My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser
unterm Tisch kräftig ans Schienbein und deutete mit dem Kinn verstohlen auf meinen Stuttgarter Lover.
Ein Blinder hätte gesehen, dass Emir hin und weg war von Nele. Er rückte ihr immer mehr auf den Pelz - wollte sie das? Na, jedenfalls hatte sie nichts dagegen!
War Nele also die erhoffte Antwort auf den Wunderwunsch?
Ich seufzte. Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob ich statt Ignaz nicht doch lieber Emir das Ende meiner Bedenkzeit verkündet hätte. Wie bescheuert war ich eigentlich? Das war doch wirklich nicht meine Art! Ich, Zippi, wusste bis ⦠bis vor Kurzem immer glasklar, was ich wollte und wo es langzugehen hatte.
Die besten Beispiele dafür waren schlieÃlich mein selbst gebastelter Vorname und die Ferien auf der Jägeralpe. Warum versagte ich bei der wichtigen Frage »Wer ist mein Lover?«?
Darüber grübelte ich noch nach, als mich Ina rüde aus
meinen Ãberlegungen riss. »Welche Kleider nehme ich mit? Was trage ich am Strand, was beim Frühstück, was beim Mittagessen, was abends in der Disco? Wie schminken sich die Mädchen? Mehr französisch oder eher auf amerikanische Weise? Welche Sportarten sind angesagt? Wo mache ich besser nicht mit?«
Als ich alle Fragen beantwortet hatte, brachte Gundi schon den Nachtisch, Kratzet mit Heidelbeerkompott. Franzl und Ignaz berichteten gerade von unserer Abenteuertour durch die Starzlachklamm. Sie waren aber absolut anständig und lieÃen alles weg, was mit Emirs Schwindel zu tun hatte. Vom unfreiwilligen Bad schilderten sie auch nur, dass der tanzende Emir »aus Versehen« rücklings ins Wasser geplumpst war.
»Und dann bereitete Zenza den beiden ein erstklassiges Heubad zu«, sagte Marta neidvoll. »Ich wünsche mir ein solches seit Langem!«
»Hättest ja neben mich liegen können«, meinte Franzl.
»Klar, das hätte ich auch getan, wenn Zenza nicht wie eine Katzenmutter auf ihr Junges aufgepasst hätte!«
Schweigen legte sich über die Tafel. Nele spielte mit dem einen Stückchen Kratzet, das auf ihrem Teller lag, und Sepp blickte schweigend ins Tal.
»Ich möchte ins Haus. Papa, kommst du?«
Papa Sepp stand sofort auf. Obwohl er seinen Teller nicht leer gegessen hatte, sagte Gundi nicht: »Der schöne Nachtisch!« Im Gegenteil; sie stand auch auf, gab Rosi und Yasmina ein Zeichen und sagte: »Wir kommen mit.«
Tatsächlich kamen sie kurze Zeit später mit allerlei Putzgeräten, Lappen und Reinigungsmitteln aus dem Haus. »Kümmert ihr euch um die Küche?«, rief uns Gundi noch zu - dann eilten sie auch schon den Berg hoch.
Sepp half Nele beim Aufstehen. Zusammen mit Emir brachte er sie zum Auto, beide stiegen ein, Hubertus lieà sich krachend auf den Sitz fallen und kroch, ganz gegen seine übliche Formel-1-Fahrweise, sehr langsam und vorsichtig an unserer Hütte vorbei.
Kaum war das Auto auÃer Sichtweite, hielt es Marta nicht mehr aus. »Was ist denn hier los? WeiÃt du das, Ina?«
»Klar. Nele durfte gestern das Krankenhaus verlassen. Sie -«
»Moment mal!« Emir rannte über die Terrasse und rutschte auf die Bank. »Ich willâs auch wissen!«
»Bis vor ein paar Monaten, ich glaube, es war letzten November, war das eine ganz normale Familie. Vater, Mutter, Tochter.«
Oho, das klang wie meine Geschichte. Garantiert war die Mutter auch abgehauen. Aber weshalb humpelte Nele?
»An einem Samstagabend«, fuhr Ina fort, »war Nele auf einer Geburtstagsparty im Haus einer Freundin. Um fünf hat die Party angefangen, um neun war sie zu Ende. Weil es im November immer stockdunkel und Nele das einzige Kind ist, erlaubten ihre Eltern nicht, dass sie mit der StraÃenbahn nach Hause fährt.«
So was kenne ich. Bis zu dem fatalen Sonntagmorgen gluckte meine Mutter auch immer um mich herum. Nie durfte ich abends allein nach Hause gehen - obwohl, da war ich ja erst elf. Ob meine Ma mich auch mit dreizehn noch so umsorgen würde, wenn sie nicht die Fliege gemacht hätte?
»Eigentlich wollte Sepp Nele abholen, aber etwas kam dazwischen. Was, weià ich nicht mehr. Tatsache ist, dass Neles Mutter spät dran war, als sie Nele abholte. Nele wartete schon vorm Haus, sie stieg ins Auto und schnallte sich an. Ihre Mutter hat mit der Mutter der Geburtstagsparty-Freundin noch
kurz geredet, stieg dann auch ein, fuhr los und bis zu einer Kreuzung. Die Ampel dort zeigte Grün - aber
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