Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht

Titel: My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
Vom Netzwerk:
unvermittelt mitten in meine Überlegungen hinein.
    Â»Nein, bloß nicht!«, rutscht es mir heraus.
    Das bringt Mama dazu, den Suppenlöffel hinzulegen und mich erstaunt zu mustern.
    Â»Warum denn nicht?«
    Â»Weil, weil, weil…«, stammle ich und befürchte, dass ich allmählich wirklich anfange zu spinnen. Letzten Endes werde ich mich doch sowieso nie an der Musicalschule bewerben. Denk dran, Nele: Schauspielerei! Improvisation! Singen! Soll Mama also ruhig in der Jury sitzen. Vor allem wird sie Isa bestimmt durchfallen lassen.
    Â»War nur ein Witz. Ich glaube, Ivana Lake würde sich wunderbar in der Jury machen. Sagst du dort dann auch jedem die Wahrheit?«, frage ich.
    Mamas Gesicht verzerrt sich, als hätte sie auf eine Glasscherbe gebissen.
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Es war nur ein blöder Spruch, sonst nichts!«
    Â»Wie hast du das mit der Wahrheit gemeint?«
    Ich weiß nicht, welcher Teufel mich da geritten hat, das zu sagen. In Zankereien mit Mama ziehe ich ständig den Kürzeren und vermeide darum Diskussionen mit ihr, so gut es nur geht. Ich richte mich auf, atme tief durch und wage es doch.

    Â»Mit deinem Wahrheitsfimmel vergraulst du doch alle.«
    Ihre grauen Augen werden zu Stahl.
    Â»Was du Wahrheits fimmel nennst, nenne ich eine Tugend. Weißt du, wie es ist, wenn dein Mann tot ist und dir die Ärzte wieder und wieder sagen: ›Ach ja, das mit Ihrem Rücken und dem Knie, das wird schon wieder, das heilt bestimmt, es dauert nur ein bisschen‹? Dann hofft man ewig, statt sich rechtzeitig nach anderen Lösungen umzuschauen. Was bringt das? Wem nutzt die fromme Lüge? Von dir, mein Fräulein, erwarte ich darum Aufrichtigkeit.«
    Ich hasse es, wenn sie »mein Fräulein« sagt, und es macht mich fertig, dass sie jedes Mal, wenn ich mich mal traue, ihr zu widersprechen, mit Papas Tod oder dem Ende ihrer Karriere argumentiert. Was kann ich dagegen schon sagen? Aber heute gebe ich nicht so schnell auf.
    Â»Doch es ist nicht deine Aufgabe, wenn du Katalogbestellungen entgegennimmst, brutal ehrlich zu sein, oder?«
    Sie zögert einen Moment und scheint wirklich über meine Worte nachzudenken. »Du findest meine Offenheit brutal?«
    Â»Wo wir gerade schon mal dabei sind, ich finde es auch ziemlich blöd, dass du als Putzfrau arbeitest, anstatt Unterricht zu geben.«
    Jetzt steht sie auf, zieht ihren Rock glatt und verlässt die Küche.
    Â»Und einfach so mitten im Gespräch wegzugehen, ist gemein«, rufe ich hinter ihr her.
    Sie kommt widerstrebend zurück. »Es tut mir leid, dass du das so siehst. Aber der einzige Mensch, den ich unterrichten möchte, bist du. Ich will keinen anderen jungen Tänzerinnen mit gesunden, geschmeidigen Gliedern beim Trainieren zusehen.« Sie wirft energisch ihre rote Mähne
in den Nacken und verschwindet stolz in ihrem Schlafzimmer.
    Ich sitze vor der mittlerweile kalten Suppe und wünschte, ich könnte mit Sonny weit weg in Papua-Neuguinea Lachvögel beobachten oder wenigstens in der halbwegs normalen Familie von Ix leben. In einer Familie, die nie von Unfällen und Tod heimgesucht wurde und die Schmerz nur als ein körperliches Symptom kennt, wogegen es glücklicherweise Aspirin gibt. Ich lege den Löffel weg und räume die Teller in die Spülmaschine. Unsere Wohnung kommt mir wie ein Gefängnis vor.
    Ich muss RAUS hier!

8. Transformation (Beauty and the Beast)
    D raußen ist es warm. Meine braune Daunenjacke ist viel zu dick, ich ziehe sie aus, während ich runter zum Fluss gehe. Die wenigen weißen Wölkchen rasen über den saphirblauen Himmel und spiegeln sich auf dem schlammigen Fluss. Jetzt sehen sie nicht mehr wie fliegende Wattebäusche aus, sondern wie ertrinkende braune Badeschwämme.
    Ich würde am liebsten Ix fragen, was er davon hält, wenn ich mich auch um das Stipendium bewerbe. Doch ich erinnere mich nur zu gut daran, wie brüllend komisch er es fand, als ich mich mit Angela Merkel als Go-go-Girl verglichen habe, und da lass ich es lieber sein.
    Nein, ich glaube, wenn ich es tue, wenn ich mich wirklich um dieses Stipendium bewerbe, kann ich das nur heimlich tun. Dann ist es auch nicht so schlimm, wenn ich durchfalle, weil es niemand mitbekommt, nur Mama in der Jury. Nur Mama? Du lieber Himmel!
    Auf jeden Fall sollte ich die Prüfung schaffen, ich muss sie schaffen! Allein schon wegen Isa. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher