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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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hätte mir ja denken können, dass sie ebenso koffeinsüchtig war, wie die
meisten, die hier arbeiteten. Immerhin bestand auch bei ihr ein Großteil des Tages in der Konfrontation mit meinesgleichen.
    Mit einem gemurmelten »Guten Morgen« schob ich mich an ihr vorbei aus dem Zimmer und lief nach oben. Ganz allmählich kamen die ersten Schüler ins Gebäude. Wenn ich nicht erwischt werden wollte, musste ich mich jetzt beeilen. Ich rannte zum Lehrerzimmer. Mit einem Blick nach allen Seiten, der einem gesuchten Schwerverbrecher würdig gewesen wäre, vergewisserte ich mich rasch, dass ich allein auf dem Gang war. Sobald ich sicher war, dass mich niemand beobachtete, pinnte ich eine der Kopien ans Schwarze Brett.
    Â»Was ist das?«
    Mich traf fast der Schlag, als Mehli plötzlich neben mir stand. Wo war der so schnell hergekommen? Entweder sollte ich dringend meine Augen untersuchen lassen oder aber er hatte sich neben mich gebeamt. Bei seinem Anblick wurde mir ganz mulmig, was allerdings nichts damit zu tun hatte, dass er aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien, sondern vielmehr damit, dass er überhaupt da war.
    Supergau!
    Gerade er sollte nicht sehen, was ich hier tat!
    Ich packte ihn beim Arm und zog ihn ein Stück von der Tür zum Lehrerzimmer fort. »Versprich mir, dass du niemandem etwas davon erzählst«, verlangte ich. »Am allerwenigsten Finn!«
    Mehli runzelte die Stirn. »Charlie, was soll das?«
    Â»Versprich es mir!«
    Ich sah schon an seinem Gesicht, dass er das nicht tun wollte. Er war nicht nur mein Freund, sondern auch Finns. Natürlich würde er nicht schweigen. Da mir keine andere Wahl blieb, sagte ich: »Dann halt wenigstens für heute den
Mund. Wir treffen uns nach der Schule im Café, dann erkläre ich dir alles. Aber bis dahin, bitte, bitte sei still!«
    Mehli sah mich lange an. Am liebsten hätte ich es hinter mich gebracht und ihm sofort alles erzählt, doch dafür blieb keine Zeit, denn der Unterricht fing gleich an. Statt etwas zu sagen, ging Mehli an mir vorbei und las den Zettel, den ich ausgehängt hatte und in dessen letzter Zeile stand: von Finn Hausmann. Es verstrich eine gefühlte Ewigkeit, bis Mehli sich wieder zu mir drehte. »Dir ist schon klar, dass du ihn damit zum Affen machst?«
    Â»Dafür gibt es eine Erklärung.«
    Â»Ich hoffe für dich, dass sie gut ist!«
    Â»Dann wirst du mich nicht verraten?«
    Â»Zumindest, bis ich deine Geschichte gehört habe«, meinte er. »Danach sehen wir weiter.«
    Ich atmete auf. »Danke!« Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen, da ich in Eile war, verzichtete ich darauf. »Ich muss jetzt los! Wir sehen uns später!« Bevor er es sich anders überlegen konnte, machte ich kehrt und stürzte davon.
    Das Klassenzimmer war bereits aufgesperrt, drinnen herrschte jedoch gähnende Leere. Die Tasche vom Seyfert stand bereits am Pult, von ihm war jedoch nichts zu sehen. Jede Wette, dass er am Kaffeeautomaten zu finden war!
    Ganz schnell verteilte ich die restlichen Kopien von Finns Gedicht - auf jeden Platz eine und die letzte auf das Lehrerpult. Das Original hatte ich in meinem Ordner. Das würde ich nicht aus der Hand geben. Sobald ich die Zettel los war, stürzte ich aus dem Zimmer und lief ins Klo. Mir war schlecht! So übel, dass es mir völlig egal war, ob ich mich nun schon wieder auf dem Klo versteckte oder nicht.
    Erst kurz vor dem Gongschlag kroch ich aus meinem Loch
und ging in die Klasse. Am liebsten wäre ich bis zum Gong geblieben, noch lieber den Rest des Tages. Beides wäre vermutlich aufgefallen. Im Klassenzimmer standen sie bereits in Grüppchen zusammen. Ich hörte sie tuscheln und murmeln und kichern. In gespielter Ahnungslosigkeit ging ich an meinen Platz und griff nach der Kopie, die ich auch dort platziert hatte. Ich tat, als würde ich den Text überfliegen, und als ich bei Finns Namen am Ende des Blatts ankam, zwang ich mich, ihm einen fragenden Blick zuzuwerfen.
    Verdammte Heuchelei!
    Am liebsten wäre ich davongelaufen.
    Ich war gerade auf dem Weg zu ihm, um ihn zu fragen, was das zu bedeuten hatte - ich musste ja den Schein wahren -, als Kevin sich das Blatt vor die Nase hielt und vorzulesen begann.
    Â»Als Lucinda erfuhr von des Kampfes Ende - nahm sie tödliches Gift in ihre Hände«, rief Kevin theatralisch und hatte Mühe, dabei das Lachen zu unterdrücken.

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