My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
hing immerhin nicht weniger als die Zukunft meiner Bauchschmetterlinge ab.
»Ja«, sagte er ⦠und die Schmetterlinge starben. »Aber nicht nur deshalb. Du weiÃt genau, dass ich dich mag, Charlie!«
Wiederbelebt!
So deutlich hatte er mir noch nie zu verstehen gegeben, warum er mit mir herumhing. Plötzlich fiel es mir schwer, ihm in die Augen zu sehen. Wenn er nur endlich die Sache mit dem Date in die Hand nehmen würde! Für einen Moment verspürte ich den unwiderstehlichen Drang, reinen Tisch zu machen. Ich wollte ihm sagen, dass all die blöden Peinlichkeiten auf meinem Mist gewachsen waren. Doch dann würde er sich Lukas vorknöpfen, und ich konnte nicht erwarten, dass Lukas den iPod rausrücken würde, nur weil Finn es verlangte. Stattdessen würde ich den Player endgültig abschreiben müssen. Dazu war ich noch nicht bereit. Lukas hatte mir bis zur Premiere Zeit gegeben. Mir blieben also noch knapp drei Wochen, ehe er mir eine Tüte Elektronikschrott überreichen würde. Vielleicht gelang es mir bis dahin doch noch, Anne auf meine Seite zu bekommen. Eines jedoch wollte ich ganz sicher nicht mehr tun: Noch einmal versuchen, Finn zu blamieren. Da nahm ich lieber in Kauf, meinen Eltern und Sophie die Wahrheit zu sagen - ebenso wie Finn.
Aber alles zu seiner Zeit.
»Charlie?«
Ich sah erschrocken auf. »Ja?«
»Du hast schon gehört, was ich gesagt habe?«
Hatte ich etwas verpasst? Ich war so sehr in Gedanken versunken, dass ich nicht hätte sagen können, ob er noch weitergeredet hatte.
»Dass du mich magst?«, fragte ich vorsichtig.
Er nickte.
»Ja, das habe ich gehört«, bestätigte ich, obwohl es überflüssig war. Plötzlich wusste ich nicht mehr, wo ich mit meinen Händen hin sollte, ganz zu schweigen davon, wo mein Blick hingehörte! Ich wollte Finn ansehen, aber irgendwie traute ich mich nicht. Und dann war da noch die Hitze, die mir schon wieder ins Gesicht stieg.
»Ich wollte nur sichergehen.«
Hä? Sichergehen? Kein Kuss? Keine Liebeserklärung? Na prima, da hatte die Gruft-Charlotte mal wieder eine Chance vertan!
Statt näher auf das Thema einzugehen, wollte er plötzlich wissen, welche Aufgaben ich ihm mitgebracht hatte. Ich zog die Arbeitsblätter und Notizen aus meiner Tasche und gab sie ihm. Als ich ihm erklärte, was wir tun sollten, fiel es mir schwer, mich darauf zu konzentrieren. Ich ärgerte mich immer noch viel zu sehr über meine eigene Feigheit. Wenn ich anders reagiert hätte, wäre dieses Gespräch vielleicht ganz anders verlaufen! Stattdessen zog ich ungeküsst von dannen, nachdem ich ihm noch einmal versprechen musste, niemandem zu verraten, wo er wohnte.
Nach meinem ersten Besuch machte es ihm nichts mehr aus, wenn ich ihn zu Hause besuchte. Meistens standen schon Kakao und Plätzchen bereit, wenn ich kam. An die Hausaufgaben verschwendeten wir nur wenig Zeit. Wir sa Ãen vor dem Bett auf dem Boden, hörten uns durch Finns CD-Sammlung und quatschten. Nur ein Thema sparten wir groÃzügig aus: Verabredungen und die Tatsache, dass er mich mochte. Ich hatte gedacht, viel über Finn zu wissen, doch erst jetzt, nachdem ich über seine Familienverhältnisse Bescheid wusste, bekam ich das Gefühl, ihn wirklich zu kennen.
In den folgenden Tagen teilte ich meine Freizeit zwischen
Theaterproben, den Besuchen bei Finn und regelmäÃigen Referatstreffen mit Anne auf. Jedes Mal wenn wir zusammen saÃen, versuchte ich, sie doch noch dazu zu bewegen, mir zu helfen. Ich sagte ihr sogar, dass Lukas mich bestohlen hatte und mich nun damit erpresste. Worin diese Erpressung bestand, behielt ich allerdings für mich. Anne war verärgert über Lukasâ Benehmen, trotzdem wollte sie sich nicht einmischen. Ihre Mutter und Lukasâ Vater stritten schon genug wegen ihr und Lukas, erklärte sie mir. Das wollte sie nicht durch weiteren Zoff auf die Spitze treiben. Es gab Zeiten, da hatte ich das Gefühl, dass sie - trotz aller Zurückhaltung - durchaus versucht war, mir zu helfen.
Mehli bekam ich in diesen Tagen nur bei den Theaterproben zu sehen, denn wenn ich nicht bei Anne war, hing er mit ihr herum. So wie es aussah, kamen die beiden wesentlich schneller voran als Finn und ich. Mehli hatte Anne bereits bei ihrem ersten Treffen im Café gefragt, ob sie mit ihm ins Kino gehen wolle. Natürlich war Anne Feuer und Flamme gewesen. Seither
Weitere Kostenlose Bücher