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My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht

Titel: My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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dir so gepriesenen Wahrheit, die man unbedingt sagen soll?«
    Â»Aber ich habe dir immer die Wahrheit gesagt. Du bist ja durchaus gut, aber es wird für die Bühne nicht reichen, jedenfalls nicht für eine Solokarriere. Vielleicht für das Corps de ballet, ja, das vielleicht. Lange war mir das selbst nicht klar. Ich wollte es nicht wahrhaben. Dennoch hat mir das Training mit dir viel Freude gemacht.«

    Â»Freude gemacht!«, äffe ich sie nach. Am liebsten würde ich etwas zerschmettern, kaputt machen, wo reintreten. Was ist das eigentlich heute für ein Tag? Etwa der große Wir-machen-Nele-so-klein-mit-Hut-Tag?
    Â»Nele, mein Schatz, jetzt nimm es doch nicht so tragisch. Du wirst etwas anderes finden, das dir Spaß macht. Bibliothekarin vielleicht, du liest doch so gern, oder Sportlehrerin?«
    Ich muss hier raus, bevor ich ausflippe. Das darf doch nicht wahr sein! Meine eigene Mutter, die mich seit fünf Jahren auf eine Karriere als Primaballerina vorbereitet, kommt jetzt damit rüber, dass sie mich für eine Versagerin hält? Bibliothekarin, ja klar lese ich gern, und ich bin froh, dass es bei uns in der Stadtbibliothek so nette Bibliothekarinnen gibt, aber ich tue seit Jahren nichts anderes als tanzen - und ein bisschen singen. Und jetzt findet sie also, ich hab nicht genug Power für die Bühne? Prima, da kann sie sich mit Ix die Hand reichen. Vielleicht denkt Sonny das auch, vielleicht denkt es die ganze Welt. Leo musste sich ja auch soooo überwinden, Unscheinbare passen nicht auf die Bühne.
    Ich werd es euch allen zeigen, ich werd es euch so dermaßen zeigen! Dann, wenn ich aufgehört habe, zu heulen.
    Ich stürme in mein Zimmer, verrammle die Tür, kralle mich an meinen Teddy und bin derart wütend und traurig zugleich, dass ich das Gefühl habe, es zerreißt mich.
    Ich halte mir die Ohren zu, damit ich nicht höre, wie Mama gegen die Tür hämmert.
    Irgendwann gibt Mama auf und irgendwann sehr viel später werde ich ruhiger. Ich fühle mich innen wie aufgerieben und so erschöpft, als hätte ich drei Tage nonstop Training gehabt.

    Ich lege mich mitsamt den Klamotten auf den orangen Flokati und wünsche mir, dass wenigstens meine Träume mich irgendwohin entführen, wo die Welt schön ist.

14. Learn to be lonely (Phantom der Oper)
    A ls ich am nächsten Tag bei Morgengrauen wieder aufwache, bin ich erstaunt, dass ich noch lebe. Ich habe geträumt, ich wäre tot. Es war sehr erhebend, auf meiner eigenen Beerdigung zu sein, denn es waren viele Menschen da, sogar Papa. Einige haben sich geschämt, weil sie so gemein zu mir gewesen waren.
    Gut, ich lebe also, aber mein Kopf und alle Glieder tun mir weh, als würde ich eine Erkältung bekommen. Da hilft nur eine heiße Dusche. Beim Aufstehen fällt mein Blick auf den Zettel mit der Liste, die ich gestern geschrieben habe. Sie kommt mir jetzt ziemlich kindisch vor.
    Ich schleiche zur Dusche, in der Hoffnung, dass Mama es nicht mitbekommt. Meine Chancen stehen gut, sie scheint noch nicht aufgestanden zu sein. Der Blick in den Spiegel erstaunt mich über die Maßen. Ich hatte gedacht, ich wäre vergangene Nacht zu einer Greisin mit weißen Haaren geworden. Stattdessen sehe ich aus wie immer. Meine Augen sind nicht mehr geschwollen, meine Haare verwuschelt.
    Ha! Da kommt mir gleich eine Idee.
    Keine Primaballerina, keine langen Haare.
    Ich suche nach einer Schere, finde nur die kleine Nagelschere und schneide mir eine Strähne ab. Oh, das gefällt mir. Ich schneide weiter, obwohl es eher ein Säbeln ist, weil
die Schere viel zu klein ist. Es dauert ziemlich lange, bis ich fertig bin. Auf dem Badvorleger liegen meine Haare wie ein alter Hundepelz und im Spiegel sehe ich völlig anders aus. Ziemlich frech, weil die ungleichmäßigen Strubbel rund um meinen Kopf plötzlich meine paar Sommersprossen betonen. Der Knoten im Nacken dagegen hat so eine Ruhe in mein Gesicht gebracht. Was heißt »Ruhe«, Langeweile! Und jetzt, wo die Haare so kurz sind, sehen sie gar nicht mehr nach Ackerscholle im Regen aus, sondern nach Vollmilchschokolade. Ich klaube die Haare zusammen und werfe sie in den Mülleimer. »Ade!«
    Dann dusche ich, und es ist herrlich, kurze Haare zu waschen. Es geht viel schneller und nichts verheddert sich!
    Nachdem ich mich abgerubbelt und eingecremt habe, fühle ich mich schon ein winziges bisschen besser.
    Jetzt kann Mama

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