My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu
Hose. »Bis irgendwann vielleicht mal wieder.«
»Ey, man sieht sich«, erklärte Spucke-Boris und lieà einen neuen Flatschen auf den Zement klatschen.
Pablo bückte sich und zog seine Sneakers an. Dann warf er sich das Jackett über die Schulter und ging.
Ich brauchte einen Moment, bis ich aus meiner Erstarrung erwachte.
»He, Pablo!«, rief ich hinter ihm her. »Jetzt warte doch mal! Meinetwegen können wir heute noch... ins Kino...«
Aber Pablo hob nur, ohne sich umzudrehen, die Hand. Und dann war er hinter einem Lieferwagen verschwunden.
»Ey, läuft grad nicht so gut, was, ey?«, brachte sich Spucke-Boris in Erinnerung. »Aber stimmt schon, ist Hammer, der Typ. Echt, voll mit Anzug und so. Macht wohl ordentlich Knete da an der Fleischtheke. Cool. WeiÃt du, ob sie da noch einen Job haben? Wär vielleicht auch was für mich, was glaubst du, ey?«
»Bestimmt. Am besten gehst du gleich mal rein und fragst.«
»Echt, ey, mach ich.«
»Na dann los, bevor noch jemand anders kommt...«
»Nee, ey, mach ich Montag. Zieh ich mir andere Klamotten für an und so. - Und du? Was machst du jetzt?«
»Ich geh nach Hause, das mach ich.«
»Hammer, ey. Sauer, was? Weil dein Macker abgehauen ist, logo. Aber shit happens, ist so. Dumm gelaufen.«
»Für dich läuft auch gleich was ganz dumm!«
»Voll sauer, die Tucke, ey, echt! Mann, krieg dich wieder ein...«
Am Ende des Parkplatzes konnte ich plötzlich Pablos weiÃen Anzug sehen. Er stand einfach nur so da und lehnte an einem Laternenpfahl. Pablo natürlich, nicht der Anzug alleine. Und er guckte zu mir rüber.
»Du kannst das Klopapier tragen«, sagte ich zu Spucke-Boris und nahm meine Tüte und zog los.
»Ey, bin ich blöd, ey, oder was?«
»Ja«, sagte ich.
Spucke-Boris latschte mit dem Klopapier hinter mir, bis wir bei uns zu Hause waren. Und Moritz mit seinem Bike ankam und brüllte: »Beeil dich, Lulu, gleich gibtâs eine Doku im Fernsehen! Ãber Wilbär! Das ist der andere, also nicht Flocke, sondern der aus Stuttgart, der darf heute auch zum ersten Mal raus, und der hat auch seine Mutter noch und alles, und die darf mit raus, und wenn die dann beide drauÃen sind, dann werden sie fürs Fernsehen gefilmt, wie sie baden gehen und was sie so machen und alles! Bestimmt voll süÃ! Aber du musst dich beeilen, damit du den Anfang nicht verpasst!«
Kleine Verzögerung auf dem langen Weg zum Ende
I ch konnte nicht gerade behaupten, dass ich besonders gut geschlafen hätte. Was wahrscheinlich damit zu tun hatte, dass ich die halbe Nacht lang mit Alex im Freibad gewesen war. Das heiÃt, erst war ich mit Alex da. Später kam dann auch noch Pablo dazu. Und noch später der Fleischergeselle aus dem Supermarkt. Aber das war erst, als Alex schon ertrunken war und Pablo verzweifelt versuchte, die Krokodile davon abzuhalten, sich über Alexâ Leiche herzumachen. Wobei ich es von Anfang an ziemlich bescheuert fand, dass er dazu immer nur mit Moritzâ Fahrrad im Kreis um das Becken herumfuhr. Das interessierte die Krokodile nämlich überhaupt nicht. Genauso wenig wie die Tatsache, dass Pablo eine 1A-Bademeisterunifom anhatte (blendend weià natürlich!) und wie verrückt auf seiner Trillerpfeife blies. Weshalb es auch gut war, dass plötzlich der Schlachtergeselle auf dem Fünf-Meter-Turm auftauchte und mit seinen Hackebeilchen zielsicher ein Krokodil nach dem anderen erledigte.
Das letzte Krokodil erwürgte er dann mit bloÃen Händen, gerade als es sich aus dem Wasser schnellte und nach ihm schnappen wollte. Aber für Alex kam natürlich trotzdem jede Hilfe zu spät. Und ich fand es auch irgendwie fies, dass ich diejenige sein sollte, die seinen Eltern die schlimme Nachricht überbringen musste. Während Pablo immer noch im Kreis um das Becken kurvte, inzwischen allerdings mit dem Schlachtergesellen auf dem Gepäckträger.
Ich weià noch, dass ich sagte: »Nee, das mache ich nicht. Ich geh da nicht hin. Ich weià ja gar nicht, wo Alex überhaupt gewohnt hat. Und vielleicht hat er auch gar keine Eltern oder so.«
Aber Pablo meinte nur: »Er war dein Freund. Also musst du auch dahin. Das gehört sich so. Und zieh dir was Vernünftiges an! Wenn du willst, leihe ich dir auch meinen Anzug.«
»Genau!«, brüllte der Schlachtergeselle. »Du hast nämlich mit ihm
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