My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei
ein Wunder.« Ich legte meinen Kopf an Emirs Hemd, und auf einmal spürte ich, wie meine Tränendrüsen in
die Gänge kamen. Ich heulte, ohne traurig zu sein. Ich heulte, bis meine Tränendrüsen die Arbeit einstellen mussten, weil alles Wasser verbraucht war.
»Besser?«, fragte Emir.
»Viel besser.«
»Gut.«
»Ja.«
»Zippi? Zippi, liebst du mich?«
»Tausendpro.«
»Ehrlich?«
»Echt ehrlich.«
»Weil ich um dich gekämpft habe?«
Über Emirs Frage dachte ich eine ganze Weile nach. »Weil ich in dich verliebt bin.«
»Aber Ignaz?«
»Kurzzeitig war ich in Ignaz verliebt«, gab ich zu. »Aber alles in allem war’s ein Irrtum. Du hast dich auch geirrt, gib’s zu, Emir.«
»Mein Irrtum war kürzer als deiner.«
»Und wenn schon … Jetzt sind beide Irrtümer zu Ende. Ist doch super. Oder?«
»Zweitausendpro«, sagte Emir.
»Weiß Nele von deinem Irrtum?«
Emir seufzte.
»Sag schon!«
»Nnnicht so direkt«, stotterte er.
»Dann wird’s aber Zeit!«
»Zippi, jemandem zu sagen, dass man sich entliebt hat, ist nicht einfach.«
Ich lachte kurz. »Weiß ich. Man fühlt sich absolut scheußlich. Aber da Nele sich als Cas’ Muse fühlt …«
»Pah! Als seine Muse!« Jetzt lachte Emir. »Mensch, Zippi,
Nele liebt nur mich, sie küsst nur mich - ein Lover ist doch was ganz anderes als eine Muse für einen Dichter.«
»Trotzdem«, drängte ich. »Sag’s ihr so schnell wie möglich. Bring’s hinter dich, dann geht es dir besser.«
»Wenn du meinst?«
Als wir zum Haus gingen, schimmerte Licht durchs Küchenfenster, was bewies, dass es schon reichlich spät war. Das Licht fiel auch auf den Teil der Terrasse, wo die Bank an der Wand stand.
Auf der Bank saß jemand.
»Sch… Das ist Nele«, stöhnte Emir leise. »Die wartet auf mich. Was mach ich nur, Zippi?«
»Na, was wohl? Du packst den Stier bei den Hörnern. Du kneifst jetzt nicht, Emir. Denk dran: Du hast dir den Schwindel abtrainiert. Dagegen ist das, was du jetzt tun musst, ein Klacks. Ich hab’s auch geschafft!«
»Hilf mir! Steh mir bei!«, flehte er.
»Sei stark«, zischte ich.
Vor der Bank blieb ich kurz stehen und sagte zu Nele: »Gute Nacht! Und schlaf gut!«
Dann ging ich ins Haus. Ins Haus ja, aber nicht in Martas und meine Kammer. Ich schlich mich in die Gaststube und öffnete geräuschlos das Fenster, das sich in der Wand befindet, an der die Bank steht. Ich weiß, ein gut erzogenes Mädchen lauscht nicht. Aber ich finde, in Krisensituationen sollte ein Mädchen das nicht so eng sehen, vor allem dann nicht, wenn es um sein eigenes Schicksal geht.
Ich lauschte.
Zuerst hörte ich nichts, weil die beiden schwiegen.
Ob Emir rausplatzt wie ich? Ob er wohl sagt: »Nele, ich habe mich getäuscht, ich liebe Zippi?«
Emir schwieg.
Nele seufzte. »Ich habe den ganzen Abend auf dich gewartet, Emir.«
»So?«
»Ich muss dir etwas sagen.«
Aha, Nele ergriff die Initiative! »Es ist etwas sehr, sehr Wichtiges, das uns beide angeht.«
»So?«, wiederholte Emir. Mein Gott, war der Junge schwerfällig. Warum kam er Nele nicht entgegen?
»Ja. Es ist etwas eingetreten, womit ich nicht gerechnet habe«, fuhr Nele fort und kam jetzt endlich zur Sache. »Ich dachte, ich würde immer und ewig dich lieben. Aber ich habe nicht gewusst …«
Nele verstummte. Mann, eierte die herum!
»Was wusstest du nicht?«
Mensch, Emir, frag einfach, ob sie sich entliebt hat, flehte ich im Stillen.
»Gefühle können sich ändern«, sagte Nele sehr leise.
Oho, waren das nicht meine Worte?
»Haben sich deine Gefühle geändert?«, erkundigte sich Emir.
»Nnnicht direkt«, stotterte Nele. »Ich liebe dich noch immer, aber ich bin eine Verpflichtung eingegangen.«
Wie bitte? Hatte sie sich etwa freiwillig verpflichtet, Emir nicht mehr zu küssen?!
»So?«, entgegnete Emir zum dritten Mal.
Sosososo!!! Ich hätte schreien können!
»Du weißt, Cas wird mal ein großer Dichter. Jetzt befindet er sich auf einem schweren, steinigen Weg, und um stark zu sein, braucht er ein Mädchen, das fest an ihn glaubt. Das ihn unterstützt, ihn lobt, ihn inspiriert.«
»Bist du dieses Mädchen?«
»Er hat mich darum gebeten«, entgegnete Nele bescheiden.
»Allerdings fühle ich mich auch an dich gebunden und weiß nun nicht, was ich tun soll.«
»Ich denke, du bist die Verpflichtung bereits eingegangen?«
Aha, endlich kam Emir in die richtigen Gänge!
»Ich spiele mit dem Gedanken.«
»Ja, was denn nun? Hast du dich zur Muse verpflichtet oder
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