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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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bezeichnete, war ein Theaterschwert mit schmaler Klinge. Auch wenn für unser Stück tatsächlich ein Degen passender gewesen wäre, konnte es sich die AG nicht leisten, unzählige verschiedene Waffen zu kaufen. Wir brauchten das wenige Geld, das wir hatten, für Kostüme und Bühnenbauten! Wo hatte ich das Schwert gestern hingetan? Ich ging zur Tür und zögerte kurz, da ich nicht sicher war, ob bereits alle Jungs umgezogen waren, doch Lukas packte mich am Arm und zerrte mich in die Garderobe. »Du musst das Ding finden!«
    Zum Glück waren die anderen bereits mehr oder weniger in ihren Kostümen, sodass mir Peinlichkeiten erspart blieben. Ich sah mich kurz um und entdeckte Lukas’ Schwert an der langen Kleiderstange - dort, wo es schon während der Proben immer gehangen hatte. Dass er es nicht gesehen
hatte, konnte nur eines bedeuten: Er hatte Lampenfieber!
    Ich drückte ihm das Schwert in die Hand und begutachtete sein Kostüm. Alles saß so, wie es sein sollte! Fast hätte ich mir vor Vorfreude die Hände gerieben. Ich konnte mich jedoch beherrschen und sah mich stattdessen nach den anderen Jungs um.
    Â»Passen die Kostüme?« Tobi, der den Benvolio gab, zog sich seine Jacke zurecht, und Martin, unserem Tybalt, half ich mit seinem Hut. Ansonsten schien alles zu passen. Finn lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und starrte an mir vorbei. Ihn zu sehen, ohne mit ihm sprechen zu können, schmerzte. Plötzlich vermisste ich ihn noch mehr, als ich es ohnehin schon tat.
    Ehe ich mich bremsen konnte, stand ich schon vor ihm. »Bei dir auch alles in Ordnung?«, erkundigte ich mich leise.
    Â»Ich brauch dich nicht«, sagte er abweisend, und mir war sofort klar, dass er das nicht nur in Bezug auf die Kostüme meinte.
    Â»Finn, ich -«
    Â»Verschwinde!«, schnauzte er mich an.
    Â»Kannst du mir nicht wenigstens-«
    Â»Ich hab gesagt, du sollst abhauen!«
    Als ich mich umdrehte, hatte ich Tränen in den Augen. Auch wenn ich von Lukas kaum mehr als ein paar verschwommene Umrisse sehen konnte, glaubte ich, sein fieses Grinsen förmlich zu spüren. Ich warf einen bösen Blick in seine Richtung. Du wirst dich noch wundern! Ehe mich einer der Jungs anquatschen konnte, stürmte ich aus der Garderobe und verzog mich aufs Mädchenklo, wo ich meinen Tränen freien Lauf ließ. Ich wusch mir gerade das Gesicht
mit kaltem Wasser, als die Tür aufging. Da ich nicht wollte, dass mich jemand so sah, blickte ich stur auf das Waschbecken.
    Â»Charlie?« Das war Anne. »Geht es dir nicht gut?«
    Ich schüttelte den Kopf, wobei ich mir nicht sicher war, ob das nun »Ja« oder »Nein« heißen sollte. »Ist schon okay«, schniefte ich.
    Anne seufzte. »Finn?«
    Â»Er sieht mich nicht einmal mehr an!«, platzte es aus mir heraus. »Dabei habe ich nichts getan! Zumindest nicht das, wovon er glaubt, ich hätte es getan! Aber das kann ich ihm nicht sagen, weil er mir nicht zuhört. Er hört ja nicht mal Mehli zu, wenn es um die Fotos geht! Er ist einfach …« Wieder Tränen. So heftig, dass es mir die Stimme verschlug. Da war Anne plötzlich da und nahm mich in den Arm. Von ihr hatte ich diese Reaktion am allerwenigsten erwartet. Trotzdem - oder gerade deshalb - tat es gut.
    Â»Wir kriegen das schon hin«, sagte sie leise, während ich noch immer an ihrer Schulter schniefte. »Finn wird schon noch kapieren, was los ist!«
    Auch wenn ich ihren Versuch, mir Hoffnung zu machen, durchaus ehrenwert fand, fürchtete ich, dass Finn es vielleicht gar nicht kapieren wollte. Schließlich ließ Anne mich wieder los.
    Â»Genug gekuschelt. Wasch dir noch einmal das Gesicht und dann auf in den Kampf!«, meinte sie und klopfte mir auf die Schulter. »Wir haben eine Schlacht zu schlagen!«
    Â»Wir?«
    Sie zuckte die Schultern. »Vielleicht kann ich ja auch meinen Beitrag leisten.«
    Ich wollte sie gerade fragen, was sie vorhatte, doch sie kam mir zuvor. »Lass dich überraschen!«

    Für den Augenblick halbwegs getröstet, fühlte ich mich tatsächlich bereit loszulegen. Etwas zu tun zu haben, würde mich ablenken. Zum Glück kam heute Sophie zurück: Mom und Dad wollten sie vom Flughafen abholen, deshalb konnten sie nicht zur Vorstellung kommen. Anfangs war ich darüber enttäuscht. Nachdem jedoch klar war, dass wir heute zuschlagen würden, war ich erleichtert,

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