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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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deine Hausaufgaben, damit du nächste Woche nicht so viel nacharbeiten musst.«
    Es wunderte mich, dass ich bei dem unfreundlichen Empfang überhaupt ein Wort herausbrachte. Hatte er herausgefunden, dass ich hinter all seinen Missgeschicken der letzten Zeit steckte? Dann würde er mich jeden Moment zum Teufel schicken.
    Nach einem weiteren Moment des Schweigens öffnete er die Tür noch weiter und winkte mich herein. »Ich will dein Wort, dass du niemandem sagst, wo ich wohne!«, verlangte er, kaum dass ich im Flur stand.
    Â»Wieso das denn?«, fragte ich verwirrt.
    War er etwa Teilnehmer an einem Zeugenschutzprogramm?
    Â»Wieso?« Er schien ehrlich verblüfft. »Hast du dich da draußen mal umgeschaut, als du hergekommen bist? Das ist keine Gegend, mit der man Werbung macht!«
    Mich bestürmten etwa zwanzig Fragen gleichzeitig. Darunter: Warum war es für ihn so schlimm, hier zu wohnen? Immerhin konnte nicht jeder im selben Viertel der Stadt leben. Und: Wusste in der Schule wirklich niemand, wo er wohnte? Wie hatte er es geschafft, das so lange geheim zu halten?

    Als er bemerkte, dass ich momentan zu verwirrt war, um einen vernünftigen Satz von mir zu geben, griff er nach meiner Hand - was die Schmetterlinge in meinem Bauch, von denen ich schon dachte, sie befänden sich im Winterschlaf, schlagartig zu neuem Leben erweckte - und führte mich in sein Zimmer. Es war nicht mit den neuesten Möbeln eingerichtet, trotzdem fand ich es gemütlich. Dass nicht aufgeräumt war, konnte ich ihm verzeihen. Immerhin war er krank und obendrein ein Junge.
    Er fegte ein paar Comics von einem Sessel und ließ sich dann aufs Bett fallen. »Nun setz dich schon!«, raunzte er, als ich immer noch unentschlossen herumstand.
    Â»Vielleicht ist es besser, wenn ich wieder gehe. Es war wohl doch keine so gute Idee, wie ich dachte.«
    Ich war schon auf dem Weg zur Tür, als er sagte: »Jetzt warte doch! Ich hab das nicht so gemeint.«
    Â»Bist du sicher?«, fragte ich und drehte mich zu ihm herum.
    Zum ersten Mal zeigte sich ein Anflug seines Grübchen-Lächelns auf seinem Gesicht. »Ich bin einfach erschrocken, dich hier zu sehen.«
    Â»Ist das denn so schlimm?«
    Â»Hier zu wohnen ist schlimm - nicht dass du da bist.«
    Â»Aber die Wohnung ist doch nett.« Zumindest der Teil, den ich bisher gesehen hatte. Ich verstand seine Reaktion immer noch nicht. Trotzdem stellte ich meine Tasche ab und ließ mich in den Sessel fallen.
    Finn schien zu bemerken, dass ich verwirrt war. »Meine Eltern sind geschieden«, sagte er plötzlich. »Mein Vater lebt in der Nähe von Hamburg. Er ist arbeitslos und kann keinen Unterhalt zahlen. Meine Mutter arbeitet als Verkäuferin und bringt gerade genug Geld nach Hause, damit wir über die
Runden kommen. Und nein: Die Wohnung ist nicht nett. Sie ist heruntergekommen, aber wir haben kein Geld für eine Renovierung.«
    So schlimm fand ich es nun auch nicht. Zugegeben, ein wenig Farbe hätte den Wänden vermutlich nicht geschadet, aber heruntergekommen sah anders aus. Da ich jedoch ahnte, dass Finn das nicht gelten lassen würde, behielt ich es für mich.
    Finn fuhr sich durch die Haare, woraufhin sie ihm noch wilder vom Kopf abstanden. »Ich jobbe in einer Buchhandlung, aber meine Mutter weigert sich, etwas von dem Geld anzunehmen. Sie besteht darauf, dass ich es für mich behalte.«
    Das war der Grund, warum man anhand seiner Klamotten nicht sah, woher er kam. Wie die meisten anderen Schüler auch trug er Markensachen.
    Er zupfte an seinem Pulli. »Das Zeug ist Secondhand. Das ist günstiger. Das restliche Geld gebe ich entweder für Lebensmittel aus oder lege es zur Seite, damit wir irgendwann doch mal renovieren können.«
    Â»Ich finde es toll, wie du deine Mutter unterstützt.«
    Â»Und ich fände es toll, so zu leben wie du.«
    Ich hatte mir noch nie über mein Leben Gedanken gemacht, zumindest nicht über den Teil, der über mein persönliches Unglück hinausging. So weit ich zurückdenken kann, hatten wir in einem Einfamilienhaus mit großem Garten gewohnt, das alle paar Jahre mit frischer Farbe und vereinzelten neuen Möbeln auf Vordermann gebracht wurde. Daran, dass andere es nicht so gut haben könnten, hatte ich nie gedacht. »Bist du deshalb so gerne bei mir?«
    Es kostete mich einige Mühe, die Frage auszusprechen, denn von seiner Antwort

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