My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark

Stacheldraht oder altes Geröll steigen müsste, würde es ihn nicht davon abhalten, dem Ruf der Geschichte zu folgen.«
    Während sie spricht, rollt Nico mit den Augen wie eine alte Puppe, die hin und her geschwenkt wird.
    Ich versuche, mir vorzustellen, wie Nico den Spuren der Geschichte folgt. Vielleicht sieht sie dabei aus wie eine Großwildjägerin aus einem dieser altmodischen und bonbonfarbenen Hollywoodfilme. Bevor ich mir ausmalen kann, wie sie sich als Partnerin von Stewart Granger machen würde (ein gut aussehender Schauspieler, mit dem ihr neuer Vater nicht mal im Entferntesten eine Ähnlichkeit hat), ertönt hinter mir eine Stimme:
    Â»Na sieh mal einer an, wen man so alles trifft.«
    Diese Worte gehen mir durch Mark und Bein. Ist das etwa Mark? Ich drehe mich um.
    Thomas!
    Was macht der denn hier? Die Buchhandlung, in der er arbeitet, liegt doch am anderen Ende der Stadt. Na ja, fast. Spioniert er mir etwa nach?
    Nein, das ist unmöglich. Nur weil ich so scharf darauf bin,
Mark zu treffen, heißt das noch lange nicht, dass Thomas auch auf der Suche nach mir durch die Gegend läuft.
    Â»Hey!«, sage ich und zwinge mich zu einem Lächeln. Nicht weil ich Thomas ätzend finde. Nur ist es so, dass Bine und Nico mir wohl keine ruhige Minute lassen werden, wenn sie erfahren, dass ich ihn vor Kurzem ebenfalls kennengelernt habe - und dass ich ihnen nichts von ihm erzählt habe.
    Â»Was macht deine Zeichnung für den Wettbewerb?«, fragt er mich, ohne die beiden anderen auch nur eines Blickes zu würdigen. Bine und Nico klappen die Münder auf.
    Â»Die ist beinahe fertig«, antworte ich schnell, und bevor Nico und Bine den Mund aufmachen können, stelle ich sie gleich mal vor. »Das sind meine Freundinnen Bine und Nico. Bine und Nico, das ist Thomas aus der Buchhandlung mit dem Mangawettbewerb.«
    Â»Hey!«, sagt er zu ihnen, und sicher werde ich mir nachher anhören können, wie niedlich schüchtern er doch ist. Ich meine, klar, auf seine Art und Weise ist er niedlich, aber es ist nicht so, als würde Mark vor mir stehen.
    Bine und Nico lächeln ihn jedenfalls so an, als sei er genau der Traumtyp, auf den sie gewartet hätten. Bitte schön, ihr könnt ihn haben!
    Â»Ã„hm, also, ich wollte nur mal Hallo sagen«, presst er schließlich hervor und kratzt sich verlegen den Hinterkopf. Auf seinen Wangen bilden sich zwei rote Flecke, als er mich ansieht. »Ich hoffe, es hatte nichts mit mir zu tun, dass du letztens aus dem Laden gerannt bist.«
    Ich beobachte, wie Bine und Nico wieder verwundert den Mund aufreißen. Hoffentlich platzt es nicht aus ihnen heraus, dass ich eigentlich auf der Suche nach Mark war.
    Obwohl, warum sollten sie ihm das nicht sagen? Immerhin
ist doch nichts dabei, und ich kann suchen, nach wem ich will!
    Aber Bine und Nico bleiben stumm und gucken, als verstünden sie die Welt nicht mehr. Ist ja auch kaum zu glauben, dass ausgerechnet ich innerhalb von einer Woche zwei hübsche Jungs kennenlerne! Das passiert ja nicht mal den angesagtesten Mädchen der Schule.
    Â»Nein, das hatte nichts mit dir zu tun, mir ist nur plötzlich was eingefallen...« Ich bin nun mal keine besonders gute Lügnerin, also kann ich nur stammeln. »Ich meine … ähm... ich hatte was vergessen und musste es holen.«
    Wäre meine Tasche da noch immer verschwunden gewesen, hätte ich guten Gewissens behaupten können, dass mir eingefallen ist, wo sie gelegen hat. Aber Thomas ist anscheinend kein Junge, der auf komplizierte Erklärungen steht. Er wirkt nur unheimlich erleichtert, dass er nicht derjenige ist, der mich aus der Buchhandlung getrieben hat. Hoffentlich hat ihm sein Chef keinen Ärger deswegen gemacht. Vielleicht hat er uns ja beobachtet und dann nur gesehen, dass ich kehrtgemacht habe und aus dem Laden gestürmt bin.
    Â»Okay«, sagt er und blickt unsicher zu Bine und Nico, die ihn immer noch mustern wie einen seltenen Pilz, der plötzlich vor ihnen aus dem Boden wächst. »Dann sehen wir uns sicher wieder im Laden.«
    Â»Wenn ich mein Bild abgebe, bestimmt.«
    Er nickt, lächelt und zieht von dannen. Kaum hat er ihnen den Rücken zugekehrt, geht es los.
    Â»Das gibt es doch nicht!«, presst Nico hervor, nachdem sie ihm kurz hinterhergesehen hat. »Du reißt einen gut aussehenden Jungen auf und sagst uns nichts davon?«
    Ich muss doch bitten! Sehe ich aus wie eine