My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu

irgendwelche komischen Vögel steht, die er nachts immer im Pool ertränkt, Turakos, heißen die Vögel! Sie gehören zu den Papageienfressern, und wenn ihre Federn nass werden, läuft der Farbstoff raus und dann ist das Wasser knallrot und da badet Alex dann drin...«
    Mein Vater tippte sich an die Stirn.
    Â»Weißt du, was dein Problem ist?«, fragte er. »Du hast zu viel Fantasie! Und du solltest vielleicht lieber mal versuchen, ein bisschen von deiner Fantasie für die Schule zu nutzen! Für Englisch zum Beispiel, da sieht es ja wohl mit deiner Note immer noch nicht umwerfend aus, oder?«
    Â»Ich kann dir sagen, was mein Problem ist«, nahm ich den Faden auf, »dass mein Englischlehrer null Fantasie hat, das ist mein Problem. Eins von meinen Problemen, über die andern will ich lieber gar nicht reden.«
    Â»Ich verstehe dich nicht«, stöhnte mein Vater (aber immerhin fing er jetzt schon mal an, das Auto zu wenden, bevor uns Alex’ Killervater womöglich noch die Polizei auf den Hals hetzte). »Da hast du endlich mal einen Jungen kennengelernt, mit dem man sich gut unterhalten kann, und dann...«
    Â»Will ich ihn nicht gleich heiraten und kleine Metallica-Fans mit ihm machen, meinst du das?«
    Â»Unsinn! Natürlich nicht, aber wenigstens...«
    Â»Wenigstens ist nicht genug«, erklärte ich. »Das ist genau der Punkt.«
    Mein Vater zuckte ratlos mit den Schultern.
    Â»Er hat übrigens noch nicht mal versucht, mich zu küssen«, sagte ich.
    Â»Jetzt tu nicht so«, erklärte mein Vater. »Du weißt genau, was ich meine.«
    Â»Ja, du hast es echt schwer«, gab ich ihm recht. »Dein einziger Sohn wird wahrscheinlich mal ein Eisbär, und deine Lieblingstochter ist eine Vegetarierin, die Millionärssöhnchen doof findet und jetzt nur noch ins Bett will. Damit sie morgen fit für Englisch ist, du weißt schon, da ist ihre Note nämlich nicht unbedingt die beste. Woran aber nicht deine Tochter schuld ist, sondern nur der Englischlehrer, der nämlich was gegen Eisbären hat, weshalb du dringend mal mit ihm reden müsstest, nicht dass er eines Tages noch Moritz als Schüler kriegt und wir dann wirklich ein Problem haben!«
    Â»Ich geb’s auf«, sagte mein Vater und war eindeutig am Ende seiner Kräfte. Sodass er mir fast schon wieder leidtat.
    Â»Mach dir nichts draus«, erklärte ich und klopfte ihm aufs Knie. »Nicht verzweifeln. Alles wird gut, Papa!«
    Â»Das will ich hoffen«, sagte er und bog in unsere Straße ein.
    Ich auch, dachte ich. Und bevor ich wie tot ins Bett fiel, schaffte ich es gerade noch, mir ein Stück Papier zu nehmen und meine Liste aufzuschreiben:
    Â 
    Warum es absolut unmöglich ist, dass Alex jemals mein Freund wird.
    Mit einer letzten Ergänzung:
    7. Weil schleimende Millionärssöhnchen nun mal gar nicht infrage kommen!

Der zweite Höhepunkt
    Es war Dienstag. Die ersten beiden Stunden waren gerade vorbei und ich stand mit Angel, Birdie und Bitchie in unserer Ecke hinter der Turnhalle.
    Meine sogenannten allerbesten Freundinnen schlürften weißen Tee und warteten darauf, dass ich ihnen Bericht erstattete. Ich schlürfte ebenfalls weißen Tee und betrachtete den Marienkäfer, der an Angels Turnschuh nach oben kletterte.
    Â»Und?«, fragte Angel.
    Â»Was ist jetzt?«, fragte Birdie.
    Â»Erzählst du uns vielleicht auch endlich mal was?«, fragte Bitchie.
    Â»Glaubt ihr, dass Marienkäfer glücklich sind?«, fragte ich.
    Â»Hä?«, machten Angel, Birdie und Bitchie im Chor.
    Â»Ich meine ja nur«, sagte ich. »Wenn sie zum Beispiel gerade an einem Paar verschwitzter Chucks rumklettern, sind sie dann glücklich?«
    Ich zeigte auf Angels Turnschuh.
    Â»Iiiih!«, schrie Angel, als sie den Marienkäfer entdeckte. »Ein Tier!«
    Sie schüttelte panisch ihr Bein.
    Der Marienkäfer breitete die Flügel aus und flog davon.
    Â»Vielleicht ist Glück nichts anderes, als einem Marienkäfer bei seinem Flug hinterherzugucken«, philosophierte ich ein bisschen.
    Â»Sie spinnt«, erklärte Birdie schulterzuckend. »Aber das wissen wir ja schon länger.«
    Â»Oder sie ist verliebt«, stellte Bitchie kichernd fest. »Findet ihr nicht auch, dass sie irgendwie völlig weggetreten aussieht?«
    Â»Meine Chucks sind überhaupt nicht verschwitzt!«, beschwerte sich Angel empört.