My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht
sich selbst, während man das andere Bein wie eine Art Propeller bewegt. Das soll graziös aussehen, aber ich verliere dabei oft das Gleichgewicht, was
Mama rasend macht, weil sie mir schon x-mal gesagt hat, dass man sich bei den Drehungen auf einen festen Punkt konzentriert. Ich liebe Pirouetten, aber diese speziellen sind einfach nicht mein Ding.
Mamas Augen weiten sich überrascht, aber dann ist sie sofort Feuer und Flamme. Die ganze Zeit, während sie mich mit den Fouettés quält, starre ich in den Spiegel, um Ix ja nicht zu übersehen. SchlieÃlich bemerkt Mama, dass ich nicht wirklich konzentriert bin, und entscheidet, dass wir genug für heute trainiert haben.
Ich widerspreche und gebe vor, eine zweite Chance zu wollen, weil ich heute so schlecht war, doch Mama hat ihren Entschluss gefasst.
»Was ist nur heute mit dir los?«
»Nichts, gar nichts«, flunkere ich.
Innerlich fluchend folge ich Mama in die Umkleidekabine und nehme mir vor, beim Duschen lange herumzutrödeln. Aber selbst wenn Ix jetzt auftaucht - wie sollte ich den Schlüssel unbemerkt zurück in Mamas Spind schaffen?
Ich dusche, bis meine Haut schrumpelig wird, und zermartere mir das Hirn nach einer Lösung, finde aber keine.
Mama steht kopfschüttelnd vor der Bank, auf der sie den Inhalt ihrer groÃen Tasche verstreut hat, und durchsucht hektisch jede Falte im Leder. »Das gibtâs doch nicht«, murmelt sie. »Ich weià genau, ich habe den Schlüssel dabeigehabt.«
Sie schaut mich an. »Kannst du dich erinnern, wo ich meinen Schlüssel hingetan habe?«
Oh ja, und ich könnte dir sogar sagen, dass ich ihn geklaut habe, doch das schaffe ich nicht. Ich verfluche Ix zum tausendsten Mal. Das alles ist allein seine Schuld!
Ich schaue Mama besorgt an. »Hast du ihn vielleicht zu Hause liegen lassen?«
»Nein, sicher nicht. Ich bin doch mit dem Rad hergefahren und der Radschlüssel ist ja auch an dem Bund!« Sie wühlt in dem Haufen aus Parfumpröbchen, Lippenstiften, Notizbüchern, gammeligen Bonbons, Kugelschreibern und Taschentüchern.
Oh Mann, daran habe ich noch gar nicht gedacht, ohne Schlüssel können wir nicht mal mit den Rädern heimfahren! Ix, du Hund, wo bleibst du blo�
»Wie schlieÃen wir jetzt die Schule ab? Solange ich nicht weiÃ, wo mein Schlüssel ist, möchte ich Marion auf keinen Fall verrückt machen.« Sie lässt sich auf die Holzpritsche vor den Spinden sinken.
»Er wird schon wieder auftauchen, Mama! Ganz bestimmt!«
»Ich muss ihn verloren haben, aber wo?« Mama runzelt die Stirn und überlegt.
Ich setze mich neben sie, fühle mich wie eine falsche Schlange und nehme ihre Hand. »Vielleicht ist er nur aus der Tasche gefallen und liegt irgendwo. Mit einem herumliegenden Schlüssel kann niemand etwas anfangen, schlieÃlich steht keine Adresse drauf. Ganz bestimmt wird er im Fundbüro abgegeben.«
»Nele, du bist eine Optimistin. Mag ja sein, dass du recht hast, aber was machen wir mit der Schule? Ich kann nicht gehen, ohne abzuschlieÃen!«
»Und wenn wir doch Marion anrufen? Wir könnten sagen, dass du den Schlüssel daheim vergessen hast. Als wir heute Abend kamen, standen ja alle Türen offen. Da hast du es eben erst jetzt bemerkt, dass du nicht absperren kannst.«
»Aber wenn der Schlüssel doch weg ist, stehe ich doppelt
verlogen da. Das geht auf keinen Fall. AuÃerdem bringen Lügen nichts, ich werde Marion die Wahrheit sagen.«
»Aber was ist denn die Wahrheit?«, protestiere ich wütend, weil mir vor lauter Anspannung fast übel ist. »Du weiÃt doch gar nicht, was mit dem Schlüssel ist!«
»Aber Schätzchen, du bist ja ganz blass. Beruhige dich, es ist mein Schlüssel, und soo schlimm ist es auch wieder nicht, nur eben lästig. Los, rufen wir Marion an.« Sie packt alle ihre Sachen zurück in die Tasche, dann lächelt sie plötzlich. »Himmel, was ich für einen Kram mit mir herumschleppe. Bringst du mir bitte mal den Mülleimer, Nele?« Ich hole den Eimer, der in der Ecke bei dem einzigen Föhn steht, und stelle ihn neben die Bank.
Ich hasse Ix, ich werde ihm die Freundschaft kündigen, wenn er mir jemals wieder unter die Augen treten sollte, werde ich ihn vierteilen â¦
Es klopft an die Garderobentür.
»Hallo, seid ihr da drin?«
Es ist Ix!
»Ja, komm ruhig rein«, ruft Mama.
Ix
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