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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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unter seinem Verhörblick.
    Mehli sagte kein Wort. Was musste er es mir so schwer machen! Konnte er nicht einfach ein paar Fragen stellen, damit ich hier nicht wie ein Idiot herumdrucksen musste? Ich wusste ja nicht einmal, wo ich mit meiner Geschichte beginnen sollte? Und schon wieder war da das Gefühl, dass es vermutlich klüger gewesen wäre, ein paar Minuten später im Café aufzukreuzen und mir dafür zu überlegen, was genau ich ihm eigentlich erzählen wollte. Am liebsten hätte ich die Flucht ergriffen. Da mir der Kellner aber in diesem Augenblick meine Cola vor die Nase stellte, hätte ich mit meiner Flucht nicht nur Mehli für alle Zeiten verärgert, sondern auch noch Zechprellerei begangen. Wer wollte schon Hausverbot in seinem Lieblingscafé?
    Â»Lukas erpresst mich«, platzte es aus mir heraus, als Mehli immer noch beharrlich schwieg. Endlich erntete ich eine Reaktion, auch wenn ich mir mehr erwartet hätte als eine hochgezogene Augenbraue. Was ich jetzt brauchte, war Mitleid! Ich wollte jemanden, der verstand, wie sehr ich unter der Situation zu leiden hatte, und der mich aufmuntern konnte! Aus diesen Gründen - und vielleicht auch, weil Mehli immer noch diesen »Nun red’ schon«-Blick draufhatte - erzählte ich ihm nun die ganze Geschichte. Jedes Mal wenn das Glöckchen über der Tür bimmelte, weil wieder jemand hereinkam, hielt ich erschrocken inne, da ich fürchtete, es könne Finn sein. Oder noch schlimmer: Lukas. Glücklicherweise kam keiner der beiden. Trotzdem sprach ich so leise, dass Mehli sich über den halben Tisch lehnen musste, um mich überhaupt verstehen zu können. Die Vorstellung, dass jemand von den umliegenden Tischen hörte, was ich zu sagen hatte, war mir unangenehm, weshalb ich
auch Mehlis Aufforderungen, doch lauter zu sprechen, gnadenlos ignorierte.
    Meine Geschichte endete mit einem trotzigen: »So, nun weißt du’s!«
    Ich griff nach meiner Cola, stürzte das Glas in einem Zug herunter und bestellte mir gleich eine neue. Als der Kellner sie brachte, hatte Mehli immer noch kein Wort gesagt. Er saß nur da und starrte mich an. Am liebsten hätte ich ihn bei den Schultern gepackt und geschüttelt. Ich brauchte mein Mitleid! Jetzt sofort!
    Was das anging, war ich allerdings falsch gewickelt. Mehlis Miene verfinsterte sich immer mehr. Anfangs dachte ich, das läge an seinem Zorn auf Lukas. Dann jedoch brach er sein Schweigen und meine Illusion zerbröselte wie altes Haargel.
    Â»Und ich Trottel dachte die ganze Zeit, du hängst mit uns rum, weil du in Finn verschossen bist.«
    Das bin ich, hätte ich um ein Haar gerufen. Was mich zurückhielt, war eine Art natürlicher Scham. Der Urinstinkt eines Teenagers, der mir sagte, dass man nicht mit einem Jungen über Typen sprach, in die man verschossen war. Für diese Sorte Gespräch musste eine Freundin herhalten. Nur dass keine zur Verfügung stand. Mit Jenny hatte ich schon seit Wochen keinen Kontakt mehr, und Lisa und Denise waren zwar nett, aber ich kannte die beiden noch nicht gut genug, um ihnen so weit zu vertrauen, dass ich mit ihnen über Finn - oder gar meine Gefühle - gesprochen hätte.
    In Ermangelung eines kompetenten Gesprächspartners brummte ich schließlich doch: »Bin ich ja.«
    Â»Was hast du gesagt?«
    Da ich mich nicht wiederholen wollte, sagte ich: »Das ist ja das Schlimme! Wenn mir Finn egal wäre, hätte ich Lukas’
Forderung längst erfüllt, und zwar so gründlich, dass Finn nicht einmal mehr an die Schule denken könnte, ohne dabei vor Scham rot anzulaufen.«
    Ich verbrachte den größten Teil meiner Freizeit mit Finn. Das war genau das, was ich wollte. Dummerweise war ich mit ihm zusammen, um etwas zu tun, das ich nicht wollte.
    Â»Und weil du ihn so gerne hast, quälst du ihn in Etappen«, bemerkte Mehli trocken.
    Â»Nein!«, rief ich empört und musste mich zusammenrei ßen, nicht aufzuspringen oder mit der Hand auf den Tisch zu schlagen. »Das ist es ja! Ich habe versucht, es schnell hinter mich zu bringen, mit etwas, das spätestens nach ein paar Tagen von allen wieder vergessen wäre. Etwas, das nur kurz peinlich ist, wie eine offene Hose vor der ganzen Klasse.«
    Â»Du wolltest ihm die Hose aufmachen?«
    Â»Natürlich nicht! Das war doch nur ein Beispiel!«
    Ich ließ mich im Stuhl zurückfallen und starrte vor mich hin. Auf

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