My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht
Pfannkuchen zum Nachtisch.«
Das ist ein Friedensangebot, dem ich nicht widerstehen kann.
Wir gehen zusammen in die Küche.
»Wo warst du?«, frage ich, weil keine Einkaufstaschen herumstehen.
»An Papas Grab.«
»Oh.«
»Ich musste nachdenken über das, was du mir vorgeworfen hast.« Sie schaltet die Herdplatte für den Suppentopf an, holt Eier aus dem Kühlschrank und schlägt sie etwas heftiger in eine Rührschüssel, als es nötig wäre. Während sie hektisch
Milch und Mehl und Zucker dazurührt, unternimmt sie mehrere nervöse Anläufe, etwas zu sagen. SchlieÃlich schafft sie es.
»Ich werde nicht unterrichten, denn das kann und will ich nicht, aber ich werde Marions Angebot annehmen und Jurymitglied werden. Ich wüsste nicht, was dagegen spräche. Es macht nicht viel Arbeit und ist eine Ehre.«
Noch bevor sie ihren Satz beendet hat, läuft ein Film in meinem Kopf ab. Ein Film in dramatischem Schwarz-WeiÃ. Sie, »DIE JURY«, sitzt da - Marion, Mama, der amerikanische Choreograf Jeff, Simon, der die Songs einstudiert, und Clarissa, die den Schauspielpart betreut. Sie alle sitzen an einem langen Tisch in Raum vier. Die Bewerber tanzen, spielen und singen vor und die Jury macht sich Notizen.
Dann wird es dunkler, und ich höre die Titelmusik von »Der weiÃe Hai«, den Song, bei dem man sofort weiÃ, dass gleich etwas Furchtbares passieren wird, bei dem man schon ahnt, wie sich gleich die spitzen weiÃen Haizähne durch einen Körper bohren werden.
Marion greift zu einem Blatt Papier, meinen Bewerbungsbogen, und ruft: »Die Nächste ist Nele Wagner.«
Ich trete zögernd vor. Mama kann es nicht fassen. Ihr entsetzter Blick trifft meinen, bringt mich zum Zittern, zum Beben. Ich knicke in mich zusammen. Ich weiÃ, ich kann es nicht tun, ich kann den einzigen Traum, den sie noch hat, nicht verraten. Es ist aus. Vorbei. »Ende« steht in Schnörkelschrift auf der Abblende meines Stummfilms.
Mama gibt mir einen groÃen Teller Suppe.
»Warum bist du so still?«
Ich muss mich räuspern, um einen Ton herauszubringen.
»Bin müde.«
Ich sehe sie an und werde urplötzlich wütend.
»Ziemlich mieses Renommee für eine Schule, wenn die Putzfrau in der Jury sitzt«, platzt es gehässig aus mir heraus, und ich erschrecke vor mir selbst. Warum tue ich das? Warum mache ich nicht einfach den Mund auf und sage ganz offen und ehrlich, was wirklich mein Problem ist?
Sie lässt den Schneebesen so abrupt in die Schüssel fallen, dass der Teig in dicken Tropfen über den Rand spritzt.
»In der Jury sitzt nicht die Putzfrau, sondern Ivana Lake.« Sie schaut sich die Bescherung an und murmelt: »... zumindest das, was von ihr übrig ist.«
Sie verlässt die Küche und hat wieder das letzte Wort. Sie ist die Königin des effektvollen Abgangs und ich hocke wie ein mickriges Würstchen da. Langsam stehe ich auf und putze die Teigspritzer weg.
Es kommt mir vor, als hätten wir vorhin genau die gleiche Diskussion geführt, und alles nur aus dem einen Grund: Weil ich so ein elender Feigling bin.
Warum habe ich mir in meinem kleinen Schwarz-WeiÃ-Film nicht ausgemalt, wie sich Mamas Augen vor Begeisterung weit öffnen, als mein Name aufgerufen wird? Wieso habe ich mir nicht vorgestellt, wie nach meiner Vorführung alle Jurymitglieder begeistert aufstehen, überwältigt klatschen und Mama zu mir beglückwünschen?
Weil ich ich bin.
Aber ehrlich gesagt, gehe ich mir gerade ziemlich auf den Wecker. Das kann so nicht weitergehen! Hey, ein Blatt fällt vom Baum und Nele überlegt es sich wieder anders. Nebenan hustet jemand und Nele denkt noch mal drüber nach.
Okay, ich weiÃ, was ich will: Ich will das Stipendium. Aber ich werde das niemandem auf die Nase binden. Wenn ich das Stipendium kriege, wird es mir auch gelingen, Mama zu überzeugen. Bestimmt.
9. Gotta go my own way (High School Musical 2)
W ährend ich im groÃen Trainingssaal auf Ix und Isa warte, zermartere ich mir den Kopf, ob ich Ix nicht doch von meinem Entschluss erzählen soll. Sonny meinte, das wäre viel besser, weil er mir bestimmt beim Singenüben helfen könnte. Aber das glaube ich nicht so ganz, denn Ix singt mit seiner Band Rap-Songs und würde mein »Ich hab getanzt heut Nacht« bestimmt ziemlich bescheuert finden. Na ja, wenn ich Glück hätte, würde es
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