My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu
Gehirn auf Hochtouren laufen und es trotzdem nicht schaffen, auch nur eine halbwegs vernünftige Idee zu produzieren. So wie Tom Cruise eben. Der sperrt ja grundsätzlich den Mund auf, egal ob er gerade nur mit den Fingerspitzen an einer Felswand baumelt oder in der Bar eine Frau anbaggert oder auch einfach nur mitten in New York in ein Taxi steigen will.
»Furchtbar«, kicherte ich. »Hör bloà wieder auf, sonst fange ich an zu schreien!«
Inzwischen waren wir an der Kasse angekommen. Ich packte meine gesammelten Einkäufe auf das Förderband. Die Kassiererin auf ihrem Drehstuhl musterte skeptisch die Mischung aus Klopapier, WC-Frei, Schokomüsli und Lakritzschnecken.
»Ist unser Abendessen«, erklärte Pablo. »Und als Nachtisch probieren wir heute mal âºKastanienbraunâ¹.« Er zeigte auf die Packung mit dem Haarfärbemittel. »Letzte Woche hatten wir âºKarottenrotâ¹, aber das kam nicht so gut.«
Die Kassiererin liftete ihren Hintern ein Stück, um einen besseren Blick auf Pablos Boxershorts werfen zu können.
»Ich fürchte, da kam in letzter Zeit einiges nicht so gut bei Ihnen«, meinte sie dann ganz ernsthaft. »Vielleicht sollten Sie doch mal überlegen, ob Sie Ihre Ernährung umstellen. Manchmal hilft das.«
Pablo grinste. Aber ich merkte ganz deutlich, dass ihm ausnahmsweise kein guter Spruch als Erwiderung einfiel.
»Ich kümmere mich drum«, versprach ich schnell. Und dann beugte ich mich vor und flüsterte: »Sagen Sie lieber gar nichts mehr. Er ist ein bisschen...« Ich wedelte mit der Hand vor dem Gesicht rum.
»Verstehe«, nickte die Kassiererin. Und nachdem sie mir mein Wechselgeld rausgegeben hatte, setzte sie noch leise hinzu: »Passen Sie auf sich auf, Kindchen. Mit solchen Typen kann es böse enden.«
»Mann, wie war die denn drauf?«, fragte Pablo, als wir durch die Drehtür nach drauÃen kamen.
»Man kann es ihr nicht unbedingt übel nehmen, oder?«, fragte ich zurück.
»Stimmt auch wieder - he, guck mal da!«
Pablo steuerte ohne ein weiteres Wort auf die Reihe der Einkaufswagen zu.
Alex hatte den weiÃen Anzug einfach über den erstbesten Wagen geworfen. Und gerade hatte ihn der Typ entdeckt, der die Einkaufswagen auf dem Parkplatz einsammelte.
Er hielt die Hose an sich, um zu gucken, ob sie ihm passen könnte.
»Finger weg«, hörte ich Pablo sagen, »das ist meine.«
»Und wieso liegt sie dann hier drauÃen?«, wollte der Typ wissen (war wohl ein echt cleveres Kerlchen!).
»Weil ich mich immer ausziehe, wenn ich in den Supermarkt gehe«, erklärte Pablo. »Ich will ja schlieÃlich nicht, dass meine Sachen irgendwelche Flecken abkriegen, oder so. Ist doch logisch, oder?«
Er nahm dem Typen die Hose aus der Hand und schnappte sich sein Jackett. Der Typ starrte ihn mit offenem Mund an.
»Also, was ist jetzt mit Kino?«, fragte Pablo. »Ich verspreche auch, dass ich was anderes anziehe.«
»Heute nicht«, sagte ich. »Weil ich...« Und dann fiel mir keine Begründung ein. Jedenfalls keine, die irgendwie glaubwürdig klang. »Ein anderes Mal, okay?«
Pablo zuckte mit der Schulter.
»Du weiÃt, dass du mich damit in ziemliche Gefahr bringst, oder? Wenn du nicht mit mir ins Kino gehst, muss ich mich mit Alex besaufen. Willst du das wirklich?«
Aber ich kam nicht mehr dazu, ihm eine Antwort zu geben. Weil im gleichen Moment ein Spuckeflatschen neben mir landete.
»Ey, ist er das? Ist ja der Hammer!«
Spucke-Boris! Der tatsächlich auf mich gewartet hatte. Und jetzt spuckend einen Kreis um uns drehte und noch mehrfach wiederholte: »Hammer, echt, ey. Ist das erlaubt, so rumzulaufen? Und auf so was stehst du, ey?« Offensichtlich machte ihm die Tatsache Mut, dass Pablo kein Fleischerbeil in der Hand hatte. Und auch sonst nur irritiert zwischen Spucke-Boris und mir hin- und herguckte.
»Bin übrigens Boris«, stellte er sich dann vor. »Hab schon von dir gehört. Du arbeitetest da also, was? Fleischtheke und so, Beilchen und immer zack, zack, zack, was? Wie bei Bloody Hatchet, kenn ich. Guter Film! Wollte ich mir heute noch mit Lulu angucken.«
»Warte mal«, versuchte ich ihn zu stoppen, bevor Pablo auf irgendwelche falschen Gedanken kommen konnte. »Also...«
Aber Pablo war schon auf die falschen Gedanken gekommen.
»Schon kapiert«, sagte er und stieg in seine
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