My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
das hinkriegen sollte.
Ein paar Tage vor der Premiere saà ich abends in meinem Zimmer und brütete darüber, was ich tun konnte. Ich hatte einmal von einem Verfahren namens Clustering gehört. Angeblich würden die Ideen nur so sprudeln, wenn man alles zum entsprechenden Thema aufschrieb. Also nahm ich mir ein groÃes Blatt Papier, schrieb in die Mitte »Rache an Lukas« und kringelte es ein.
Jetzt mussten nur die Ideen kommen.
Eine Weile starrte ich auf das Papier. Mein Kopf fühlte sich genauso leer an wie das Blatt vor mir. Wo blieben die brillanten Geistesblitze?
Vielleicht machte ich es nicht richtig. Ich beschloss, jeden Gedanken aufzuschreiben. So fanden »Lukas verdreschen«, »ihn die Treppe hinunterschubsen« und »ihn bis auf die Knochen blamieren« auf das Papier. Der letzte Punkt war der einzig sinnvolle. Leider hatte ich keinen blassen Schimmer, wie ich dieses Ziel verwirklichen konnte.
Die Theaterproben waren die reinste Hölle. Ich hätte mich einfach mit den Kostümen in eine Ecke verziehen können, doch die Proben waren eine der wenigen Gelegenheiten, zu der ich Finn sehen und ihn sprechen hören konnte. Natürlich war es nicht mit unseren Albereien zu vergleichen, die gehörten ebenso der Vergangenheit an wie seine Frage nach einem Date. Aber wenn er als Mercutio auf der Bühne stand, wirkte er fröhlich. Der verkniffene Zug, den er seit Wochen um die Mundwinkel trug, war dann verschwunden, und zumindest für die Zeit, die er auf der Bühne stand, war er wieder der Finn, in den ich bis über beide Ohren verknallt war.
Der Finn, der er für mich nie wieder sein würde.
Ich dachte daran, ihm einen Brief zu schreiben, in dem ich alles erklärte, doch ich wusste, dass er ihn wegwerfen würde, ohne ihn auch nur anzusehen.
Ich weià nicht, wie oft ich versteckt hinter der Bühne stand und gegen die Tränen ankämpfte. Jedes Mal wenn er in Mercutios Sterbeszene auf die Knie fiel, litt ich mit ihm. Am schlimmsten waren die Worte »Für diese Welt, glaubtâs nur, ist mir der Spaà versalzen«. Jedes Mal wieder fragte ich mich, ob es ihm auch im wirklichen Leben so ging; dass er keinen Spaà mehr hatte. Auch wenn er wieder mit seinen Freunden zusammen war, wirkte er nicht gerade wie ein fröhlicher
Sonnenschein. Mehr als ein müdes Lächeln hatte ich in den letzten Wochen nicht von ihm gesehen. Keine Spur von seinem Grübchen-Lächeln, bei dem mir regelmäÃig schwummerig wurde.
Was auch immer zwischen uns gewesen war oder hätte sein können - Lukas hatte es zerstört.
Ãberhaupt konnte ich Lukas kaum ansehen. Ich hätte kotzen können, wie er da über die Bühne stolzierte, mit diesem schmierigen, selbstzufriedenen Grinsen im Gesicht.
»Abartig, oder?«
Ich fuhr zusammen, als plötzlich Lisa neben mir auftauchte. Sie hatte gerade keine gemeinsame Szene mit Lukas, weshalb sie nicht auf der Bühne sein musste.
»Nein«, seufzte ich. »Er ist richtig gut.«
»Ja, leider«, stimmte sie zu. »Ich meinte auch seine Arroganz.«
Gut, dass ich nicht die Einzige war, die das so sah.
»Sag mal«, meinte sie dann leise, während auf der Bühne Finn und Lukas standen und eine Freundschaft spielten, die im wirklichen Leben nicht existierte, »was ist eigentlich los? Warum lässt du dich nicht mehr bei uns blicken?«
Was sollte ich darauf sagen? Wie wäre es mit der Wahrheit? , triezte mich eine innere Stimme. Finn weigerte sich, mir zuzuhören. Die Clique würde das nicht tun. Irgendwo in meinem Hinterkopf machte etwas Klick, als mich der Anflug einer nahezu genialen Idee überkam.
»Sag mal, Lisa, hättest du zufällig Lust, dass Lukas mal ordentlich sein Fett weg kriegt?«
»Natürlich!« Ihre Augen leuchteten vor Begeisterung. »Eine Antwort war das aber nicht.«
»Können wir uns nach der Probe bei mir treffen? Dann erzähle ich dir alles.«
»Klar!« Sie sprang auf und schnitt eine Grimasse. »Ich muss raus, mein Romeo wartet auf mich.«
Nach den Proben lieà sich Lukas von seiner kleinen Fangemeinde feiern, die er innerhalb der AG um sich geschart hatte. Während er sich bewundern lieÃ, suchte ich nach Mehli.
Ich fand ihn mit Finn vor dem Kostümraum, wo sie sich unterhielten. Sobald Finn mich sah, verabschiedete er sich von Mehli und verzog sich.
»Er wird nie wieder mit mir reden,
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