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My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser

Titel: My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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»Da hab ich ihn, den See.«
    Â»Bodensee?!«
    Â»Bei mir klingelt es«, meinte Emir und zog sein Ohrläppchen lang. »Bodensee. Heißt auch Schwäbisches Meer. Oma, wir suchen aber -«
    Â»Hier! Was steht hier? Was lest ihr?«
    Â»All-gäu-er Al-pen. Wow. Oma Sevde, du bist ein Genie.«
    Â»Das«, sie lachte stolz, »haben mir schon viele gesagt.«
    Also wirklich! Ich liebe Oma Sevdes Bescheidenheit.
    Â»Wo genau befindet sich die Hütte?«, forschte Emir.
    Â»Woher soll ich das wissen? Die Unterlagen bekomme ich erst -«
    Â»- in ein paar Tagen, ich weiß. Bist du sicher, dass es sich bei dem Angebot um die Allgäuer Alpen handelt? Es gibt nämlich noch mehr von der Sorte: Bayrische Alpen, Kitzbüheler Alpen, Salzburger Alpen, Ötztaler Alpen, um nur ein paar zu nennen. Dann lese ich hier Karwendelgebirge, Mangfallgebirge, Kaisergebirge, Tennengebirge -«
    Â»Und hier!«, schrie ich. »Hier haben sich die Bergbewohner sogar ein Steinernes Meer geleistet!«
    Â»Na klar, das Überangebot an Alpen und Gebirge muss den Leuten ja auf den Geist gehen.« Emir zog mich an sich. Oma Sevde machte sofort und automatisch tst, tst, tst und drohte uns mit dem Küchenmesser. Sie macht das immer, weil sie meint, sie müsse mich mutterloses Mädchen vor dem wilden Kerl namens Emir beschützen - oder wenigstens warnen. Wir kümmern uns nie um ihr Tst, Tst, Tst.

    Emir nahm mich also in seine starken Arme, sah mir tief in die Augen und flüsterte mir ins Ohr: »Zippi. Ich dulde nicht, dass du dich so weit von mir entfernst. Der Süden ist nichts für dich. Berge bedeuten Steine. Du stolperst. Du verletzt dich. Und - und du hast keinerlei Aussicht. Du siehst nicht, wo du hintrittst. Du verirrst dich. Und wenn du dich verirrst, verhungerst du.«
    Â»Nein, sie erfriert«, warf Oma Sevde ein und deutete wieder mal mit der Messerspitze, an der ein Fitzelchen Karotte haftete, auf die Karte. »Seht ihr das Weiße? Das ist Schnee. Ewiger Schnee. Schnee, der nicht mal im Sommer wegtaut. Vergiss nicht«, sie schrappte heftig, »vergiss bloß nicht die warmen Unterhosen. Und dicke Socken. Hast du überhaupt richtig dicke Socken, Zippi?«, forschte sie. »Und Handschuhe?«
    Â»Im Hochsommer?«, fragte ich entgeistert. »Du machst wohl Witze, Oma Sevde.«
    Na ja, was soll ich sagen? Die beiden versuchten mit aller Macht, mir die Alpen auszureden. Von Mitfreuen keine Spur. Als Oma Sevde dann noch was von Gletscherspalten murmelte, in die man stolpern und unrettbar tief fallen konnte, kam selbst mir meine Zusage unüberlegt vor. Hastig. Bescheuert naiv.
    Wie Emir mein trauriges Gesicht sah, kam er auf sein freundliches Angebot zurück. Er wolle die Unterlagen sorgfältig prüfen. Danach könne ich mich immer noch entscheiden... O. K., aber was war mit Cas? Und mit Marta?
    Ich beschloss, Cas gegenüber dichtzuhalten. Und Marta würde ich signalisieren, dass Spanien ja immer noch eine Möglichkeit wäre, falls die komischen Alpen sich als unattraktiv erweisen sollten. Ich meine, wer begibt sich freiwillig in Lebensgefahr? Wer zieht im Hochsommer Handschuhe an?
Wer will schon auf Nimmerwiedersehen in einer Gletscherspalte verschwinden? Ganz abgesehen vom Verschwinden: Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie Gletscherspalten aussahen. Auf dem Heimweg nahm ich mir vor, im Internet mal kurz zu recherchieren.
    Was ich auch tat.
    Mann, da sah ich Gletscher, ich sah strahlendes Eis - von Spalten keine Spur! Aber gerade als ich mir vornahm, Oma Sevde baldmöglichst über ihren Irrtum aufzuklären, las ich, dass Spalten deshalb so brandgefährlich sind, weil, wenn der Wind eine dünne Schneedecke darüber geblasen hat, sie unsichtbar sind.
    Und dann, das gab mir nun wirklich den Rest, las ich, wie viele Menschen jeden Sommer in den Bergen umkommen. Das ist eine so ungeheuere Zahl, dass ich mich weigere, sie niederzuschreiben.
    Ich machte die Kiste aus, kroch ins Bett und sagte mir: »Zippi, du bist leider ein mutterloses Einzelkind, aber trotz deines bedauernswerten Schicksals bist du nicht lebensmüde. Die Allgäuer oder sonstigen Alpen sind nichts für dich. Und mit Siedlern, die vor lauter Sehnsucht nach Wasser ihren angestammten Lebensraum »Steinernes Meer« nennen, willst du nichts zu tun haben.
    An dieser Stelle muss ich mal kurz ausholen. Mein Pa hat wochentags keine Freizeit und an Sonn- oder

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