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My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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genommen, versprach aber, am nächsten Tag wiederzukommen.
    Ich sah ihr nach und wäre am liebsten noch einmal auf den Hochsitz geklettert, unterließ es aber, weil ich an die Wildschweine dachte.
    Da wo Nele ihren Liegestuhl zwischen den Bäumen geparkt hatte, stand jemand. In der Dunkelheit sieht eine schwarze Gestalt ziemlich gruselig aus, ich beeilte mich, ins Haus zu kommen, aber die Gestalt trat mir in den Weg.
    Es war Emir.
    »Zippi, ich hab auf dich gewartet.«
    »Emir, wenn du wüsstest, was ich erfahren habe!«
    »Sag’s mir.«
    Wir setzten uns auf den Liegestuhl, und gerade als ich mit meiner Geschichte beginnen wollte, kamen Marta und Franzl. Emir und ich machten: »Huhu!«, die beiden erschraken zuerst, dann lachten sie und wollten wissen, ob sie uns beim Knutschen gestört hätten.
    »Wir werden später knutschen«, beruhigte ich sie. »Jetzt haben wir Wichtigeres vor.«
    Jeder weiß, dass ich vor Marta keine Geheimnisse habe. Ich
nahm an, dass Marta keine Geheimnisse vor Franzl hat, und da meine Ma morgen zur Jägeralpe heraufsteigen und meine Freunde die Entwicklung meiner Mutterbeziehung sowieso mitbekommen würden, sagte ich, sie sollten sich zu uns setzen.
    »Meine Ma war hier.«
    »Zippi! Du spinnst.«
    »Ich hab sie gesehen«, bestätigte Emir. »Sie war hier.«
    »Und? Was hat sie gesagt?«
    »Alles. Jetzt weiß ich alles.«
    »Schieß los, Zippi!«
    Die Geschichte von meinem Vater Stefan und meiner Ma hatte ich rasch berichtet. Natürlich passte ich auf, dass sich Emir nicht als Büschelchen von einem Heuhaufen vorkam, aber da der Junge nicht dumm ist, durchschaute er mich trotzdem und sagte: »Gut, dass du fixer und klüger warst als dein Pa.«
    Meine Freunde verstanden, weshalb meine Eltern mir nicht die Wahrheit gesagt hatten. Emir meinte, seine Oma Sevde hätte nichts Genaues gewusst, aber die Gründe geahnt. Marta sagte, sie hätte mal ihre Eltern belauscht, als die über meine Eltern gesprochen hätten, aber so richtig kapiert hätte sie es nicht.
    »Erwachsene!«, sagte Franzl und spuckte ins Gras. »Habt ihr euch eigentlich schon mal gefragt, weshalb mein Pa immer allein unterwegs ist?«
    Ne, wir hatten uns das tatsächlich nicht gefragt.
    »In meiner Familie ist’s anders. Meine Mutter ist … Sie arbeitet in München, weil sie das Landleben satt hat.«
    »Sie arbeitet in München? Mit … mit allem Drum und Dran? Ich meine …«
    »Ne, sie hat keinen Freund. Sie wohnt in München und kommt jedes Wochenende.«
    »Das ist besser als nichts«, sagte ich, um ihn zu trösten.
    »Stimmt. Aber es ist blöd. Kaum hat man sich wieder aneinander
gewöhnt, sagt man ›Tschüss, man sieht sich!‹. O. K., es gibt Telefon und Handy, aber wenn ich meine Ma mal brauche, ist sie eben gerade nicht da.«
    An den Fingern zählte ich auf:
    »Meine Eltern sind nicht geschieden, leben aber getrennt. Deine Eltern, Franzl, leben teilgetrennt. Marta, bei dir ist deine Mutter der Mann im Haus, du bist die Hausfrau und dein Vater legt den Nachbarinnen die Tarotkarten. Der Einzige, der eine Normalfamilie besitzt, bist du, Emir. Du und Ignaz. Ihr seid echte Glückspilze.«
    »Stimmt. Übrigens hast du Nele vergessen. Die ist Halbwaise.«
    Wir schwiegen ein paar Sekunden lang. »Es gibt noch andere Familienmodelle«, sagte Franzl leise.
    »Klar«, antwortete Marta sofort. »Wir haben nicht an die Vollwaisen, an die Leute mit komplett geschiedenen und an die mit neuen Stiefeltern gedacht. Das bedeutet, dass es uns noch ziemlich gut geht.«
    »Na ja … Mir geht es gut, seitdem ich dich kenne«, sagte Franzl. Marta küsste ihn.
    Der Kuss erinnerte mich an Emirs komische Reaktion, als meine Ma von Ignaz’ Moped stieg.
    »Schade, dass heute nicht Montagabend ist.«
    »Was?«, rief Marta entsetzt. »Ich würde am liebsten die Uhr anhalten und du, Zippi, willst zwei Tage überspringen? Du hast sie ja nicht alle!«
    »Emir sagte, er würde mit seinem Geheimnis am Montagabend rausrücken. Das ist alles.«
    »Warum erst am Montagabend?« Marta war wie immer auch mit ihren Fragen sehr zupackend.
    »Der Montagabend ist nicht mehr wichtig«, erklärte Emir. »Der Volltrottel Ignaz hat mir meinen Plan verdorben.«

    »Hat er sich gerächt, weil Zippi sich für dich entschieden hat?«, erkundigte sich Franzl. »Könnte ich verstehen. Wenn mir jemand Marta abspenstig machen würde, würde ich mich satt rächen.«
    Emir dachte nach. »Ich glaube nicht, dass Ignaz sich so schnell einen Racheplan zurechtgelegt und ihn auch noch

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