagen muss, und dem, dem’s gesagt wird. Beide sind unglücklich.«
    »Und? Hatte Ignaz’ Oma recht?«
    »Hundertpro. Sie hatte recht und Hubertus hatte recht. Der hat nämlich mitbekommen, wie ich mich hier in Ignaz verliebt hab, und wie mir Emir, das ist mein Freund aus Stuttgart, hinterhergereist ist. Hubertus sagte: ›Zippi, entscheide dich schnell, sonst verlierst du beide.‹«
    »Hast du beide Freunde verloren?«
    »Ich doch nicht!«
    »Wie hast du es gemacht?«

    »Eigentlich ist’s ja eine lange Geschichte: Zuerst war ich in Emir verliebt. Hier verliebte ich mich in Ignaz und dachte, ich würde ihn ewig lieben. Dann hab ich mich gefragt, ob ich nicht beide lieben könnte. Das ging nicht, weil zuerst Emir und dann auch noch Ignaz sauer wurden. Da wusste ich, dass ich mich entscheiden musste. Das war die Zeit, wo ich hin und her eierte, bis Marta sagte: ›Zippi, du bist mutig.‹ Na ja, schließlich und endlich sagte ich Ignaz, ich hätte mich entliebt. Das war gestern«, fügte ich hinzu. »Und weißt du was? Heute kam er schon mit Ina an!«
    »Zippi, das hast du wirklich gut gemacht«, sagte meine Ma leise.
    Ich wartete, denn jetzt war ja sie an der Reihe. Weil sie aber einfach nicht den Mund aufmachte, half ich ihr. »Hast du Esel zwischen zwei Heuhaufen gespielt? Warst du in Pa und in einen anderen Mann verliebt?«
    Meine Ma schüttelte den Kopf.
    »Nein? Was

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