My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser
Mathilde, drei Frauen passen auf uns auf!«
»Na dann!«
Ich wollte noch ein wenig soziale Kompetenz zeigen. »Die Frage ist nur: Wer kocht hier?«
»Ach, Zippi, das lass nur meine Sorge sein«, wehrte Mathilde ab. »WeiÃt du, ich wollte schon immer in die Berge.
Bei mir hat das nie geklappt, aber wenn jetzt Marta die Gelegenheit bekommt, sechs Wochen kostenlos Ferien in reiner Luft und unter lieben Frauen zu machen, dann werde ich doch meinem Kind nicht im Weg stehen.«
Wir umarmten uns gerührt. »Du bist ein Glückspilz, Marta«, sagte Mathilde. Da sie hier im Haus das Sagen hat, schreckten uns Manfreds entgeistertes und Michels neidisches Gesicht überhaupt nicht.
Vesper = Brotzeit = kleine Stärkung
A ls Cas mich am nächsten Morgen abholte, hatte ich vor lauter Gewissensbissen so schlecht geschlafen, dass meine Haare wieder wie ein Besen vom Kopf abstanden, obwohl ich sie sorgfältig mit Gel bearbeitet hatte.
Auch er sah nicht taufrisch, sondern so zerknautscht aus, als hätte er die Nacht auf einer Parkbank verbracht. Ich fürchtete schon, dass ihm meine Berg-Entscheidung den letzten Rest geben würde, aber es kam ganz, ganz anders.
»Du, Zippi, ich... ich muss dir was Schreckliches sagen. Meine Schwester Constanze hat gestern mit ihrem Freund Schluss gemacht. Frag mich nicht, weshalb. Tatsache ist, dass Timo nicht mitkommt. Das macht dir doch nichts aus, oder?«
»Ehrlich gesagt, Cas, es macht mir was aus. Du kennst Constanze. Sie und ich sind wie Feuer und Wasser - wenn keine Mauer dazwischen ist, funktioniert nix.«
Er schüttelte betrübt den Kopf. »Das habe ich mir gedacht«, flüsterte er leidvoll. »HeiÃt das, dass...«
»Mach dir keine Sorgen, Cas, ich finde einen Job«, sagte ich tapfer und kreuzte die Finger. Mann, ich musste Marta und Emir sofort abpassen! Einen Tag lang mussten sie dichthalten!
Sie hielten dicht, schlieÃlich waren sie meine besten
Freunde und verstanden mein Dilemma. AuÃerdem wollten sie Cas ja nicht verletzen. So erfuhr er einen Tag später von unserem Alpenglück, bekam ganz feuchte Augen und - ich sah, wie sich schon die ersten Zeilen eines neuen Gedichts in seinem Hirn zusammenfügten - meinte sehnsüchtig: »Zippi, du bist ein Glückspilz. Was gäbe ich dafür, nicht an die Côte fliegen zu müssen! Die Alpen! Ewiger Schnee! Edelweià und Enzian! Wenn die Sonne sinkt hinter die Gipfel, wenn der Wind bewegt der Bäume Wipfel...«
Ich nickte ergriffen, dabei fiel mir ein, dass die Schuhschachtel knallvoll mit seinen Gedichten war. Ich werde eine zweite organisieren, nahm ich mir vor, denn eines ist so sicher wie der genetische Code: Cas wird mal ein groÃer Dichter.
Blieb noch die Frage unserer Kleidung.
Marta und ich hatten uns nämlich im Internet schlaugemacht, was die Allgäuer Eingeborenen so am Leib tragen. Lederhosen die Männer - genau wie Hubertus -, stellten wir fest, Dirndl die Frauen. Ein Dirndl besteht aus einer mit Spitzen besetzten Bluse, die man unter einer Art Kleid ohne Ãrmel, aber mit langem Rock trägt. Dazu gehört offensichtlich immer eine Schürze. »Was soll das? Das ist doch unpraktisch«, sagte ich. »Ich bleib bei Jeans und T-Shirt.«
»Ausgeschlossen.« Marta wurde ganz aufgeregt. »Kommt überhaupt nicht infrage. Los, schau mal bei Ebay, ob da was angeboten wird.«
Tatsächlich wurde allerlei angeboten, aber leider nichts, was uns gefiel. Also fuhren wir in die Stadt und sahen uns in unserem gröÃten Kaufhaus um. Nichts. Eine Verkäuferin schickte uns in ein Spezialgeschäft. »Ein Dirndl ist sehr teuer!«, warnte sie uns.
Sie hatte recht; aber da mein Pa meine Rechnung bezahlen
und er infolge der kostenlosen sechs Wochen eine Menge Geld sparen würde, kaufte ich vier Dirndl: ein rotes und ein giftgrünes für mich, ein hellblaues und eines in Rosa für Marta. Dazu insgesamt acht Blusen, zwei mit Blümchen bestickte Strickjacken, Söckchen mit Lochmuster, zwei Paar wasserdichte Wanderstiefel (Gore-Tex) plus dicke Socken, auf denen L für links beziehungsweise R für rechts eingestrickt ist. Letzteres beweist, dass die Eingeborenen Schwierigkeiten beim Zuordnen von Fuà zu Strumpf haben, aber doch des Lesens mächtig sind.
Mein Pa sagte nichts. Fast nichts. Klar, sechs Wochen Feriencamp wären ihn teurer gekommen als der ganze Alpenschick.
Marta und ich
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