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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Toilettenkabinen zu flüchten. Ich hatte die Tür kaum hinter mir zugeworfen und den Riegel vorgeschoben, als die Raucher von der einen und die Jungs, die duschen wollten, von der anderen Seite hereinströmten. Natürlich gab es lautes Gejohle, als die beiden Raucher durch den Raum rannten, doch es erstarb ebenso schnell, wie die zwei verschwanden. Dann verkündete ein lautstarkes Rauschen, dass die ersten Duschen aufgedreht worden waren. Mein Blick fiel auf meine Turnschuhe, die eindeutig als Mädchenschuhe zu erkennen waren. Damit das niemand sehen konnte, setzte ich mich auf den Klodeckel und zog die Beine nach oben. Finns Handtuch hielt ich immer noch fest. Ich würde es später hier in der Dusche lassen - gesetzt den Fall, dass ich das hier unbeschadet überlebte. Im Augenblick brauchte ich es, um mich daran festzuklammern. Das beruhigte ungemein. Vor allem als es in der Dusche immer dampfiger wurde und das Wasser über den Boden langsam auch bis in mein Versteck floss. Ich kauerte auf dem Klodeckel, die Füße angezogen, und lauschte dem Lachen und Grölen der Jungs. Heilige Salzkartoffel! War ich wirklich nur durch eine dünne Tür von einer Horde nackter Jungs getrennt? Bei dem bloßen Gedanken wurde mir ganz komisch. Plötzlich kamen mir die aberwitzigsten Ideen. Was, wenn einer an meine Tür klopfte und wissen wollte, warum ich so lange brauchte. Gut, es war nicht die einzige Kabine, aber was wenn? Oder wenn einer an der Wand hochkletterte und oben drüber zu mir hereinsah?
    Charlie, du bekommst Wahnvorstellungen!, schalt ich mich
selbst. Warum sollte das einer tun? Die Antwort war einfach: weil es Jungs waren! Und denen war von Natur aus jeder Blödsinn zuzutrauen. Vielleicht auch, weil meine Hormone verrückt spielten, vor Panik.
    Meine Finger klammerten sich um Finns Handtuch, während ich versuchte, die Zoten der Jungs draußen zu ignorieren. Schon bald hingen meine Haare in der dampfigen Luft feucht herunter und auch sonst war mir elend heiß. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die ersten endlich die Dusche verließen. Zwei oder drei Nachzügler waren noch da. Irgendwann mussten auch die fertig sein, sodass ich endlich abhauen konnte.
    Dann riss einer die Tür zwischen Dusche und Umkleide auf. »Jungs, schnell!«, rief er. »Das müsst ihr sehen! Hausmann umrundet in Badehosen die Schule!«
    Es hatte geklappt! Finn war auf dem Weg und die Aufmerksamkeit der Schüler war ihm sicher, denn inzwischen hatte es zur Pause gegongt und er würde den Weg über den voll besetzen Pausenhof nehmen müssen.
    Â»Fotohandys raus und los!«, hörte ich einen anderen und glaubte anhand der Stimme Lukas’ Kumpel Kevin zu erkennen. Tatsächlich brach nebenan völlige Hektik los, als alle gleichzeitig aus der Kabine rannten. Die Duschen wurden abgedreht, und das Platschen von Schritten ließ mich hoffen, dass ich jeden Moment allein sein würde.
    Ich wartete noch eine Weile ab. Erst als es vollkommen still war, wagte ich mich aus meinem Versteck. Da niemand mehr zu sehen war, ging ich durch die Kabine der Jungs und rannte in den Sporttrakt zurück, um mich umzuziehen und meine Tasche zu holen. Auf dem Weg dorthin erhaschte ich einen Blick auf den Pausenhof, wo sich eine riesige Traube von Schülern gebildet hatte - nicht wenige mit gezückten
Fotohandys -, und mitten in dem Pulk sah ich Finn. Er lief grinsend und mit erhobenen Armen durch die Halle, winkte den Leuten zu und ließ sich feiern, als hätte er gerade eine olympische Goldmedaille gewonnen. Keine Spur von Scham. Kein Anzeichen davon, dass ihn die Aktion peinlich berührte.
    Â»Natürlich nicht«, murmelte ich. Er hat sich schon bei dem kopierten Gedicht nichts anmerken lassen - und das war ihm zweifelsohne unangenehmer gewesen, als in Badehosen durch die Schule zu rennen. Wenn er im Sommer an den See oder ins Schwimmbad ging, war er es wohl gewohnt, so herumzulaufen. Wie hatte ich Trottel auch nur annehmen können, das Ganze könne ihm etwas ausmachen!
    Ich war so sehr in meine eigene Misere versunken, dass ich in den letzten beiden Schulstunden kaum mitbekam, was um mich herum abging. Natürlich fragte ich Finn, was ihn dazu verleitet hatte, in Badehosen herumzulaufen (ich hatte ja mal wieder den Schein zu wahren), und fühlte mich dabei sterbenselend.
    Â»Ich brauchte ein wenig frische Luft«, antwortete er laut genug, dass es jeder im

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