My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser
waren nun bergmäÃig ausgerüstet und fieberten den Ferien entgegen.
Seitdem meine Mutter ausgezogen ist, bekomme ich von ihr so etwa jede Woche einen Brief. Fünf Tage vor unserer Abreise las ich ihre neueste Mitteilung:
Liebe Zippi, wenn Stefan euch in die Berge fährt, kommt doch bei mir vorbei. Ich würde mich so sehr darüber freuen!
Ach nee, dachte ich, knüllte das Blatt zusammen, warf es wie immer in die Kloschüssel und betätigte fünfmal die Spülung. Dann wartete ich auf meinen Pa. Als er schlieÃlich kam, war es kurz vor zehn, er sah, was mir auffiel, ziemlich zerknautscht und müde aus - aber Mitleid war bei dem anstehenden Thema fehl am Platz.
»Du willst uns in die Berge fahren?«
Er nickte und hängte sein Jackett übern Bügel.
»Kommt nicht infrage. Marta und ich fahren mit dem Zug.«
»Aber Zippi...«
»Ausgeschlossen. Ich beantworte keine Mutter-Briefe, ich mache keine Mutter-Besuche und mit dir führe ich keine Mutter-Grundsatzdiskussionen zu später Stunde!«, fauchte ich, zog meine Schlafanzughose hoch und hielt sie fest, weil der Gummi ziemlich ausgeleiert ist, stolzierte in mein Zimmer und heulte mich in den Schlaf. Weià der Teufel, weshalb ausgerechnet bei diesem bescheuerten Thema die Drüsen am Auge verrückt spielen und ich ihre Wasserüberproduktion nicht in den Griff bekomme!
Â
Â
Der erste Ferientag war ein Freitag. Nein, kein dreizehnter, nur ein vierter. Aber nach dem, was uns an diesem Tag passierte, hätte es durchaus ein dreizehnter sein können.
Emir musste schon arbeiten, Cas war morgens um sieben mit seiner Familie losgefahren, was bedeutete, dass mir keiner meiner Freunde ein Abschiedsküsschen auf meine zarte Wange schmatzen konnte.
Ich hatte natürlich schon Tage zuvor gepackt: zwei Koffer, einen Rucksack und eine rote Handtasche. Mein Vater schickte seinen Fahrer, der lud alles in den Kofferraum und ab gingâs zu Marta. Die hatte nur einen Koffer, dazu einen riesigen und einen kleinen Rucksack, der auf den Rücksitz musste.
Super rechtzeitig standen wir zwanzig Minuten später mit Sack und Pack am Bahnsteig neun, der Zug kam, mithilfe eines netten Mannes kriegten wir das Gepäck ins Abteil und sanken auf unsere Plätze.
Zehn Uhr vier kniete das Abenteuer im Startloch.
Und es raste los. Es ging sozusagen ab wie ein Knaller zu Silvester.
Von Stuttgart bis zum Albaufstieg lief alles nach Plan. Dann
bremste der Zug und blieb stehen. Zehn Minuten, zwanzig Minuten, dreiÃig Minuten. Ab und zu ruckelte er, das war alles. SchlieÃlich kam die Durchsage, es gebe ein technisches Problem.
Als der Zug nach einer knappen Stunde endlich wieder fuhr, hatten wir unseren gesamten Proviant aufgegessen. Der Zug, ein ICE, schnaufte die Alb hoch. Das muss ihn so erschöpft haben, dass er oben wieder stehen blieb. Zehn Minuten, zwanzig Minuten, dreiÃig Minuten. Dann kam die Durchsage, dass die Ersatzlok, die uns hochgeschleppt hatte, abgekoppelt werden würde, danach gehe es weiter.
Gut. Aber was war mit dem Anschlusszug in Ulm?
Der wartete natürlich nicht auf uns.
In Ulm wuchteten wir - diesmal ohne freundliche Hilfe - unser Gepäck auf den Bahnsteig. »Ich bleib hier stehen«, sagte Marta. »Zippi, du schaust nach, wann der nächste Zug nach Kempten fährt.«
Ein Donnerschlag erschütterte das Dach über den Gleisen. Wir zuckten zusammen, sahen grelle Blitze, hörten den nächsten Donner. Es regnete aber nicht.
Ich bin ein unglaublich guter Fahrplanleser, wirklich, aber leider konnte ich Marta nur Ãbles berichten: »Wir müssen in Memmingen umsteigen und erreichen Kempten gegen fünf.«
»Die Zeit ist es nicht«, jammerte Marta sofort. »Es ist das Gepäck!«
Als wir in unseren Anschlusszug stiegen, fielen die ersten groÃen Tropfen. »Gut, dass wir im Trockenen sitzen«, sagten wir uns und waren eigentlich ganz zufrieden, denn wir dachten, nach kurzer Zeit hätte sich das Gewitter ausgetobt.
Zwei Minuten vor fünf kamen wir schlieÃlich in Kempten an. Auch hier hatte es einen Sturm gegeben, das sahen wir
an den abgerissenen Zweigen und Blättern. Das Dumme war nur, dass niemand auf dem Bahnsteig stand, um uns abzuholen. Klar, wer rechnet auch mit einer solchen Verspätung! AuÃerdem regnete es. Nein, es goss. Es schüttete wie aus Kübeln, das Wasser prasselte nur so auf die StraÃe.
»Hast du
Weitere Kostenlose Bücher