My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
übernachte.«
»Ãhm.« Anne räusperte sich und wirkte plötzlich ein wenig verlegen. »Ich glaube, sie will das wirklich wissen.«
Okay, ich war ein Trendsetter, aber dass jetzt schon Leute wie Annes Freundinnen wissen wollten, wo ich mein Zeug kaufte, war dann doch ein wenig unheimlich. Trotzdem zählte ich ihr die Läden auf - allein schon, um die unangenehmen Gesprächspausen zu füllen.
Als wir schlieÃlich ins Café kamen, war Mehli schon da. Wie üblich saà er an unserem Lieblingstisch in der Ecke und lief bei Annes Anblick rot an. Selbst Anne wirkte nervös. Trotzdem brachte sie ein erstaunlich ungezwungenes Lächeln zustande, als wir uns zu Mehli setzten.
Was dann folgte, gehört wohl in die Kategorie: »Und die Welt verschwand.«
Vom ersten Moment an hatten Mehli und Anne nur Augen füreinander. Ich kam mir vor wie das schmückende Beiwerk, dessen einzige Daseinsberechtigung darin bestand, die beiden (die sich eigentlich schon ewig kannten) einander offiziell vorzustellen. Danach war ich abgeschrieben. Mich hätte es mit einem Donnerschlag in tausend Fetzen zerrei Ãen können, es wäre nicht aufgefallen. Ich kam mir völlig Fehl am Platz vor.
»Wisst ihr was?«, sagte ich deshalb. »Mir ist gerade aufgefallen, dass ich heute mit Sonneputzen dran bin.« Die beiden bekamen gar nicht mit, was ich für einen Quatsch verzapfte. Erst als ich aufstand und meine Tasche nahm, sahen sie auf. Dass ich ging, schien sie nicht weiter zu stören. Sie winkten mir kurz zu und waren schon wieder in ihre Unterhaltung vertieft, bevor ich überhaupt zur Tür hinaus war.
Â
*
Am nächsten Morgen fing mich Mehli vor dem Unterricht ab, um mir zu sagen, wie toll Anne doch war. Er sprach in so lobenden Tönen von ihr, dass mir ganz schlecht wurde und ich mich zu fragen begann, ob ich ähnlich über Finn sprach und mein Verstand, wenn es um ihn ging, ebenfalls aussetzte. Es war zumindest zu befürchten. Mehli war allerdings nicht der Einzige mit einer Dankesrede. Im Klassenzimmer empfing mich Anne mit einem ausführlichen Bericht, wie genial der Nachmittag doch gewesen war.
»Dir ist aber schon klar, dass Mehli mein Kumpel ist?«, bremste ich ihre Begeisterung.
»Ja, warum?«
»Ich bin des Ãfteren dort anzutreffen, wo er auch ist.«
»Das ist schon okay«, meinte sie groÃzügig. »Du bist gar nicht so schlimm, wie ich dachte.«
»Na, besten Dank!«
Dann begannen wir beide zu lachen.
Obwohl es mir schwerfiel, die Klappe zu halten, wollte ich diesen Moment der Einigkeit erst eine Weile wirken lassen, ehe ich einen weiteren Vorstoà wagte. Zum ersten Stundenwechsel konnte ich mich allerdings nicht mehr zurückhalten, denn der Schwimmunterricht rückte näher, und wenn Anne immer noch nicht mitziehen wollte, musste ich heute handeln. Zu allem Ãberfluss hatte ich nämlich erfahren, dass dies die letzte Schwimmstunde war, bevor das Bad wegen Renovierung bis nach den Weihnachtsferien geschlossen wurde.
»Was die Sache mit Lukas angeht«, setzte ich zu einem neuen Versuch an, »denkst du nicht, dass es gut wäre, ihm mal einen Dämpfer zu verpassen?«
»Mir geht sein Gehabe tierisch auf den Keks, aber ich will mich nicht auf einen Streit mit ihm einlassen.« Ich setzte
zu einem Widerspruch an, doch sie erstickte ihn im Keim. »Lass es, Charlie. Ich will davon nichts mehr hören!«
Das war deutlich genug. Hier war nichts mehr zu holen. Jetzt war Mehli meine letzte Rettung. In der Pause vor dem Schwimmunterricht fand ich ihn in der unteren Pausenhalle, vor dem Sporttrakt.
»Wo ist Finn?«, begrüÃte ich ihn.
»Er bringt gerade seine Sachen in die Umkleide.«
»Sehr gut!« Ich packte Mehli am Ãrmel und zog ihn ein Stück zur Seite, wo uns niemand hören konnte. »Ich bin bei Anne nicht weitergekommen. Wir müssen die Schwimmbadsache machen.«
»Wir?«
»Okay, eigentlich du. Sperr ihn aus!«
Mehli hob abwehrend die Hände. »Ich hab nur den Tipp gegeben. Ich werd den Teufel tun und mich da einmischen!« Da half alles nichts, er würde sich nicht erweichen lassen. Stattdessen drückte er mir die Dose seines Energy Drinks in die Hand und sagte: »Die wirst du brauchen!«
Auch ohne nachzufragen, wusste ich, was er meinte.
Um Finn nicht über den Weg zu laufen, verkrümelte ich mich und wartete in der
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