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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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ist Lukas mit seiner Digitalkamera losgezogen«, berichtete sie. »Als er am Abend wieder zurückkam, verkroch er sich in sein Zimmer. Ich habe den Drucker
rattern hören. Und heute Morgen war er viel früher auf als sonst und hat die ganze Zeit gegrinst!«
    Mehli zog ein nachdenkliches Gesicht. »Hat er Fotopapier?«
    Anne nickte.
    Â»Dieser Drecksack!«

13
    W ährend der kommenden beiden Wochen sprach Finn kein Wort mit mir. Er sah mich nicht einmal an. Mehli versuchte, zu vermitteln und mit ihm über die Fotos, Lukas und mich zu sprechen, doch Finn blockte jedes Gespräch in diese Richtung ab. Lukas und seine Kumpels nutzten jede Gelegenheit, sich über Finn lustig zu machen. Sie nannten ihn einen Assi, Pennerkind und Lumpensohn und noch schlimmere Dinge. Auch wenn Finn nach außen keine Reaktion zeigte, spürte ich förmlich, wie er bei jedem Wort innerlich zusammenzuckte.
    Das war der Jackpot, auf den Lukas gewartet hatte.
    Die ganze Zeit über fragte ich mich, warum er ausgerechnet jetzt auf Finns Wohnort gestoßen war. Die Frage wollte mich nicht loslassen, deshalb fing ich ihn nach der Schule auf dem hinteren Pausenhof ab. Von seinem Gefolge war zum Glück nichts zu sehen.
    Â»Wie hast du es angestellt?«, wollte ich wissen.
    Â»Ich habe dich nach der Schule gesehen«, grinste er. »Und weil ich neugierig war, bin ich dir mit dem Fahrrad hinterhergefahren. Du bist in dieser Bruchbude verschwunden. Und nun rate mal, welchen Namen ich auf dem Klingelschild
entdeckt habe.« Sein dreckiges Grinsen wurde breiter. »Als ich losgezogen bin, um ein paar Fotos zu schießen, kam er zufällig nach Hause. Ihn noch mit auf dem Bild zu haben, ist supergenial! Besser hätte es kaum sein können.«
    Â»Jetzt fühlst du dich bestimmt großartig!«, knurrte ich.
    Lukas zuckte die Schultern. »Ich hab nur gemacht, was du nicht fertiggebracht hast.«
    Finn bis auf die Knochen blamiert. Das, was ich nie hatte tun wollen.
    Â»Sag ihm wenigstens, dass die Fotos nicht von mir sind!«, versuchte ich es, doch Lukas lachte nur.
    Â»Bist du bekloppt, Grufti? Ich wäre schön blöd, wenn ich das täte!«
    Jeder weitere Versuch, ihn zum Einlenken zu bewegen, wäre sinnlos gewesen. Lukas hatte Finn da, wo er ihn haben wollte, und obendrein hatte er auch gleich mir eins auswischen können. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Er würde den Teufel tun, etwas an meiner Situation zu ändern, indem er Finn die Wahrheit sagte.
    Die Tage krochen quälend langsam dahin. In den Pausen hing Finn nicht mehr mit uns herum. Ich wusste, dass er sich meinetwegen nicht mehr bei seinen Freunden sehen ließ, deshalb zog ich mich zurück. Trotzdem ließ er sich nicht blicken. Da wurde mir klar, dass es nicht nur an meiner Anwesenheit lag, sondern auch daran, dass er sich für das schämte, was durch Lukas’ Fotos nun alle wussten. Dabei waren Lukas und sein hirnamputiertes Gefolge die Einzigen, die Witze rissen. Die anderen machten sich darüber überhaupt keine Gedanken, und falls doch, verstanden sie Finns Verhalten nicht.
    Â»Dann wohnt er eben dort«, hörte ich Marcus einmal zu Tobi sagen. »Wo ist da das Problem?«

    Die meisten anderen reagierten ähnlich. Erst als ich meinen Platz in der Clique geräumt hatte und die anderen Kontakt zu Finn suchten und ihm zu verstehen gaben, dass sein Wohnort für sie kein Thema war, gesellte er sich wieder zu ihnen. Da ich wusste, dass er mich nicht sehen wollte, zog ich mich in eine andere Ecke des Pausenhofs zurück.
    Auch nach der Schule ließ ich mich, von den Theaterproben einmal abgesehen, nirgendwo mehr blicken, wo auch Finn war. Oft saß ich an den Nachmittagen mit Mehli und Anne zusammen. Die beiden versuchten, mich dazu zu bewegen, in die Clique zurückzukommen, doch ich wollte Finn nicht erneut vertreiben, deshalb lehnte ich ab. Wann immer Mom fragte, ob Finn denn bald wiederkommen würde, wäre ich am liebsten davongelaufen. Ich hätte schreien können vor Wut und Hilflosigkeit. Stattdessen weinte ich mich an den meisten Abenden in den Schlaf.
    Eines Morgens erwachte ich mit dem Gefühl, genug geheult zu haben. Wollte ich mir wirklich von Lukas mein Leben kaputt machen lassen? Die Antwort lautete definitiv Nein.
    Es war an der Zeit zurückzuschlagen!
    Zu wissen, dass ich es Lukas heimzahlen wollte, war das eine. Etwas vollkommen anderes war die Frage, wie ich

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