My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
Ablenkung sorgte, verkrümelte ich mich mit Mehli hinter die Bühne. In
einem unbeachteten Moment schlüpften wir hinter die Bühnenbauten und versteckten uns dort, bis alle gegangen waren. Herr Müller war der Letzte. Als er ging, machte er die Lichter aus, und wir saÃen im Dunkeln. Eingesperrt. Obwohl es uns in den Fingern juckte, loszulegen, hockten wir noch eine Viertelstunde in unserem Versteck, um sicherzugehen, dass nicht jemand etwas vergessen hatte und noch einmal zurückkam. SchlieÃlich wagten wir uns heraus. Nachdem wir erst einmal die Lichtschalter gefunden hatten (was im Dunkeln keine sonderlich leichte, aber durchaus schmerzhafte Erfahrung war), entschieden wir uns dafür, nur die nötigsten Lichter anzuschalten, ehe wir uns an unsere Vorbereitungen machten.
Wir waren ziemlich lange beschäftigt. Als ich schlieÃlich nach Hause kam, war es bereits nach zehn. Zum Glück regten sich Mom und Dad nicht auf, dass es so spät geworden war. Um sie ruhig zu halten, hatte ich heute Nachmittag angerufen und ihnen erzählt, dass ich mit Mehli und Anne für eine Schulaufgabe lernen wollte. Ich verzog mich mit demonstrativem Gähnen schnell auf mein Zimmer. Aber auch wenn ich tatsächlich müde war, lieà sich an Schlaf nicht einmal denken. Ich war viel zu aufgeregt, denn ich hatte keine Ahnung, ob morgen auch alles glattlaufen würde. Ich wusste ja noch nicht einmal genau, wie es überhaupt laufen würde.
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A ls ich am nächsten Tag in die Aula kam, begrüÃte Mehli mich mit verschwörerischem Zwinkern hinter der Bühne. Immerhin hatte er auf Trenchcoat und Sonnenbrille verzichtet
und sah mich auch nicht durch ein Loch an, das er in eine Zeitung gebohrt hatte. Trotzdem wirkte er auffällig genug.
»Bereit?«, zischte er mir zu.
Aber Hallo! Ich war so was von bereit! Damit niemand auf uns aufmerksam wurde, behielt ich meine Begeisterung für mich und nickte nur. Ein Grinsen konnten wir uns dann trotz allem nicht verkneifen. Da ging Lisa an uns vorbei, zur Garderobe. Natürlich nicht ohne das obligatorische Verschwörerzwinkern. Angesichts der Tatsache, dass ihr Anteil an unserem Plan in aller Ãffentlichkeit stattfinden würde, wirkte sie erstaunlich gelassen. Als mir dann selbst Anne zuzwinkerte, bekam ich es fast mit der Angst zu tun. Wir waren viel zu auffällig! Vier Blinzler inmitten normaler Leute (sofern man eine Horde schauspielernder Teenager als normal durchgehen lieÃ). Die ganze Truppe würde unser merkwürdiges Benehmen bemerken, fürchtete ich. Foltern würden sie uns, und zu einem Geständnis zwingen, ehe sie uns hochkant hinauswerfen würden - aus der AG, der Schule und gleich noch aus der Stadt!
Im günstigsten Fall hielten sie uns nicht für Verschwörer, sondern lediglich für einen Haufen Bekloppter, die unter nervösem Augenzucken litten.
Tatsächlich allerdings fielen wir niemandem auf, denn innerhalb weniger Augenblicke setzte um uns derart hektische Betriebsamkeit ein, dass wir uns an die Arbeit machen mussten. Die Bühnencrew machte sich, samt Mehli, an den Aufbau des Bühnenbildes. Für den Hintergrund gab es Leinwände, die über die gesamte Höhe und Breite der Bühne gingen und das jeweilige Setting zeigten. In der ersten Szene war es ein öffentlicher Platz mit alten Häusern drum herum. Zum Glück besaà die AG diese Hintergrundbilder schon länger
(sie konnten prima für verschiedene Stücke verwendet werden), denn ich bezweifelte, dass unter den Schülern jemand derart gut malen konnte, um das hinzubekommen. Während einer die erste Leinwand herunterlieÃ, kümmerten sich die anderen um den Kleinkram, der auf der Bühne verteilt wurde. Ein Pappbrunnen, ein paar Bänke und zwei Blumenkübel. Herr Müller lief aufgeregt umher und gab Anweisungen, während unsere Darsteller in den Garderoben verschwanden, um in ihre Kostüme zu schlüpfen. Ich wartete vor der Tür, hinter der sich die Jungs umzogen. Auch wenn es meine Aufgabe war, mich um deren Kostüme zu kümmern, war ich schlieÃlich nicht so verrückt, hineinzugehen, ehe sie nicht komplett angezogen waren.
»Gruft-Charlotte!« Lukas hatte die Tür aufgerissen und steckte den Kopf auf den Gang hinaus. Mir blieb fast das Herz stehen! Hatte er etwas bemerkt? Dann rief er: »Wo ist mein Degen? Ich finde meinen verdammten Degen nicht!«
Was er als Degen
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