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My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht

Titel: My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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den Holzboden gelegt habe, mit einem orangen Flokati als Tagesdecke. Mama findet es scheußlich, unhygienisch. Die Kuscheltiere, die bis vor Kurzem auf meinem Bett saßen, habe ich auf dem Flohmarkt verkauft, nur meinen abgeschmusten weißen Eisbären Lanzelotter habe ich behalten. Die Wände habe ich vor ein paar Wochen weiß gestrichen, weil ich die Tapete mit den kleinen hellrosa Rosenranken nicht mehr sehen konnte. Zuerst fand ich das Weiß sehr schön, aber jetzt kommt es mir ziemlich kalt vor. Vielleicht sollte ich eine Wand dunkellila streichen oder einen Spruch draufsprühen. Poster will ich keine aufhängen, das passt jetzt nicht mehr zu mir.
    Natürlich habe ich gestern Abend noch an Sonny gemailt und jetzt kriege ich so eine Antwort:
    Aloha Neelchen,
    du trainierst den Erzfeind und kannst dafür sorgen, dass ihre Vorführung echt mies wird. Ist doch supaa! Denk drüber nach, wie du ihre Nummer so richtig vermasselst.
    Kapiere gar nicht, warum es dich so fertigmacht, dass Ix die olle Isa anschwärmt. Keine Sorge, der
kriegt sich schon wieder ein. Außerdem: Ist Isa überhaupt scharf auf ihn?
    Â 
    Â 
    Ich wurde übrigens gerade von einem Kookaburra geweckt, einem Lachvogel, der morgens und abends Rufe ausstößt, die wie Lachen klingen. Die Aborigines erzählen sich, dass der Gott Bayame den Kookaburras befohlen hat, so laut zu lachen, damit die Menschen aufwachen und den Sonnenaufgang nicht verpassen...
    An dieser Stelle würde ich die Mail am liebsten löschen. Sonny schreibt vom lustigen Lachvogel, während hier alles drunter und drüber geht? Liegt das an der Hitze im Regenwald? Oder hat sie ein Skorpion gebissen?
    Ich wollte, dass sie schreibt: »Nele, das ist ja alles schrecklich, gaaanz furchtbar, du Ärmste!«
    Ich starre in den Laptop auf meinem Schoß und frage mich, was ich Sonny antworten soll. »Danke für dein Mitgefühl?« Das klingt allerdings scheußlich heulsusig.
    Während ich die Tastatur anstarre, sehe ich Isa, wie sie Ix küsst und er rosa wird. Ich sehe, wie er sie mit den Augen verschlingt, und ich höre, wie er sie fragt, ob sie nicht in seiner Band mitmachen will.
    Warum? Warum, warum? Was findet er nur an ihr? Okay, sie singt gut, aber ich singe auch nicht schlecht, und tanzen kann ich viel, viel besser als sie.
    Doch ausgerechnet Isa bewirbt sich um das Stipendium.
    Isa.
    Wie klänge: Nele bewirbt sich …
    Stopp, nein, völliger Quatsch! Man muss schauspielern. Man muss vor allem die Bühne lieben.
    Und wenn ich …

    Nein, das kannst du sowieso nicht. Nie.
    Nie?
    Vergiss es. Man muss sich was trauen.
    Traust du dich, Nele?
    Ich trete vor den großen Ikea-Spiegel und betrachte mich. Wie es wohl ist, wenn man von Hunderten von Menschen angeschaut wird? Kann ich das aushalten, Blicke, die meinen Körper abtasten, die in meinem Gesicht nach Gefühlen suchen, die von meinem Gesang erwarten, dass er sie verzaubert?
    Was, wenn man einen Fehler macht? Das Publikum sieht alles, es merkt, wenn man den Ton nicht trifft oder den Text vergisst, es kann einen ausbuhen.
    Ich bin durchtrainiert, aber unscheinbar. Na gut, Letzteres kann man mit Make-up ändern oder mit prächtigen Kostümen. Das ist nicht das Problem.
    Und wie es wohl wäre, wenn es den Menschen im Publikum gefiele, was sie da sehen? Wie es wohl wäre, tosenden Applaus zu bekommen, und dann wirft mir jemand Rosen auf die Bühne...
    Unwillkürlich verneige ich mich leicht.
    Â»Margot-Emanuelle, komm essen!« Mama klingt gereizt. Offensichtlich habe ich frühere Rufe überhört.
    Du und deine Hirngespinste, Nele, schimpfe ich mich, während ich in unsere große Wohnküche renne.
    Missbilligend starrt Mama mich an. »Bist du taub, oder was?«, schimpft sie und zeigt mit der Suppenkelle auf den Tisch. »Setz dich.«
    Es gibt Gemüsesuppe, ich hasse Gemüsesuppe. Hoffentlich gibt’s danach wenigstens Pfannkuchen. Leider kann man sich bei Mama nicht darauf verlassen, sie kocht sehr unterschiedlich, je nach Laune.

    Sie klatscht die Suppe in die Schale und stellt sie vor mich hin. Unauffällig schiele ich zur Anrichte, kann aber keinen Pfannkuchenteig entdecken, der steht sonst immer schon da.
    Urplötzlich überfällt mich das schlechte Gewissen. Wenn Mama wüsste, was ihre Tochter hinter ihrem Rücken treibt...
    Â 
    Â 
    Â»Meinst du, ich sollte in die Jury?«, fragt sie

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