My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu
Würstchen.«
»Und was ist mit den leckeren Fleischbällchen bei IKEA?«
»FLEISCHbällchen, du sagst es doch gerade selber!«
»Also nicht. Aber Burger, oder?«
»Auch keine Burger. Da ist zwar nicht unbedingt Fleisch drin, sondern Sägespäne und Knochenreste und Fischmehl, aber trotzdem nicht. - Nein, warte!«, sagte ich schnell, weil ich genau wusste, was als Nächstes kommen würde. »Ein Vegetarier isst auch keinen Döner.«
Moritz schien einen Moment angestrengt nachzudenken. Aber dann kicherte er plötzlich.
»Mann, Leute, stellt euch mal vor, Tutnix wäre ein Wegedingsda! Dann hätte er ja echt keine Chance!«
»Wem sagst du das«, nickte mein Vater und streichelte Tutnix über den Kopf, als hätten wir gerade sein Todesurteil verkündet. Und zwar nicht nur das von Tutnix, sondern auch gleich das von meinem Vater.
»Du weiÃt, dass sie in Asien Hunde essen, oder?«, fragte ich Moritz.
»Echt?«, rief Moritz entsetzt. »Stimmt das?«, wollte er von meinen Eltern wissen.
Mein Vater verdrehte die Augen und brachte den Rest von seinem Mett zurück zum Kühlschrank.
Es war tatsächlich so, dass er seinen Erziehungsauftrag öfter mal sträflich vernachlässigte. Ich meine, man kann doch nicht einfach gar nichts sagen, nur weil das Thema vielleicht nicht ganz kinderfrei ist! Aber meine Mutter war in Sachen Erziehung kaum besser, wie ich gleich darauf feststellen musste.
»Was wollen wir heute eigentlich machen?«, unternahm sie den kläglichen Versuch, die für Moritz so dringend notwendige Aufklärung einfach unter den Tisch zu kehren. »Ich hätte richtig Lust, irgendwas zu machen! Und ihr?«
»Wir müssen Fernsehen gucken«, rief Moritz sofort. Er hatte eindeutig schon wieder vergessen, dass Tutnix in einigen asiatischen Ländern gerade, in blutige Scheiben geschnitten und mit Petersilie verziert, vor uns auf dem Teller liegen würde (falls sie in Indien überhaupt Petersilie haben, sonst natürlich ohne!).
Jetzt ist wieder Flocke dran, war mein erster Gedanke, während ich mich gleichzeitig fragte, ob es nicht langsam höchste Zeit war, Moritz für die nächsten zwölf Monate einfach mal Fernsehverbot zu erteilen. Bis sich Flocke und Kollegen endgültig aus dem Kleinhirn meines Bruders verabschiedet hätten. Wobei das natürlich auch das Verbot jeder Zeitungslektüre bedeutet hätte (neue Fotos von Flocke mit dümmlichen Texten über Flocke!). AuÃerdem hätte Moritz nicht mehr auf die StraÃe gedurft (Flocke-Werbung auf LitfaÃsäulen und Reklametafeln) und auch nicht mehr in den Supermarkt (Flocke-Werbung auf Klopapierrollen!). Und Kakao hätte er auch nicht mehr trinken dürfen (Flocke-Preisrätsel auf der Kakaotüte!). Ãberhaupt wäre wahrscheinlich ein generelles Kontaktverbot mit Gleichaltrigen angebracht gewesen (Flocke-Fans in Moritzâ Klasse!) sowie mit ungefähr neunzig Prozent der restlichen Bevölkerung (noch mehr Flocke-Fans!). Und ich musste zugeben, dass auch meinen erzieherischen MaÃnahmen da deutlich Grenzen gesetzt waren.
Aber ich hatte mich ohnehin geirrt. Es ging Flocke gar nicht um Moritz, äh, Quatsch, Moritz nicht um Flocke, meine ich natürlich, sondern um - Dirki!
»Dirki macht eine neue Show«, krähte Moritz begeistert, »und die kommt heute zum ersten Mal! Das müssen wir unbedingt sehen! Die anderen in meiner Klasse gucken das auch alle!«
»Wer?«, fragte mein Vater deutlich irritiert vom Kühlschrank her.
»Die anderen in meiner Klasse!«
»Nein, wer macht die Show?«
»Dirki! Kennst du nicht? Mann, Papa, den musst du aber echt kennen, der ist total gut! So ein kleiner Dicker, und total lustig, voll cool! Und unsere Lehrerin hat gesagt, der wäre auch gar nicht blöd oder so, sondern echt schlau, der tut nur so blöd, weil das lustiger ist! Und jetzt macht Dirki eine Show, die heiÃt âºDumm gewinntâ¹, und da braucht man nur zu raten und kann eine Million gewinnen, ist doch echt gut, oder?! Vielleicht hat er auch wieder seinen komischen Anzug an und den Tropenhelm auf dem Kopf, den hatte Dirki nämlich auf, als er das Dschungel-Camp gemacht hat, das war er nämlich auch und...«
»Moment mal«, versuchte ich entsetzt, den Redefluss meines kleinen Bruders zu stoppen. »Meinst du etwa... Dirk Bach?«
»Klar, Dirki, sag ich doch!
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