My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
trieb sie sich in den Pausen mit uns herum, und nicht selten ertappte ich die beiden dabei, wie sie verstohlen Händchen hielten.
Am Sonntagnachmittag lernte ich mit Finn auf einen Mathetest für den nächsten Tag. Er wirkte schon wieder recht fit und wollte den Test unbedingt mitschreiben. Als wir schlieÃlich die Bücher zuklappten, brachte er mich sogar nach Hause.
»Sag mal«, meinte er, als wir vor meiner Haustür standen. »Hättest du vielleicht Lust, mal mit mir ins Kino zu gehen?«
Strike!
»Einfach so?«
Zum ersten Mal seit ich ihn kannte, wirkte er verlegen. Seine Ohren wurden rot, was sicher nicht allein an der Kälte
lag, und er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, wie er es oft tat, wenn er nervös war.
»Genau genommen«, meinte er dann, »hatte ich an ein Date gedacht. Natürlich nur, wenn du das willst.«
»Ja!«, rief ich begeistert und bremste mich gleich wieder. »Ich meine: Klar. Warum nicht?«
»Prima. Wir sehen uns morgen. Ich bringe eine Zeitung mit, dann können wir das Kinoprogramm studieren.« Er machte kehrt, blieb aber am Gartentor noch einmal stehen. »Ich würde das Kino als Generalprobe sehen. Wenn du mich danach nicht satt hast, würde ich gerne mit dir zur Premierenparty der Theater-AG gehen.«
Am nächsten Morgen schwebte ich in die Schule und konnte es kaum erwarten, Finn zu sehen. Als er mir auf dem Flur entgegenkam, begrüÃte ich ihn bester Laune. Er blieb vor mir stehen, und ich wollte ihn gerade fragen, ob er die Zeitung dabeihatte, als mir seine finstere Miene auffiel.
»Stimmt was nicht?« Vielleicht hatte er einen Rückfall und wieder Fieber.
»Du bist echt das mieseste Stück, das mir je begegnet ist!«, fuhr er mich an und ging einfach weiter.
Ich fühlte mich wie vor den Kopf geschlagen. »Was? Finn! Warte!« Aber er blieb nicht stehen. Er sah sich nicht einmal mehr um. Ehe ich ihn einholen konnte, verschwand er im Klo.
Wenn er glaubte, dort meinen Fragen entkommen zu können, irrte er sich! Für einen Moment hielt ich es sogar für möglich, dass er sich gar nicht verschanzen wollte und tatsächlich mal musste. Blödsinn! Er hatte mich wohl kaum wegen einer vollen Blase so angegangen. Und wenn sich einer
mit akuter Kloflucht auskannte, war das ja wohl ich! Aber so leicht lieà ich mich nicht abschütteln. Ich riss die Tür auf und stürmte ihm hinterher.
»Finn!«, brüllte ich.
Er stand weder bei den Waschbecken noch am Pinkelbecken. Als ich allerdings die beiden anderen Jungs sah, fand ich die Idee, dort hereinzuplatzen, gar nicht mehr so prickelnd. Trotzdem wollte ich mich jetzt nicht mehr beirren lassen. »Finn!«, rief ich, diesmal in Richtung der Kabinen. »Rede mit mir!«
Die Antwort kam allerdings nicht von Finn, sondern von dem Typen vor mir. »Du hast wohl einen an der Waffel!«
Der Kerl am Pinkelbecken drehte sich nun ebenfalls zu mir herum. Zum Glück hatte er seine Hose schon zu gemacht! »Vielleicht will sie ja herausfinden, wie -«
»Halt die Klappe!«, fiel ihm der andere ins Wort. An mich gewandt sagte er: »Und du verschwindest!«
Seit ich auf diese Schule ging, hatte ich ein eigenartiges Verhältnis zu Toiletten entwickelt. Ich war inzwischen schon fast daran gewöhnt, dass ich des Ãfteren gezwungen war, mich dort zu verkriechen. Dass ich jedoch versuchte, jemand anderen daraus hervorzulocken, war neu.
Ganz allmählich gewann ich meine Fassung zurück. »Ihr zwei seid doch fertig. Warum geht ihr nicht einfach und ich - Hey! Was soll das!?«, quiekte ich erschrocken, als mich der Kerl vom Boden hob und - obwohl ich heftig mit den Beinen strampelte - aus dem Klo trug.
Vor der Tür stellte er mich wieder auf die FüÃe. »Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst!« Ich schielte an ihm vorbei zur Klotür, doch er schüttelte den Kopf. »Denk nicht einmal daran!«, warnte er mich.
Da ich nicht damit rechnete, dass ich es an ihm vorbei
schaffen würde, trollte ich mich ins Klassenzimmer. Ich konnte nur hoffen, dass Finn rechtzeitig kam, sodass ich noch vor Stundenbeginn mit ihm sprechen konnte.
Natürlich kam er erst mit dem Gong ins Zimmer. Für einen Moment sah er mir direkt in die Augen. Die Ablehnung in seinem Blick war wie ein Fausthieb in den Magen. Dann wandte er den Blick schnell ab und sah demonstrativ an mir vorbei. Warum benahm er sich
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