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My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht

Titel: My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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das ist es, was ich nicht kann. Vor anderen singen, mich präsentieren. Ich bin eben doch nur ein kleines graues Mäuschen, genau wie Isa behauptet hat.
    Er setzt sich auf den Boden, kreuzt die Beine, lehnt den Rücken an die Wand. »Also, wo ist das Problem? Kannst du den Text nicht?«
    Â»Nein, äh...«, stottere ich, dann kommt mir endlich die rettende Idee, »ich brauche ein Playback!« Gott sei Dank, gut, dass mir das noch eingefallen ist.
    Er schüttelt den Kopf und lacht. »Blödsinn. Vor der Jury musst du a cappella singen, da geht nix mit Playback.«
    Â»Oh Gott.«
    Â»Wenn du wirklich Musicaldarstellerin werden willst, solltest du große Freude daran haben, dich zu produzieren.«
    Er steht auf und wirft sich in die Brust, breitet seine muskulösen Arme zum Port de bras aus, was in der Lederjacke irgendwie komisch aussieht, geht auf die strümpfigen Zehenspitzen, beginnt dann, mit absurd hoher Frauenpiepsstimme »Ich hab getanzt heut Nacht« zu singen, und dreht sich dabei um sich selbst durch den Raum.
    Abrupt bleibt er stehen und lächelt mich an. »War ich gut?«, fragt er.
    Ich schüttle den Kopf. Was wollte er mir damit sagen? Dass das Lied hoffnungslos altmodisch ist, oder dass es das Einfachste der Welt ist, es zu singen?
    Â»Dann mach’s besser.« Er kommt zurück zu mir und schaut mich auffordernd an.

    So, Nele, die Stunde der Wahrheit ist gekommen. Entweder du bringst es jetzt oder du lässt es. Ich hole tief Luft und versuche, meine Gesichtsmuskeln zu lockern, wie ich es im A-cappella-Chor der Schule gelernt habe. »Ich hab getaaanzt …«
    Oje, ich höre selbst, wie jämmerlich ich klinge. Das ist ja peinlich.
    Leo räuspert sich. »Wovor hast du Angst?«, fragt er.
    Ich kann nur mit den Schultern zucken.
    Â»Das ist keine Antwort.«
    Â»Tut mir leid.«
    Â»Nele, so wird das nichts. Du musst an deiner Stimme genauso arbeiten, wie beim Tanzen an deinem Körper. Du musst präsent sein. Wie beim Tanzen. Du kannst dich nicht mit hängenden Schultern hinstellen und herumpiepsen, du musst hier sein, den Raum für dich erobern .«
    Â»Das weiß ich.« Leo behandelt mich, als wäre ich ein Vollidiot.
    Â»Aber man sieht nicht , dass du es weißt!«
    Â»Dafür geht man ja dann auch auf die Schule, oder?«
    Er wackelt ungeduldig mit dem Kopf. »Ja, natürlich, aber einen Blumentopf, geschweige denn ein Stipendium, gewinnst du so nicht!«
    Was soll ich dazu sagen? Vielleicht sollte ich das Ganze einfach vergessen. Es war vermessen von mir zu glauben, ich hätte eine Chance, nur weil ich besser tanze als Isa. Obwohl ich harte Kritik von Mama gewohnt bin, ist meine Kehle wie zugeschnürt.
    Â»Hey, und wenn du empfindlich bist, dann ist dieser Beruf sowieso nichts für dich, denn für Heulsusen ist da wirklich kein Platz.«
    Â»Danke, ich werd drüber nachdenken«, quetsche ich aus
mir heraus, gehe dann zu meiner Tasche, feuere meine Legwarmer hinein und ziehe die Jeans über mein Trikot. Jetzt bloß nicht heulen.
    Leo kommt näher. »Sei doch nicht sauer. Wenn du willst, verrate ich dir ein paar Tricks.«
    Â»Und warum solltest du das tun?«
    Â»Weil ich nett bin, weil ich dich süß finde, weil ich sonst nichts zu tun habe, weil Mutter Teresa mein zweiter Name ist - such dir was aus!« Er grinst mich an.
    Ich verschlucke mich beinahe an meiner eigenen Spucke. Hat dieser coole Typ da gerade unter anderem gesagt, er fände mich süß? Ich muss mich verhört haben. Er kann doch nicht Nele Wagner gemeint haben.
    Â»Wusste gar nicht, dass Heilige neuerdings Lederjacken tragen, wenn sie die Menschheit retten.«
    Â»Muss ja nicht jeder auf den ersten Blick sehen, in welcher Mission wir unterwegs sind.«
    Â»Und was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    Â»Du könntest zum Beispiel als Erstes mit mir zusammen singen, dazu tanzen wir durch den Raum. Deine Aufgabe ist es, dabei so viel Raum wie möglich einzunehmen, mit der Stimme und mit deinen Schritten.«
    Unschlüssig schaue ich ihn an und frage mich, warum er mir helfen will. Aber gut, ich sollte diese Chance nutzen und üben. Also hole ich die Legwarmer wieder aus der Tasche und stülpe sie über.
    Er zieht seine Lederjacke und seine Strümpfe aus und geht in die Mitte des Raumes. Zögernd folge ich ihm, etwas unheimlich ist mir das Ganze schon. Er bedeutet mir, mich neben

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